Ärger NACH der Umbenennung Alexander Müller, 04.07.2020 08:00 Uhr
Apotheker Daniel Beyer will ein Zeichen setzen und dem Beispiel anderer Kollegen folgen: Der Name seiner Mohren-Apotheke soll geändert werden, um diese Diskussion zu beenden und um sich als Inhaber klar zu positionieren. Leider hat er die Sache nicht zu Ende gedacht.
Über den Namen der Apotheke hatte sich Daniel die wenigsten Gedanken gemacht, als er sie vor sieben Jahren übernahm – es gab so viele andere Dinge zu beachten. Das Thema kam seinerzeit zwar kurz auf, weil ihm der Begriff selbst irgendwie unpassend erschien. Aber sein Steuerberater hatte abgewinkt: Eine etablierte Marke beim Inhaberwechsel auszutauschen sei immer eine schlechte Idee. Also hatte er den Namen gelassen und beinahe vergessen – er spielte im Alltag schlicht keine Rolle.
Trotzdem versteht Daniel, dass der Begriff „Mohr“ diskriminierend ist und das möchte er nun wirklich nicht. Und so aufwendig ist eine Namensänderung nun auch nicht, die Kunden werden sich hoffentlich mehr an die gute Beratung und das freundliche Team erinnern als an den Namen der Apotheke.
Daniel sitzt im Notdienst und schreibt alle Namen auf, die ihm einfallen. Ganz einfach zwei Punkte über das O zu setzen und eine Möhre als Logo zu verwenden, findet er doof. Möhre//Vitamin A//Gesundheit – diesen Weg wäre er ja noch mitgegangen. Aber er hat Robert Pfallers „Erwachsenensprache“ gelesen und hat sich von Jacques Lacan gemerkt, dass das neue Wort immer das alte mit ausspricht sowie zusätzlich die „Ersetzungsoperation“. Und er will nicht, dass die Leute all das denken, wenn sie Möhren-Apotheke lesen.
Die Apotheke heißt ja überhaupt nur so, weil sie früher in der Mohrengasse angesiedelt war, die wurde aber schon vor ein paar Jahren umbenannt. Also die Hausnummer nehmen? „Apo88“ denkt Daniel für eine Sekunde und ihm wird schlecht vor Schreck. Jetzt kommt ihm alles komisch vor. Panda-Apotheke? Am Ende kommt der WWF… Aphrodite-Apotheke könnte als Sexismus ausgelegt werden und selbst die unschuldige Regenbogen-Apotheke könnte bei empfindsamen Konservativen den Vorwurf übereifriger Parteilichkeit hervorbringen.
Also: Keine Tiere, keine Heiligen, aber bitte auch keine langweilige „Neue Apotheke“. Irgendwas, was jeder irgendwie mag und trotzdem als Alleinstellungsmerkmal taugt. Charlie Chaplin! Noch in der Nacht beauftragt Daniel eine Firma. Und erst als er das neue Logo über seiner Apotheke sieht, fällt ihm auf, dass es keine Sicherheit gibt.
Ich hoffe dieser kleine Ausflug in die zweideutige Welt des großen Diktators (Chaplin) hat sie etwas sensibilisiert für die Debatte, die derzeit vielerorts wieder geführt wird. Die Diskussion um Mohren-Apotheken und vergleichbare Fälle pendelt leider allzu schnell zwischen ignoranter Hemdsärmeligkeit und einer selbstgenügsamen Empörungsmaschinerie. Daher meine Bitte: Wenn Sie diese Themen (auch bei uns) kommentieren: Bleiben Sie besonnen und einfühlsam.
Ein gänzlich anders gelagertes Aufregerthema ist die Mehrwertsteuersenkung. Die Apotheker werden wenig Impulse verspüren, damit die Konjunktur anzukurbeln, hat der Gesetzgeber sie doch absichtlich übersehen. Also zahlen sie beim Kassenabschlag richtig drauf und können sehen, ob sie bei OTC und Freiwahl irgendwas davon wieder reinholen. Hier gibt es ein paar Tipps und Tricks, die Sie beachten sollten.
Auch wenn Minister Spahn den Apothekern deren Wunsch nach einem Kassenabschlags-Abschlag abgeschlagen hat, gibt es wenig Grund zur Klage. Denn das VOASG soll nun doch noch in den Bundestag eingebracht werden. Sie erinnern sich? Dieses Gesetz, mit dem der Gesetzgeber vier Jahre nach dem EuGH-Urteil auf die Demontage der Preisbindung reagieren wollte.
Die Abda ist ganz aus dem Häuschen und treibt nicht nur die Regierung mit einer Resolution zur Eile an, sondern beackert auch die Parlamentarier mit einem extragroßen Apotheken-sind-super-Flyer. Leider wurde im nunmehr beschlossenen Patientendaten-Schutz-Gesetz (PDSG) das von den Apothekern gewünschte Makelverbot vergessen. Trotzdem: Der Deutsche Apothekerverband (DAV) will seine E-Rezept-Projekte ausweiten.
Was sonst noch war? DIE Anti-Homöopathie-Apothekerin wurde von SZ und Lauterbach gefeiert, obwohl sie auf drängende Nachfrage trotzdem Globuli verkauft. Und Apobank-Chef Sommer entschuldigt sich für die anhaltenden Probleme – ein Apotheker wüsste trotzdem gern Details zu der missglückten IT-Umstellung und droht mit aktiver Beteiligung an der nächsten Vertreterversammlung. Falls Sie noch wissen möchten, wie man die 250 Euro Einmalzahlung für den Botendienst abrechnet: Bitteschön. Ansonsten empfehle ich Ihnen unseren youtube-Kanal, wo sie die APOTHEKE ADHOC Lunch Treffs unserer Digitalkonferenz VISION.A nachsehen können, falls sie nicht live dabei waren. Es geht ums E-Rezept, Plattformen und Apotheker in der Corona-Krise. Schönes Wochenende!