Der Abda ist ein Personalcoup gelungen: Julian Nagelsmann wechselt ins Apothekerhaus. Er besetzt die seit Jahren vakante Stelle des Leiters der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Bei der Pressekonferenz zu seiner Vorstellung gab Nagelsmann erste Einblicke, wohin er die Apothekerschaft führen will.
Kurz vor dem Wochenende wurde bekannt, dass sich der FC Bayern München von seinem Trainer trennt. Die Abda schlug sofort zu und sicherte sich überraschend die Dienste des 35-Jährigen als Sprecher der Berufsorganisation. Über die Modalitäten wurde Stillschweigen vereinbart, Nagelsmann soll aber im Apothekerhaus etwas weniger verdienen als an der Säbener Straße. Der Star-Coach soll bei der Abda nicht nur die Öffentlichkeitsarbeit übernehmen, sondern auch das Kampagnenmanagement und die inoffizielle Abteilung „Lobby-Taktik und berufspolitische Strategie“.
Frage KICKER: Julian, vom FC Hollywood zur Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Ist das nicht ein etwas ungewöhnlicher Schritt?
NAGELSMANN: Sicher wird das eine Umstellung. Statt „Mailand oder Madrid“ heißt es jetzt „GKV oder KBV“. Aber die Abläufe sind im Grunde immer dieselben. Gegner analysieren, eigene Stärken ausspielen. Und ganz ehrlich: Nach Hoffenheim, Leipzig und Bayern hatte ich einfach mal Lust auf einen Verein, den man mögen kann, weil er für die Apotheken und die Gesundheitsversorgung der Menschen steht.
Frage SPORT BILD: Champions League, Kampf um die Meisterschaft – hat es Sie gereizt, jetzt mal einen Abstiegskandidaten zu übernehmen?
NAGELSMANN: Das sehe ich komplett anders. Ich sehe ein Riesen-Potenzial in dieser Mannschaft. Viel, ich würde sagen sehr sehr viel Erfahrung, ein solides Fundament und auch die nötige Auseinandersetzung im Team, das finde ich wichtig und richtig. Mit unseren 18.000 Mitgliedern im Rücken, die jeden Tag alles für ihren Verein und für den Erfolg geben, sehe ich nicht, warum die Abda nicht um die Meisterschaft mitspielen soll. Wenn wir die „Freien Ultras“ wieder für uns begeistern, wird sich auch ganz schnell die Stimmung an der Basis drehen.
Frage PZ: Die Abda ist doch schon absolut herausragend. Was wollen Sie da überhaupt noch verbessern?
NAGELSMANN: Bisschen mehr geht immer (lacht). Ernsthaft: Ich sehe es als meine Aufgabe, die sehr gute Arbeit noch etwas besser zu verkaufen. Dafür werde ich bezahlt, ich meine, dafür wurde ich geholt.
Frage GALA: Was sagt Ihre Freundin zur „Heidestraße“?
NAGELSMANN: Wie bitte, was?
GALA: Danke, das reicht mir schon.
Gut, das soll reichen. In der Realität hat die Abda plötzlich blicken lassen, erst im Herbst mit den Honorarforderungen vorzutreten. Man stelle sich das kurz in einer anderen Branche vor. Verdi und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft würden ankündigen, dass sie nach dem Sommer sagen werden, dass zu wenig Geld im System ist, aber inwiefern sie dann eskalieren werden, das werde man dann schon sehen. Was die Kampfeslust angeht, läuft offensichtlich ein Riss durch die Abda.
Immerhin hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sich nun endlich erbarmt, mit den Apotheker:innen zu reden. Große Leistung für einen Gesundheitsminister während eines monatelangen Arzneimittelengpasses. Ob die Abda sich ihr passiv-aggressives „Aus dem Deutschen Apothekerhaus wurde jetzt zugesagt“ nicht trotzdem hätte sparen können, ist eine andere Frage.
Apotheker Yannick Detampel möchte mit dem Verordnungsgeber lieber vor Gericht klären, ob dieser nicht gesetzlich verpflichtet ist, ab und zu das Apothekenhonorar an die wirtschaftliche Lage anzugleichen. Sein rechtlicher Beistand har aber schon angemerkt, dass man definitiv ein Gegenmittel gegen das unsägliche 2hm-Gutachten benötigen wird.
Wir haben uns im Podcast über den kampfeslustigen Apotheker und die noch etwas kampfunwillige Abda unterhalten. Hier ist auch die Idee entstanden, die ungenutzten Millionen aus dem Topf „pharmazeutische Dienstleistungen“ für die Bekämpfung der Lieferengpässe zu nutzen.
Auf Kampf aus ist auch die Freie Apothekerschaft. Die Kittelübergabe steht bevor, der erste wurde schon an Bundestagsvize Yvonne Magwas (CDU) übergeben. Die CDU ist zwar gerade in der Opposition, aber immerhin. Niemand leidet mehr darunter als Jens Spahn. Immerhin hatte der Ex-Minister mal vor Gericht Erfolg. Sein Verleumder wurde zu acht Monaten verurteilt.
Seine Fans haben andere Sorgen: Zur Rose hat im vergangenen Jahr 171 Millionen Franken Verlust gemacht. Wir dachten, das interessiert die Leser:innen. War nicht der Fall. Das scheint gar nichts Neues mehr zu sein. Da konnten auch die E-Rezept-Enthusiasten nicht helfen, die am selben Tag ihre 11 Tipps vorlegten, wie man das E-Rezept etablieren kann. Zwei davon: Ärzt:innen bezahlen, die digital verordnen und E-Rezepte auf rosa Papier ausdrucken. Merkt ihr selber, oder?
Wer echtes Drama will, geht zu Noventi. In dieser Woche beim Auswärtsspiel beim LAV Baden-Württemberg (LAV). Dort wurde über das Darlehen abgestimmt. Nach langer Debatte folgten die Apotheker:innen ihrer LAV-Vorsitzenden. Eines ist sicher: Das war nicht der letzte Akt. Schönes Wochenende!
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