AOK plant mit Betapharm-Rauswurf Alexander Müller, 18.07.2012 10:47 Uhr
Die AOK will ihre Rabattverträge über Metoprolol und Metoprolol-Succinat mit der Firma Betapharm vorzeitig beenden. Obwohl die Vereinbarung noch bis Ende Mai 2013 läuft, ist der Wirkstoff in der aktuellen Rabattrunde schon wieder ausgeschrieben. Grund dürften die anhaltenden Lieferengpässe des Herstellers sein.
Aktuell ist Betapharm noch als Rabattpartner für den Betablocker gelistet. Die AOK geht offenbar davon aus, dass Betapharm die Probleme nicht in den Griff bekommt. Die Tochterfirma des indischen Generikakonzerns Dr. Reddy’s lässt den Wirkstoff von einem spanischen Lieferanten produzieren, der sich mit dem AOK-Rabattvertrag offenbar übernommen hat. Über die neue Ausschreibung will sich die AOK anscheinend alle Optionen offen halten.
Mit dem Rabattvertrag über das retardierte Metoprolol-Succinat hatten die Apotheker besonders viel Ärger. Weil die Verträge im Juni 2011 mit sehr kurzem Vorlauf in Kraft getreten waren, hatte Betapharm das Präparat zum Start noch gar nicht auf dem Markt. Trotzdem hatten Apotheken rund 30.000 Rezepte mit dem Namen des Rabattpartners bedruckt – und ein anderes Präparat abgegeben.
Die Situation war eskaliert, als AOK-Rabattchef Dr. Christopher Hermann daraufhin mit hohen Geldbußen drohte und sogar die Staatsanwaltschaften auf rund 80 Apotheker ansetzte. Mittlerweile hat sich die Situation aber beruhigt, die Verfahren wurden sämtlich eingestellt.
Sollte sich die AOK jetzt tatsächlich von Betapharm trennen, wäre dies bereits der zweite Rausschmiss aus der sechsten Rabattrunde. Bereits im März hatte die Kasse den Vertrag mit der Firma Dexcel über Metformin gekündigt.
Die AOK hatte dies mit der geringen Umsetzungsquote begründet und den Wirkstoff ebenfalls neu ausgeschrieben. Dexcel bestreitet jedoch, zu wenig Metformin geliefert zu haben.