AOK-Umfrage

Ärzte fragen Apotheker nur selten um Rat

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Berlin -

Wenn sich Ärzte über medizinische Fragestellungen informieren wollen, kommen für sie Apotheker als kompetente Informationsquelle nur selten in Betracht. In der Gunst der Hausärzte liegen sie sogar hinter Pharmareferenten. Das ergab eine Umfrage des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WidO) unter 1000 Allgemeinmedizinern. Die meisten Hausärzte nutzen stattdessen vor allem ärztliche Fortbildungen und Qualitätszirkel, um sich über medizinische Fragestellungen auszutauschen.

Auf die Frage, wie häufig sie welche Informationsquellen in den vergangenen sechs Monaten genutzt haben, gaben lediglich 8,6 Prozent der Hausärzte an, einen Apotheker sehr häufig oder häufig konsultiert zu haben. Auch bei der Qualität der Information schneiden Apotheker bescheiden ab. Nur jeder fünfte (19,4 Prozent) derjenigen Hausärzte, die einen Apotheker zu Rate gezogen haben, bewerteten ihn als Informationsquelle gut oder sehr gut. Für den „WidOmonitor“ wurden 1000 Hausärzte zu ihrem Informationsverhalten befragt.

Höher in der Gunst der Hausärzte stehen laut der Umfrage Pharmareferenten. 36,2 Prozent der befragten Mediziner gaben an, diese als Informationsquelle sehr häufig oder häufig zu nutzen. Aber auch Pharmareferenten genießen offenbar keinen allzu guten Ruf hinsichtlich der Qualität ihrer Informationen. Sie werden nur von 18,9 Prozent der Ärzte als sehr gut oder gut bewertet.

Deutlich an erster Stelle (77 Prozent) stehen bei den Hausärzten laut der Umfrage ärztliche Fortbildungen als Möglichkeit zur fachlichen Information. Auch die unmittelbare persönliche Kommunikation unter Kollegen stellt eine wichtige Quelle dar: Die Mehrheit bewertet Qualitätszirkel oder den Austausch mit ärztlichen Kollegen als Informationsquelle gut oder sehr gut (73 beziehungsweise 57 Prozent).

An dritter Stelle stehen deutschsprachige Fachpublikationen, die von fast zwei Drittel der Befragten häufig bevorzugt werden (64 Prozent). Die Nationalen Versorgungsleitlinien (NVL) oder andere Leitlinien werden von der Mehrheit der Ärzte als sehr gut oder gut bewertet (65 und 62 Prozent). Allerdings gibt es hier eine Diskrepanz zur persönlichen Nutzung: Lediglich 35 Prozent haben in den vergangenen sechs Monaten die Leitlinien von medizinischen Fachgesellschaften tatsächlich häufig genutzt. Bei den NVL fällt der Nutzungsgrad mit 28 Prozent noch geringer aus.

Bei englischsprachigen, internationalen Publikationen, in denen neueste wissenschaftliche Ergebnisse erscheinen, zeigt sich ebenfalls eine große Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Nach den Ergebnissen der Online-Befragung von WIdO und Cochrane Deutschland gab nur jeder siebte Hausarzt (15 Prozent) an, auch englischsprachige Publikationen zu lesen. Als Begründung wurden meist Zeitmangel und mangelnde Sprachkenntnisse angeführt. Dabei sollen jüngere Hausärzte internationale Journals signifikant häufiger als ihre älteren Kollegen nutzen.

Die Ergebnisse zeigten, dass sich Hausärzte zwar engagiert für eine gute medizinische Versorgung ihrer Patienten fortbilden, teilte Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WidO), mit. Da neue medizinische Erkenntnisse aber ganz überwiegend in englischsprachigen Fachzeitschriften publiziert werden, stelle sich die Frage, wie diese aktuellen Fachinformationen schnell und kompakt in der Hausarztpraxis ankommen könnten. Auch das wichtige Instrument der evidenzbasierten Leitlinien werde zu wenig genutzt. Schröder schlägt vor, solche Informationen beispielsweise verstärkt über die Software der Ärzte zur Verfügung zu stellen, um einen schnellen Transfer neuer wissenschaftlicher Ergebnisse in die Praxis zu ermöglichen.

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