ApoRetrO – der satirische Wochenrückblick

6 sichere Wege, den Impfstoff in die Praxis zu bringen

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Berlin -

Der Großhandel geizt mit den Kühlkisten und manchmal sogar mit dem Schaumstoff. Damit der Corona-Impfstoff ungeschüttelt in der Arztpraxis ankommt, müssen die Apotheken erfinderisch werden. Hier sind sechs Geheimtipps, wie die Vials sicher transportiert werden können.

Die Torte

Einfach die Vials in eine frische Geburtstagstorte drücken. Angetaute Eistorten sind besonders geeignet. Wer die Ärztin oder den Arzt besonders mag, legt noch eine singende Karte dazu. Vorsichtshalber mit dem Hinweis, dass man die Fläschchen mit dem Feuerzeug weder an noch auf macht.

Der Eisbecher

Zwar ist pünktlich zur ersten Ausfuhr Anfang der Woche nochmal Schnee gefallen, aber der Frühling kommt bestimmt – und das mit dem „Impfangebot“ bis zum Sommer klingt immer noch gefährlich wacklig. Also: Es wird heiß! Und worüber freut sich die Praxis dann mehr als über einen schönen Eisbecher Venezia (Abbildung 2)? Impfstoff kommt geschützt, gekühlt und lecker. Gute Alternative zur Torte.

Das Osternest

Nicht mehr ganz pünktlich ist das Osternest. Andererseits: Wohin mit dem Körnchen und den ganzen bemalten Eiern. Gut polstern lassen sich die Vials auch mit Schokohäschen. Für Apotheker:innen mit Sinn für Humor: Weihnachtsdeko mit verwenden.

Biontech in AstraZeneca

Es ist nicht zu leugnen: So sehr alle den Corona-Impfstoff herbeigesehnt haben – es gibt Favoriten. In Woche 1 gab es sowieso nur Biontech in den Praxen. Und sollte sich die Nachfrage nach AstraZenca weiter talwärts entwickeln, ließen sich die Fläschchen vielleicht anders verwenden. Vial-in-Vial.

In Geldscheinen

Überraschend gut puffern auch Geldscheine die Fläschchen. Zwar ist die Versuchung groß, angesichts der eigenen Vergütung zum 5-Euro-Schein zu greifen, doch eine ideale Schutzwirkung ist erst ab 50 Euro aufwärts gegeben. Auf der Banknote den Hinweis „Bitte zurück an die Apotheke“, Stempel und Unterschrift nicht vergessen, um sich Nachfragen der Schwerpunktstaatsanwaltschaft zu ersparen.

Im Wäschekorb

Zugegeben: Diese Idee ist zufällig entstanden, der Apotheker hatte gerade Wäsche gemacht und nichts anderes zur Hand. Aber wenn „kuschelweich“ kein leeres Werbeversprechen ist, sollten die Vials gut geschützt sein.

Zum Glück sind die Apothekenteams in Wirklichkeit pragmatischer – kreativ geworden sind sie trotzdem. Von Lego, Klopapier in Eierkartons bis zum Steckschwamm aus der Deko-Abteilung war alles dabei. Aber auch High-End-Lösungen aus dem eigenen 3D-Drucker. Dieses Team hat seine Bastelarbeiten in einem Video geteilt. Und mittlerweile haben auch viele Transportmittelehrsteller die Nische für sich entdeckt und machen entsprechende Angebote.

Die erste Tour hat wirklich gut geklappt, das hat sogar Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gelobt. Diese Berliner Apotheke hat uns die erste Anlieferung live miterleben lassen. Hier hat alles geklappt – in anderen Fällen kam es zum Start zu kleineren und größeren Pannen.

Herausfordernd war hier und da wirklich die Sache mit den Kühlboxen. Die Großhandelsfahrer waren angehalten worden, diese sofort wieder mitzunehmen. In den Niederlassungen der Großhändler gab es ganz eigene neue Herausforderungen: Wie viele Mitarbeiter:innen passen ins Kühlhaus, um möglichst schnell möglichst viel Impfstoff zu kommissionieren? Zum Glück konnte sich die Politik auf die etablierten Strukturen verlassen.

Und zum Glück haben die Apotheken herausgefunden, wo sie die Etiketten ausdrucken können. Zum Glück für die Politik rechnen die Inhaber:innen die Impfstoffverteilung nicht spitz kaufmännisch. Zumal selbst Haftungsfragen im Fall eines Transportschadens im Raum stehen. Apropos Transport: Warum den Lieferungen kein Temperaturlogger beiliegen muss, ist nicht befriedigend, aber einleuchtend – und letztlich pragmatisch.

Das ernsteste Thema rund um die Impfstoffe sind die Sinusvenenthrombosen. Wie können Patienten behandelt werden? Bei AstraZeneca wurden die Empfehlungen mehrfach angepasst, jetzt wird über das Risiko auch bei anderen Impfstoffen diskutiert. Gerade in dieser Gemengelage, die viele Menschen verunsichert, ist die Einbindung der Heilberufler:innen vor Ort doppelt wertvoll.

Und vielleicht können die Apotheker noch mehr tun: Mit der Immunkarte könnten sie Geimpften einen Ausweis verschaffen. Die Idee könnte noch mehr Aufwind bekommen: Spahn & Co. denken laut darüber nach, die Öffnungen an den Immunstatus zu koppeln. Und dazu mischen sich Meldungen wie die, dass Apotheken keine FFP2-Kindermasken verkaufen dürfen oder Plexiglasscheiben plötzlich gefährliche Aerosolfallen sind.

Und dann waren da noch Alliance und Gehe, die mitten im Impfstart, direkt nach Ostern in einer blumigen Mitteilung die Botschaft verstecken wollten, dass netto elf Niederlassungen geschlossen werden. Die Gewerkschaft Verdi hätte gern mehr Details zu den Plänen. Doch Verdi-Experte Siegmar Roder weiß auch: „Der Fehler liegt im System.“ Apotheker und Großhändler hätten einfach zu großen wirtschaftlichen Druck. Das kann vermutlich jeder unterschreiben. Schönes Wochenende!

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