Amlodipin, Candesartan und Metformin

AOK-Rabattverträge: „Die Lieferfähigkeit ist katastrophal“

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Berlin -

Besonders glänzen kann die AOK mit ihrer aktuellen Rabattrunde nicht. Viele Hersteller großer Wirkstoffgruppen wie Blutdrucksenker oder Antidiabetika können zum Start schlicht nicht liefern. Die neuen Exklusivverträge bedeuten auch für Nojan Nejatian, Inhaber der Heegbach Apotheke im hessischen Erzhausen, einen erheblichen Mehraufwand. Er hat sich die Verfügbarkeit mehrerer Schnelldreher genauer angesehen und zweifelt am System der Rabattverträge.

Insgesamt waren 122 Wirkstoffe durch die AOK ausgeschrieben. Nejatian kann nur für seine Region sprechen, in der AOK-Welt ist das Gebietslos 2, das die AOK Plus (Sachsen und Thüringen) und die AOK Hessen zusammenfasst. Weil die AOK aufgrund ihrer Nachfragemacht nicht bundesweit ausschreiben darf, gibt es acht verschiedene Gebeitslose. So kann es theoretisch regional unterschiedliche Rabattpartner geben, in der Praxis ist es meist bundesweit derselbe.

„Für den Schnelldreher Amlodipin in der Stärke 7,5 mg müssten wir beispielsweise als Rabattpartner Hexal abgeben. Die große Packung mit 100 Stück ist aber nicht lieferbar“, so Nejatian. Für den Patienten bedeutet das bei Verordnung einer N3-Packung, dass er zwei Packungen à 50 Stück erhält und doppelt die Zuzahlung leisten muss.

Weiter geht es mit dem Wirkstoff Candesartan in der Stärke 8 mg. „Hier sieht es nahezu katastrophal aus. Rabattpartner Zentiva kann lediglich die Packung mit 56 Stück liefern. Normalerweise bekommen die Patient:innen aber die große Packung mit 98 Stück verordnet“, so der Apotheker. Auch hier zahlen die Patient:innen drauf.

Für Metformin erhielten die Hersteller Hexal, Heumann/ Heunet und Jutapharma den Zuschlag in Gebietslos 2: „Heumann kann in keiner Stärke und in keiner Packungsgröße Metformin liefern, ist aber Rabattpartner. Hier schneiden 1A-Pharma und Jutapharma deutlich besser ab“, beschreibt Nejatian die Ergebnisse seiner Abfrage.

Der Apotheker äußert Zweifel am aktuellen System: „Diese Rabattverträge sind rückwärtsgewandt und nicht mehr auf der Höhe der Zeit.“ Sie führten zur Unzufriedenheit der Patient:innen und erwschwerten die Versorgung. Die pharmazeutische Industrie werde unter diesen Bedingungen sicher nicht nach Deutschland zurückkommen.

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