Botendienst

Apo-Express liefert ab 7 Uhr morgens Lothar Klein, 03.09.2018 10:11 Uhr

Berlin - 

Der Kreis Hersfeld-Rotenburg liegt in Nordhessen und ist ländlich geprägt. Knapp 130.000 Menschen leben hier. Mit 29.000 Einwohnern bildet Bad Hersfeld das Zentrum. Hier betreibt Apothekerin Saskia Hildwein vier Apotheken, ein Gesundheitszentrum und den regionalen Boten- und Lieferservice Apo-Express für Medikamente. „In unserer ländlichen Region wird das immer intensiver nachgefragt“, erzählt Hildwein.

Angefangen hat sie wie viele andere Apotheken auch mit einem „normalen“ Botendienst. Daraus entwickelt hat sich Apo-Express: Fünf apothekeneigene Fahrzeuge liefern tagtäglich Arzneimittel, Rollstühle und viele andere Waren aus. Die Rezepte lässt Hildwein sogar bei den Patienten oder bei den Ärzten abholen: „Wir haben hier immer mehr ältere Menschen“, so Hildwein. „Wir sehen sie am liebsten in der Apotheke, weil nichts über das persönliche Gespräch hinausgeht. Aber der kostenlose Lieferservice nach Hause kann ebenfalls jederzeit genutzt werden.“

Fünf firmeneigene Fahrzeuge hat Hildwein mittlerweile im Einsatz. Die fahren in zwei Schichten Arzneimittel aus. Los geht es morgens bereits ab 7 Uhr. Dann werden Zytostatika aus der eigenen Produktion ausgeliefert. Ab 9 Uhr werden die „normalen“ Apothekenkunden beliefert. „Einfach montags bis freitags bis 17.30 Uhr bestellen, dann wird am nächsten Tag geliefert“, lautet das Angebot auf der Internetseite der Apotheke.

Das Liefergebiet von Apo-Express liegt im Umkreis von 50 Kilometern rund um Bad Hersfeld. Genauso wie verschreibungspflichtige Arzneimittel können auch OTC-Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel oder Pflegeprodukte bestellt werden. Auch wenn beim Besuch in einer der drei Apotheken etwas nicht vorrätig sein sollte, wird die fehlende Ware kostenfrei nach Hause geliefert.

In der Regel erfolgt die Belieferung am Folgetag, eilige Medikation erhalten die Kunden – vorausgesetzt, die Ware ist verfügbar – noch am gleichen Tag. Auch das Sanitätshaus liefert Krankenbetten, Rollstühle, Badewannenlifter und Gehhilfen ebenfalls frei Haus – die Beratung erfolgt durch Medizinprodukteberater und examinierte Krankenschwestern vor Ort. Dafür steht ein Transporter zur Auslieferung bereit.

Bis zu 150 Kilometer sind die Lieferfahrzeuge täglich unterwegs, ­ mindestens zwei Fahrzeuge für die Apotheken und ein Fahrzeug für das Sanitätshaus. Trotz des großen Fuhrparks und der fünf bis sechs Fahrer rechnet sich laut Hildwein der Botendienst. Details über Kosten und Ertrag von Apo-Express verraten will Hildwein nicht, nur so viel: Circa 7 bis 9 Prozent ihres Umsatzes generiert der Botendienst. Und demnächst will sie ihren Service um einen Online-Shop erweitern.

Dazu hat sie einen Vertrag bei Curacado abgeschlossen: „Wir Apotheken müssen uns dringend vernetzen. Ich halte es für ganz wichtig, dass wir eine gemeinsame Plattform aufbauen. Wir müssen den Wünschen der Kunden folgen.“ Früher hat sie auch Rezepte via WhatsApp von ihren Patienten erhalten. Seit dieser Weg wegen der neuen Datenschutzverordnung versperrt ist, sucht sie noch nach einer anderen Lösung für eine Apotheken-App.

Zwei Tage vor Wiederherstellung der Deutschen Einheit gründetet Hildwein am 1. Oktober 1990 in der Bad Hersfelder Stadtmitte die City-Apotheke mit Schwerpunkt in der Heimversorgung, der Betreuung von Stomapatienten und Naturheilkunde. 1997 folgte die Gründung des City-Sanitätshauses in räumlicher Einheit mit der City-Apotheke.

2004 übernahm Hildwein die Kurbad-Apotheke in Bad Hersfeld und gründete ein Jahr später die Galerie-Apotheke im neu gebauten Einkaufszentrum City-Galerie. 2012 nahm sie in der City-Apotheke die Zubereitung patientenindividueller Infusionslösungen und von Augentropfen auf. Heute arbeiten im Verbund knapp 70 Mitarbeiter in Hildweins Gesundheitsunternehmen.