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Apotheker umgeht WhatsApp-Verbot

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Berlin -

Es war nie die große Masse seiner Kunden, die ein Foto ihres Rezepts vorab in die Apotheke geschickt haben. Aber die, die es genutzt haben, konnten sich immer diebisch freuen, wenn ihr Arzneimittel schon auf sie gewartet hat. Doch den WhatsApp-Service darf Apotheker Mark Mehlberg seinen Kunden jetzt nicht mehr anbieten. Aber der schlaue Inhaber hat einen Schleichweg gefunden.

Schon immer an IT interessiert, begann er selbst mit der Programmierung. Und mit der Hilfe eines Freundes schaffte er es in einem vergleichsweise ruhigen Notdienst tatsächlich, eine eigene App zu entwickeln. Schon am nächsten Tag wurden die Kunden auf der Homepage der Apotheke sowie auf Facebook und Instagram über die Neuerung informiert: „WhatsApp war gestern“, unser neues Tool 'WartsAb' steht jetzt zum Download bereit.“

„Meine neue App kann eigentlich nicht besonders viel“, gibt Mehlberg unumwunden zu. Das Ganze ist eher spielerisch angelegt. Über ein einfaches Strategiespiel kann der Patient herausfinden, welches Rabattarzneimittel seine Kasse eigentlich für ihn vorgesehen hätte, wenn es da wäre. Der eher informative Teil listet dagegen recht schmucklos die aktuellen Lieferengpässe. „An der Optik können wir noch arbeiten“, findet der Apotheker.

Die Kunden können nichts mehr vorbestellen und kommen mit ihrem Rezept in die Apotheke. Wenn sie Glück haben, ist das Medikament da, aber das Glück ist selbst defekt dieser Tage, Serotonin-Engpass in der Pharmazie. Aber deswegen heißt die App ja auch WartsAb. In der Apotheke werden die Kunden zu einer besonders gekennzeichneten Fläche geleitet, die sich leicht erhöht vor dem HV-Tischen befindet. Was das ist? Die Plattform natürlich, von dem aus die Patienten über ihre App (also darüber hinweg sprechend) mit dem Apotheken-Personal in Kontakt treten können.

Die Anwendung soll nur der Einstieg sein. Mehlberg plant, eine Oase des Wartens in seiner Apotheke einzurichten, mit Meditationskursen für mehr Gelassenheit im Alltag, einem Didgeridoo-Schnitz-Workshop in der Teeküche und vielen Spielen an frei zugänglichen Tablets in der Sichtwahl. Platz ist ja genug in der Apotheke, seit er seine Lagerfläche auf die Hälfte reduzieren konnte.

Wenn es Herrn Mehlberg wirklich gäbe, würde er vielleicht versuchen, für die Weiterentwicklung seiner App einen starken Partner zu finden. Denn Plattformen gibt es ja aktuell fast so viele wie Plattformnutzer. Weil sich das aber sehr bald ändern dürfte und zudem die Expopharm in Düsseldorf auf die Aussteller wartet, laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Mit unterschiedlichen Strategien in allen Lagern: Die Noweda testet das laufende System im Livebetrieb, Pro Avo will nicht zu früh präsentieren, um die Kunden nicht zu ermüden. Aber auf der Messe wird was gezeigt, Noventi hat den größten Stand. Derweil haben sich die kunterbuntgesunden Apotheken der Initiative angeschlossen.

Über die von ihm erfundene Plattform Curacado ist Apotheker Ralf König lose mit Pro AvO verbunden. Allerdings hat er sein Projekt an den Wort & Bild Verlag verkauft und jetzt sowieso andere Aufgaben: Er berät Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in Sachen E-Rezept.

Spahn hat es in dieser Woche mal wieder geschafft mit einer beiläufigen Bemerkung in alle Schlagzeilen zu kommen. Dass Krankenkassen 20 Millionen Euro für Homöopathika erstatten findet er „so okay“, um diesen Betrag möchte er nicht zu emotional streiten. Natürlich gibt es Gegenstimmen und wir haben diesem wundervollen Thema eine Episode in unserem Podcast WIRKSTOFF.A gewidmet. Und eine große Umfrage in den Apotheken gemacht, die bei den Kollegen von aposcope bestellt werden kann (kostenpflichtig).

Und jetzt bekommt auch noch der Gruß aus dem Bundesrat. Denn anders als Spahn und inzwischen die ABDA-Spitze kann sich die Länderkammer ein Rx-Versandverbot durchaus vorstellen. Ein entsprechender Entschluss wurde am Freitag verabschiedet. Die ABDA weiß nicht so recht, ob sie jetzt applaudieren darf, Rx-Versand-Petitionierer Bühler findet, dass das by the way eine Ohrfeige für die Standesvertretung ist. Die Großhändler haben sich im Nebenzimmer gefreut, dass vielleicht auch mal wieder über ihr Honorar gesprochen wird.

Denn die Lieferanten haben es auch nicht leicht und ständig Ärger mit den Defektlisten – die entsprechende App heißt HabsNicht. Und jetzt sollen sie auch noch Kühlprotokolle von den Apothekern verlangen, wenn diese kühlpflichtige Ware retournieren. Hurra, endlich ein bisschen Bürokratie!

Der wohltemperierte Transport zählt sicher nicht zu den Lieblingstischgesprächen der Versandapotheken. Aber auch die größte Thermostabilität nützt nichts, wenn wie jetzt bei der Shop-Apotheke das falsche Arzneimittel ins Päckchen gelegt wurde. Sollte nicht passieren, kann passieren. Die Frage ist dann immer, wie man damit umgeht.

Und dann gab es wieder dies: Ein Arzneimittel ist verfügbar und wurde auch korrekt transportiert – muss aber trotzdem zurück. NDMA, schon wieder. Diesmal startet die Rückrufwelle zu Ranitidin. Und sie hat's entdeckt. Wann der NDMA-Spuk endlich vorbei ist? WartsAb. Schönes Wochenende! Vielleicht sehen wir uns auf der Expopharm: Halle 3 / Stand E-07.

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