Unterwasserwelten-Apotheken Lothar Klein, 03.03.2017 08:09 Uhr
Haustiere wie Hunde oder Katzen sind in der Apotheke normalerweise nicht gestattet. Das steht zwar nicht ausdrücklich in der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO), aber die allgemeinen Hygienevorschriften stehen dem im Wege. Das gilt aber nicht für Aquarien. So haben einige Apotheken in ihrer Offizin wahre Meeres-Wunderwelten aufgebaut. Die Patienten freuen sich. Neben all den Arzneimittelpackungen, Hilfsmitteln und medizinischen Ambiente sind Aquarien ein echter Hingucker – und ein Alleinstellungsmerkmal im Wettbewerb.
So auch in der Nelken-Apotheke von Kathrin Ridder in Blomberg. Von ihrem Vorgänger hat sie das Aquarium übernommen. „Die Kinder lieben es“, sagte Ridder. Es vertreibt die Wartezeit, wenn es wieder einmal voll ist in der Offizin und beruhigt. Als Blickpunkt und optisches Schmuckstück der Nelken-Apotheke steht das große Meerwasseraquarium mitten in der Apotheke. Farbenfrohe Meeresfische, Korallen und niedere Tiere tummeln sich in dem 800 Liter-Becken. „Nemo“ darf hier natürlich nicht fehlen.
Um die Pflege kümmert sich Ehemann Joachim Ridder. Über Pumpen und Filter wird das Wasser regelmäßig umgewälzt und gereinigt. Spezielle Filter und Anlagen sorgen für einen konstanten Salzgehalt des Wassers, der für die Tiere lebenswichtig ist. Die gesamte Hintergrundtechnik befindet sich in den Kellerräumen der Apotheke.
19 verschiede Fische finden sich im Aquarium: Die Fische und Korallen sind oft gut erkennbar, aber kaum jemand kann bei der Vielzahl die vor allem kleinen Tiere wie Garnelen, Krabben oder Schnecken erspähen.
Das Aquarium fasst 800 Liter, ist 1,63 Meter breit, 0,72 Meter hoch und wegen der gewölbten Scheiben zwischen 52 bis 85 Zentimeter breit. Aufgrund einer Undichtigkeit des Aquariums musste das Aquarium vor längerer Zeit durch ein neues Becken ersetzt werden. „Um Fehler frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig reagieren zu können, kann unser Aquarium seit dem Neuaufbau mit uns telefonieren. Es benachrichtigt uns bei Fehlern mit einer Nachricht auf dem Handy“, so Ridder.
Noch etwas größer ist das Aquarium der Apotheke Dr. Aurnhammer in bayerischen Ismaning: nämlich 1000 Liter in einem Glaskasten von circa zwei Metern Länge, einem Meter Höhe und 80 Zentimeter Breite. Während seines Studiums hat sich Apotheker Dr. Peter Aurnhammer für das Tauchen begeistert. Die Leidenschaft für Fische und Korallen ist geblieben. Leider aber nicht die Zeit für lange Tauchurlaube. Daher hat er sich ein Stück Meer in seine Apotheke geholt.
Seit zehn Jahren sprudelt es daher im Aquarium. „Ein paar Fische leben heute noch“, freut sich Aurnhammer. Der „Star“ seines Aquariums ist unbestritten Dorie, der Fisch aus dem Film „Findet Dorie“. Kein Wunder, dass vor allem Kinder immer wieder ihre Nase am Aquarium platt drücken. Wegen ihrer prächtigen Farben sind diese Paletten-Doktorfische für Meerwasseraquarien sehr beliebt.
Auch in der Neustädter Apotheke steht ein Aquarium. Das ist mit 250 Liter zwar kleiner. Das schadet dem Interesse der Apothekenbesucher aber keineswegs. „Für Kinder ist das Aquarium eine wunderbare Sache", sagt Apotheker Jost Müller. Das Aquarium gibt es seit immerhin 42 Jahren. Aus dem früheren Süßwasser-Aquarium ist inzwischen ein Meerwasserbecken geworden. „Die ,Neustädter Apotheke’ sagt vielleicht nicht jedem in Herford etwas - die Apotheke mit dem Aquarium kennen aber fast alle", beschreibt Müller die Wirkung als Alleinstellungsmerklam seiner Apotheke.
Außerdem, so Müller weiter, habe das Becken den Effekt, dass Kinder nicht so schnell ungeduldig würden, wenn der Kauf von Medikamenten mal etwas länger dauern sollte. Da Senior-Chef Walrat Müller Meeresfische viel interessanter als Süßwasserfische fand, stellte er 1969 auf Salzwasser um. Seitdem bevölkern Clownfische, Doktorfische, Demoisellen, Fahnenbarsche und eine Putzerkrabbe den Glaskasten. „Die Pflege ist natürlich aufwändiger - immerhin wird hier keine Fluss- oder Teichlandschaft imitiert, sondern ein kleiner Ozean", sagt Müller.
Sogenannte „lebenden Steine“ leisten den Zierfischen Gesellschaft. „Die kommen direkt Indonesien - mit Schwämmen, Korallen, Algen und allem, was da so wächst“, berichtet Müller. Selbst der Filter unterm Aquarium ist mit dicken Schichten aus Muscheln und Sand dem Ozean nachempfunden. Gefüttert wird Trockenfutter und „gefrostete“ Kleinstkrebse. Jede Woche muss Müller zehn Liter Wasser austauschen, die Salzmenge muss immer gleich bleiben, alle zwei Tage werden Algen von der Scheibe entfernt.