AOK-Rabattvertrag: Der Retax-Irrsinn geht weiter Sandra Piontek, 29.06.2023 09:50 Uhr
Seit Juni gelten die neuen Rabattverträge der AOK. Was für abstruse Folge das mitunter haben kann, musste nun auch die Markt-Apotheke Greiff im bayerischen Malching wieder einmal feststellen. Im „Gebietslos 1“ der AOK ist der indische Hersteller Sun Pharmaceuticals Rabattpartner für den Wirkstoff Tamsulosin. Die Krux: Die Packungen tragen Namen wie die der Schwesterfirma Basics – Tamsulosin Basics 0,4 mg.
Apotheker Michael Greiff erhält ein Rezept über Tamsulosin Basics 0,4 mg von einem Patienten, der bei der AOK versichert ist. „Verordnet war die Firma Basics. Ich habe per Apotheken-Software den Rabattpartner überprüft. Dieser war Tamsulosin Basics 0,4 mg.“ Im ersten Moment denkt Greiff: „Wunderbar, dann passt alles, diese Firma haben wir an Lager.“ Als er dann aber schließlich am HV-Tisch vor dem Kunden stand, musste Greiff beim Einlesen der PZN feststellen, „dass die Packung mit dem richtigen Namen doch die Falsche war“.
Tochterfirma mit gleichem Preis
Um rabattkonform zu beliefern, musste der Apotheker dem Kunden die Packung mit der anderen PZN bestellen: „Das war richtig schräg. Ich hatte die vermeintlich richtige Packung in der Hand und musste erklären, warum ich genau diese nicht abgeben kann, sondern stattdessen ein anderes Medikament mit exakt demselben Namen bestellen muss.“ Auch der Preis sei für beide Packungen identisch gewesen. „Würde ich mit der 100-prozentigen Tochterfirma beliefern statt mit Sun, riskiere ich einen Retax. Und das, obwohl sich die beiden Präparate ausschließlich im Design der Verpackung unterscheiden. Die Kapseln sind absolut identisch. Das ist doch der reinste Irrsinn, wie soll man da noch ein kundenfreundliches Warenlager managen?“
Apotheke als Prellbock
Glücklicherweise sei die Kundschaft überwiegend verständnisvoll: „Wenn man in solchen Momenten noch diskutieren muss, kann das richtig unangenehm werden. Mein Kunde hat aber ganz entspannt reagiert und diesen Irrsinn nicht auf uns als Apotheke projiziert. Sowas kann natürlich auch ganz anders laufen.“ Glück habe die Apothekerin zwar mit der Lieferbarkeit gehabt, aber bestellen musste sie über den Zweit-Großhändler.