Versandapotheken

Apo und Angel: EU-geförderte Expresslieferung

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Berlin -

„Apo Express“ heißt der neue Lieferservice von Apo-Discounter. Kunden in Leipzig/Halle, Dresden und Berlin erhalten ihre Bestellungen noch am selben Tag. Aber wie geht das eigentlich? Ein EU-gefördertes Logistikprojekt des Spediteurs Fiege aus Greven macht es möglich. Wir haben den Test gemacht.

Um den neuen Service zu testen, bestellen wir Produkte im Wert von 16 Euro. Es handelt sich um drei Packungen Vitamin B12 Komplex als Eigenmarke von Apo-Discounter. Versandkosten gibt es nicht, weil der Auftragswert bei mehr als 15 Euro liegt.

10.40 Uhr – „Vielen Dank für Ihre Bestellung.“ Wir haben unseren Auftrag erfolgreich ausgelöst. Noch sind wir nicht sicher, dass wir die Ware tatsächlich noch am selben Abend erhalten. Laut Kundenservice werden alle sofort lieferbaren Artikel automatisch per Express verschickt – allerdings nur in bestimmten PLZ-Bereichen, die man aber offenbar nirgends einsehen kann.

11.49 Uhr – „Ihre Bestellung wird bearbeitet“, meldet Apo-Discounter per Mail. Noch immer wissen wir nicht, ob wir wirklich noch heute damit rechnen können.

12.12 Uhr – „Hallo, wir liefern heute für Apodiscounter und sind ca 18:30 – bis 19:00 bei dir.“ Die von der Mitarbeiterin im Chat versprochene SMS mit der Lieferbestätigung trifft ein. Absender ist „Angel“, das sagt uns auf Anhieb nichts. Der Link zur Sendungsverfolgung führt zum System von Fiege.

„Angel“ ist ein Projekt des Logistikkonzerns, das im vergangenen Jahr aufgelegt wurde und die Herausforderungen der „Letzten Meile“ in der Zustellung lösen soll. Das Prinzip ist einfach: Händler, die ihren Kunden Same Day Delivery und Zustellung nach Feierabend anbieten wollen, buchen ihre Aufträge ein. Fiege verteilt diese per App an registrierte Fahrer oder Lieferdienste, die im Idealfall ohnehin in der entsprechenden Richtung unterwegs sind.

Der Konzern bewirbt „Angel“ als „Crowdsourcing Netzwerk“ von Fahrzeugen und Fahrern, bei dem Touren gebündelt, Leerfahrten vermieden und im Ergebnis Staus und CO2-Emissionen reduziert werden können. „Open Community – Gemeinsam aber unabhängig zusammenarbeiten“, heißt es auf der Website. Obwohl solche Konzepte nicht unumstritten sind, gab es sogar Fördergelder von der EU: Als Partner des Projekts Nextrust erhielt Fiege für die Entwicklung der „kooperativen und ressourcenschonenden“ Zustellmöglichkeit drei Millionen Euro.

12.21 Uhr – Wieder eine Mail von Apo-Discounter, die Bestellung wurde verschickt. Den aktuellen Versandstatus können wir über die zur Verfügung gestellte Sendungsnummer verfolgen. Details zu den Zwischenstationen finden sich in der Übersicht allerdings nicht.

12:53 Uhr – Klarna schickt die Rechnung.

17.01 Uhr – „Angel“ meldet sich erneut und grenzt den Lieferzeitraum auf eine halbe Stunde zwischen 18.30 und 19 Uhr ein.

18:50 Uhr – Wir schauen noch einmal in die Sendungsverfolgung – und müssen zunächst warten, weil wir diese angeblich schon zu oft aufgerufen haben. Jetzt wird uns als neuer Lieferzeitpunkt 19.19 Uhr genannt.

19.42 Uhr – Es klingelt. Der Fahrer übergibt den weißen Karton mit rotem „Apo“-Logo. Er spricht kein Deutsch und kann uns nur mittels Übersetzungsprogramm auf seinem Handy mitteilen, dass er nur als externer Fahrer für „Agel“ tätig ist. Welche Stationen unser Päckchen auf seinem Weg zurücklegt hat, kann er nicht sagen.

Wir schauen uns in Ruhe die Sendung an. Absender ist „Apologistics Berlin“ mit Sitz in Markkleeberg, das ist die Firma, die auf der Logistikseite hinter Apo-Discounter steht. Auf der Rechnung taucht dann die Apotheke im Praunsdorf Center auf, allerdings ebenfalls mit Adresse in Markkleeberg. Auf einem Etikett taucht noch der Hinweis „DHL Sameday (1/0)“ auf – vermutlich hat der Logistikkonzern die Sendung abgeholt und nach Berlin gebracht, wo sie dann an den Spediteur übergeben wurde.

 

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