Nachfolgersuche

Apobank–Börse: 900 Pharmazeuten suchen Apotheke

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Berlin -

In vielen Fällen berichten Apotheker über große Schwierigkeiten, einen Nachfolger zu finden. Oft vergehen Wochen und Monate, bis ein Kaufinteressent gefunden werden kann. Immer mehr Apotheken müssen deswegen sogar schließen. Bei der Apothekenbörse der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank) sieht das Verhältnis überraschenderweise umgekehrt aus. Hier übersteigt die Nachfrage das Angebot um mehr als das Vierfache.

200 Verkaufsangeboten stehen aktuell 900 Übernahmegesuche gegenüber. 38 Apotheken mit einem Umsatz von unter einer Million Euro werden angeboten, 88 Apotheken mit Umsatz zwischen 1 und 1,5 Millionen Euro, 33 Apotheken mit Umsatz zwischen 1,5 Millionen Euro und 2 Millionen Euro und 39 Apotheken mit Umsatz über zwei Millionen Euro. Das kann sich sehen lassen.

Die 900 Gesuche kommen von 630 angestellte Apothekern, die sich selbstständig machen wollen, 270-mal wird nach Filialapotheken gesucht. Die meisten Pharmazeuten suchen eine Apotheke mit einem Umsatz ab 1,5 Millionen Euro. In vielen Fällen werden auch Apotheken mit einem Mindestumsatz von zwei Millionen Euro oder mehr gesucht. Der Verkauf einer kleinen Apotheke dürfte also auch über die Apothekenbörse kein einfaches Anliegen sein.

Die regionale Verteilung von Angebot und Nachfrage ist bundesweit ziemlich gleichmäßig: Mit 154 werden die meisten Apotheken in Nordrhein nachgefragt. Hier gibt es 34 Angebote. In Bayern suchen 113 Käufer, angeboten werden 33 Apotheken. Im Saarland ist das Verhältnis mit 4 zu 3 beinahe ausgeglichen. In keiner Region übertrifft das Angebot die Nachfrage.

„Die 2012 gegründete Apobank-Apothekenbörse bietet mehr als eine Börse, sie ist eine Art Navigation zur eigenen Apotheke oder einem geeigneten Nachfolger“, sagt Benjamin Lehnen, Leiter der Praxis- und Apothekenbörse. Sie ist eine digitale Plattform, auf der Apothekenabgeber und Apothekensuchende sich registrieren können. Ihr angelegtes Gesuch können sie jederzeit einsehen und verändern. Lehnen: „Die Verwaltung der Daten liegt damit absolut beim Nutzer der Börse. Die Daten werden nicht durch die Apobank eingepflegt.“

Die Apothekensuche arbeitet präzise: Sie kann auf einen kleinen PLZ-Umkreis beschränkt werden. Dies wird visuell unterstützt durch die eingeblendete Google-Landkarte. Die Ergebnisse werden in anonymisierter Form ausgespielt. Die Daten der Apothekenabgeber werden vertraulich behandelt. „Die Diskretion und Datenschutz der Abgeber ist uns sehr wichtig“, so Lehnen.

An die Angabe der PLZ ist der „Leitfaden in 10 Schritten“ für eine Apothekenübernahme gekoppelt. Dieser führt durch die einzelnen Schritte der Apothekenübernahme und zeigt dazu die ortsnahen Ansprechpartner bei Genehmigungen und Beratungen an. Man kann also direkt aus der Apothekenbörse heraus Mails senden oder Telefonate starten. „Wir wollten eine Apothekenbörse anbieten, die nicht nur eine reine Suche nach geeigneten Objekten ermöglicht, sondern den Nutzer ein ganzes Stück weiter voranbringt und ihn in dem gesamten Prozess der Apothekenübergabe unterstützt“, sagt Lehnen.

Dazu gehören auch die vielen Checklisten, die dort runtergeladen werden können. Und auch die Möglichkeit, aus der Apothekenbörse heraus die Beratung für eine detaillierte Standortanalyse zu vereinbaren. „Es sind also verhältnismäßig viele Gesuche, denn wenn man die absoluten Zahlen der Apothekengründungen betrachtet, dann gibt es laut ABDA in Summe im Jahr nicht ganz 500. Dabei sind Neugründungen zu vernachlässigen. Laut Apobank-Existenzgründungsanalyse liegen diese bei etwa 3 Prozent“, beschreibt Lehnen die aktuelle Lage. Die Diskrepanz ergebe sich zum Teil auch dadurch, dass Abgeber zunächst häufig unter den Angestellten das Interesse an der Übernahme abfragten. Nicht selten erfolge aber auch eine Übergabe innerhalb der Familie. Zum anderen beobachtet die Apobank seit Jahren den Trend zu Apothekenverbünden – und ein großer Teil der Interessenten sucht nach Filialapotheken.

Wie bei anderen Suchdiensten funktioniert auch die Apothekenbörse von jedem Ort der Welt und zu jeder Zeit. Bei einem Treffer vereinbart der Apobank-Berater einen Termin mit dem Suchenden und stellt ihm die passenden Angebote in Form eines Exposés vor. Damit erhält er auch die Kontaktdaten des Abgebers.

Zum Service der Apobank gehören dann Checklisten, um auf den ersten persönlichen Kontakt zwischen Verkäufer und Käufer vorzubereiten. „Die Checklisten für Apothekengründungen machen auf die notwendigen Schritte aufmerksam und verschaffen dem Existenzgründer so einen Überblick über den gesamten Prozess der Gründung einer eigenen Apotheke; also: was ist zu tun und welche Partner an welcher Stelle ins Boot geholt werden müssen“, erklärt Lehnen.

Haben sich Verkäufer und Käufer schließlich gefunden, vergehen nach der Erfahrung der Apobank bis zu Unterzeichnung eines Kaufvertrages im Schnitt circa acht Monate. „Wir empfehlen, sich rechtzeitig nach einer geeigneten Apotheke umzuschauen. Auch wenn der Entschluss noch vielleicht nicht felsenfest steht, denn häufig fällt er dann erst endgültig, wenn man die richtige, also den eigenen Vorstellungen entsprechende Apotheke findet“, so Lehnen.

Wichtige Fragen, die sich kaufwillige Apotheker stellen sollten, bevor er sich auf die Apotheken- oder Nachfolgersuche in der Apothekenbörse begibt, sind laut Apobank folgende: „Will ich eine Apotheke übernehmen oder in eine bestehende Apotheke als Partner einsteigen? Wo will ich gründen? Will ich als Abgeber allmählich oder ganz aus dem Geschäft aussteigen?“

Kommt alles unter Dach und Fach, ist der Kaufpreis verhandelt und der Vertrag geschlossen, fallen für den Vermittlungsservice der Apobank Gebühren an: 1 Prozent vom Preis zahlt der Verkäufer, 3 Prozent der Käufer. Allerdings: Legt der Verkäufer mindestens 50 Prozent des erzielten Preises bei der Apobank an, entfällt die Provision. Finanziert der Käufer die Übernahme ohne Vermittler mit der Apobank, muss auch er keine Provision zahlen.

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