Apotheken wehren sich so gut es geht gegen den drohenden Corona-Befall. Die Kunden müssen sich desinfizieren, Plexiglas schützt vor unbedachtem Annießen und die selbstgenähte Maske sieht zusätzlich gut aus. Sollte sich trotzdem einmal ein Virus in die Offizin verirrt haben, hilft nur eins: pyrolytische Reinigung. Nach einem beherzten Flammenwerfer-Einsatz darf die Apotheke geöffnet bleiben, stellte das Bundesgesundheitsministerium (BMG) jetzt klar.
Was bei Atemschutzmasken funktioniert, gilt auch für Apotheken: Dem Krisenstab der Bundesregierung wurde „neuartiges Wiederverwendungsverfahren“ von Apotheken vorgestellt. Wenn der Innenraum für mindestens 20 Minuten flächendeckend mit einem handelsüblichen Flammenwerfer abgefackelt wird, ist die Dekontamination vollständig.
Nach der „Erhitzung“ soll laut Ministerium geprüft werden, ob die Apotheke dabei beschädigt wurde. „Auf Basis der bisherigen Datenlage sollten Apotheken maximal zweimal dekontaminiert und danach nicht mehr verwendet werden“, heißt es in der Erklärung. Positiver Nebeneffekt: In die Jahre gekommene Inneneinrichtung kann mit diesem Verfahren mit wenig Aufwand und zu vergleichsweise geringen Kosten entsorgt werden.
Apropos Kosten: Es ist dringend empfohlen, hier nicht an der falschen Stelle zu sparen und unbedingt einen Fachmann zu beauftragen. Zwar können begabte Heimwerker sich einen Flammenwerfer ohne Weiteres auch selbst herstellen, doch die hohe Kunst des richtigen Abfackelns will gelernt sein. Außerdem laufen Pyrozeuten ansonsten Gefahr, von ihrer Versicherung wegen Brandstiftung in Beschlag genommen zu werden. Bei der fachgerechten Erhitzung durch ein zertifiziertes Unternehmen, sind etwaige eingeschmolzene Plexiglasscheiben dagegen voll versichert. Seriöse Anbieter sind Apofackelmann 2000 aus Offenbach, Brandneu aus Münster oder das US-Unternehmen Pyrophoric Distancing.
Spaß beiseite, denn es ist eine ernste Frage: Darf eine Apotheke nach einem Corona-Vorfall im Team geöffnet bleiben oder ist Totalquarantäne angesagt? Die Sächsische Apothekerkammer hat ihre Mitgieder darüber informiert, dass ein derart rigides Vorgehen nicht notwendig ist und verweist auf neue Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) zum Umgang mit Kontaktpersonen. Das Sozialministerium des Landes hat die ihm unterstellten Gesundheitsämter angewiesen, entsprechend zu verfahren. Apotheken dürfen geöffnet bleiben. Notfalls können die Ämter zusätzliche Auflagen machen, zum Beispiel ständiges Tragen eines Mundschutzes.
In Nordrhein sind die Apotheker noch auf dem Weg dahin: Kammer und Verband haben in einem gemeinsamen Brief an alle Gesundheitsämter aufgefordert, dass bei einem nachgewiesenen Corona-Fall in Apotheken – analog zu ärztlichem und pflegerischem Personal in Kliniken und Praxen – nach den RKI-Vorgaben verfahren werden sollte.
Gut, werden die Mitarbeiter im Team eben mit Masken ausgestattet – wenn denn welche da sind. Denn die Apotheken werden bei der Verteilung nicht unbedingt bevorzugt behandelt. Doch immer mal wieder tut sich eine Quelle auf und manche Apotheken verkaufen sogar noch. Das bringt fast zwangsläufig Ärger, denn die Preise explodieren und schnell steht der Apotheker als raffgierig da, selbst wenn er nichts aufschlägt. Noch mehr Ärger bekam ein Apotheker in der Schweiz, der eine Maskenpflicht durchsetzen wollte. Unterdessen wird weiter darüber diskutiert, ob es eigentlich sinnvoll wäre, wenn wir alle draußen eine Maske tragen würden.
Welche Maßnahmen die Kollegen bereits umgesetzt haben, wurde wieder in der aktuellen aposcope-Umfrage erfasst. Spannend ist die sich verändernde Wahrnehmung der Bedrohung. Das gilt einerseits für den Grippe-Vergleich, mittlerweile aber unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Fast jeder dritte Inhaber bangt um die Zukunft seiner Apotheke, auch die Angestellten machen sich Sorgen.
Zum Glück hilft der Staat in der Krise diesmal nicht nur den Banken, auch Kleinunternehmer können Unterstützung beantragen. Das ist zwar etwas aufwändig, kann aber besonders betroffenen Apotheken in Centern oder klassischen Lauflagen durchaus helfen. Hier gibt eine Übersicht der Steuerberatungsgesellschaft Treuhand Hannover und hier einen Faktencheck zum Thema Kurzarbeit.
Dass es makroökonomisch noch richtig finster werden könnte, zeigt ein internes Papier aus dem Bundesinnenministerium. Ressortchef Horst Seehofer (CSU) hat seine Beamten ein Worst Case-Szenario errechnen lassen. Vermutlich muss er das. Im schlimmsten Fall bricht demnach das System zusammen und wir schliddern in die Anarchie. Vorab: Die Verwendung der Sonder-PZN bleibt dennoch verpflichtend.
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) debnkt auch schon an die Zeit nach der Krise: Ärztliche Verordnungen sollen ab 2022 grundsätzlich nur noch per E-Rezept erfolgen. So sieht es das Patientendaten-Schutz-Gesetz (PDSG) vor, das Spahn durchs Kabinett gebracht hat. Im bisherigen Referentenentwurf war noch vorgesehen, dass Arzneimittel weiterhin auf Papierrezepten verordnet werden könnten. Verschärft wird im Gegenzug das Makelverbot von E-Rezepten: Das gilt jetzt umfassend für alle Marktteilnehmer. Für die Mitwirkung an der elektronischen Patientenakte sollen die Apotheker ein Honorar bekommen. Die ABDA wäre dabei.
Kommen wir noch zu den eher medizinischen Aspekten: Zum Beispiel zu der Frage, welchen Einfluss die Blutgruppe hat. Chinesische Wissenschaftler haben die Anfälligkeit für Sars-CoV-2 unter diesem Aspekt beleuchtet. Demnach haben Menschen mit Blutgruppe A ein besonders hohes Risiko, am seltensten sind Patienten mit Blutgruppe 0 erkrankt. Die sollen bitte trotzdem zu Hause bleiben.
Und noch etwas zu den Symptomen: Aktuellen Schätzungen zu Folge leiden 5 Prozent aller Erkrankten unter starker Diarrhoe. Husten und Fieber sind die häufigsten Symptome bei Covid-19, später mitunter auch Kurzatmigkeit. Neben anderen grippe- und erkältungsähnlichen Symptomen wie Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen weisen einige Patienten während der Infektion auch Durchfall auf. Und Apotheken sollen sich jetzt mit Morphin eindecken. Das ist eigentlich eine gute Idee. Fast so gut wie die Kampagne #WIRGEGENCORONA. Jetzt mitmachen und Video schicken! Danke! Schönes Wochenende!
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