ApoRetrO – der satirische Wochenrückblick

Apotheker sind einfach die Besten

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Berlin -

Guten Abend meine Damen und Herren, ich begrüße Sie zur Tagesschau. Apotheker sind einfach die Besten. Pharmazeuten, PTA und PKA stemmen die Corona-Krise mit hohem Einsatz, viel Kreativität und Engelsgeduld. Am Abend will das Bundeskabinett darüber beraten, wie die Erfahrungen aus der Offizin bei der weiteren Lockerung der Corona-bedingten Beschränkungen helfen können. Zur Diskussion steht auch, ob alle Beschäftigten in Apotheken besonders ausgezeichnet werden sollen.“

[Einspieler Beitrag] Apotheken können nach Einschätzung des Bundesamts für Risikobewertung in vielfacher Hinsicht als Beispiel idealer Krisenbewältigung gesehen werden. Zeitgleich mit dem Ausbruch der Corona-Epidemie hierzulande haben die Apotheken unbürokratisch und fachmännisch Desinfektionsmittel in großen Mengen hergestellt und zu anständigen Preisen an die Kunden verkauft. Viele Betriebe haben auf eigene Kosten Plexiglasscheiben installiert, um die Patienten und sich zu schützen. Sie beraten, sie beruhigen und halten sich mit Drosten und ADHOC immer auf dem aktuellen Stand in allen Wissenschafts- und Praxisfragen.

Obwohl täglich Kontakt mit vielen Menschen besteht, die alle möglichen Bakterien und Viren in die Offizin schleppen, haben die Teams in den Apotheken mit ihren vorbildlichen Schutzmaßnahmen die eigene Ausfallquote fast bei Null gehalten. Sie haben nicht gejammert, ja nicht einmal den Applaus am Fenster gehört, weil sie zu beschäftigt mit der Versorgung der Bevölkerung waren.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte das „besondere Engagement“ und die „besonnen Leidenschaft“ der Apotheker, PTA, PKA, Botendienstfahrer und Reinigungskräfte in Apotheken in einer eigenen Videoansprache. „Und deshalb werde ich mich dafür einsetzen, dass jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin in Apotheken mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet wird“, kündigte die Regierungschefin an.

Doch dieser Apotheker winkt ab: „Das ist sehr nett von der Kanzlerin, aber dafür sind wir Apotheker hier. Wir können das und machen das gerne. So eine Herausforderung zu bestehen, ist Anerkennung genug.“ Und dann seien ja da noch die Peer-Brüder aus Südtirol gewesen, die frühzeitig ihre Erfahrungen mit den deutschen Kollegen geteilt und Checklisten und Materialien über APOTHEKE ADHOC zur Verfügung gestellt hatten. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kündigte an, dass man die Honorierung der Apotheken dennoch „sehr zeitnah an das Geleistete anpassen“ werde. Um 22.35 Uhr haben wir diese Tagesthemen für Sie: Einsicht bei den Krankenkassen: GKV will Retaxationspraxis grundlegend überdenken. [Ende Tagesschau]

Ganz so weit, die Apotheker so über den grünen Klee zu loben, ist die Tagesschau in Wirklichkeit noch nicht, aber die Richtung stimmt: In den 12-Uhr-Nachrichten vom 28. April hieß es doch tatsächlich: „Von Apotheken lernen, heißt siegen lernen – im Kampf gegen das Coronavirus.“ Es folgt eine minutenlange Lobpreisung. Und wenn Abda-Präsident Friedemann Schmidt bei seinem Aufritt ganz am Schluss des Beitrags etwas weniger miesepetrig über Qualifikation und Selbstverantwortung gesprochen hätte, es wäre ein voller Erfolg gewesen. Aber immerhin ein Anfang.

Dem Ende der strengen Ausgangssperren sehen die Apotheker eher mit Sorge entgegen. Als Fachleute wissen sie, was das für die Infektionskurve bedeuten muss. Vielleicht helfen ja die Masken, die jetzt verpflichtend sind. Was gilt dabei eigentlich für das Personal? In Bayern und Brandenburg gibt es noch Irritationen und manche PTA geht zum Durchatmen lieber einmal ins Backoffice.

Und welche Maske ist die beste? Selbstgenäht bringt fast so viel wie FFP2. Aber jeweils nur, wenn sie nicht zum Nießen abgesetzt werden (selbst gesehen). Apotheker würden ihr Team und ihre Kunden ja gerne allesamt mit Alltagsmasken ausrüsten, aber das ist manchmal gar nicht so einfach: „Hier werden meine Masken beschlagnahmt“, sagt ein Pharmazeut resigniert und zeigt das Video, als die Bundeswehr das Lager komplett ausräumt.

Noch eine gute Nachricht in dieser Woche: Die Botendienst-PZN ist da: 06461110 und im Feld „Faktor“ die Ziffer „1“ sowie bei „Taxe“ der Betrag „595“ – und schon gibt es den Spahn‘schen Botendienstzuschlag. Außerdem steigt wegen der „Corona-Preise“ bei Desinfektionsmitteln und den Ausgangsstoffen die Pflegepauschale, noch eine gute Nachricht.

Leider nicht besonders optimistisch ist der Pneumologe und Internist Dr. Kai-Michael Beeh – zumindest was die Entwicklung einer guten Therapie gegen Covid-19 betrifft. „Vergessen Sie die Arzneimittel“, sagt er im Video-Podcast WIRKSTOFF.A. Er rechnet damit, dass ein Wirkstoff gegen das neuartige Coronavirus früher verfügbar ist als eine effiziente Therapie. Und er spricht über die Maskenpflicht und Schnelltest. So viel sei verraten: Er findet es gut, wenn Apotheker solche Tests nicht verkaufen…

Was auch immer Apotheken verkaufen, sie sollten es richtig abrechnen. Auf jeden Fall nur abrechnen, was sie auch tatsächlich abgegeben haben. Denn die Ausrede, der komische Patient mit den zig Diabetesmittelrezepten sei zur Abholung nie mehr erschienen, man habe sich aber nichts dabei gedacht, also diese Ausrede verfängt vor Gericht nicht. Und dann hat man das Gegenteil einer Ausgangssperre: Die Betriebserlaubnis ist weg.

Noch ein Wort zur Tagesschau. Werden die ärztlichen Kollegen schon nervös, nur weil einmal die Apotheker gefeiert werden? Nein. Sie ziehen blank und drängen damit in die Öffentlichkeit, weil sie auf die fehlende Schutzausrüstung hinweisen wollen. Auch ein Weg, entscheiden Sie selbst. Schönes Wochenende!

 

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