Krankenkassen

AOK: Neue Rabattverträge bringen Mehrarbeit Nadine Tröbitscher, 08.06.2017 12:39 Uhr

Berlin - 

Zehn Jahre Rabattverträge – ein Grund zum Feiern für die Krankenkassen? Weil es den Kostenträgern so viel Geld einspart, gelten seit 1. Juni bundesweit neue Verträge für die Versicherten der AOK. Aber nicht jeder Patient bekommt das gleiche Medikament, acht Gebietslose führen zu einer unterschiedlichen Versorgung der Versicherten.

Im Klartext bekommt beispielsweise ein AOK-Nordost-Versicherter sein Gabapentin als Einziger von der Bietergemeinschaft Puren/Aurobindo. Die Patienten der anderen sieben Gebietslose hingegen werden mit dem Präparat der Firma Micro Labs versorgt. Andere Bundesländer, andere Sitten heißt es auch für Präparate im Mehrpartnermodell. Insgesamt fallen 16 Wirkstoffe in diese Gruppe. Unter anderem gibt es drei Rabattpartner für die Wirkstoffe Ibuprofen, Omperazol, Simvastatin, Amlodipin, Lisinopril, Lamotrigin und Mirtazapin.

Das Mehrpartnermodell wird auch für einige Antibiotika eingesetzt. So können Cefuroxim, Cirpofloxacin oder auch Clarithromycin von unterschiedlichen Firmen abgegeben werden. Ein Plus für die Versorgung auf der einen Seite und ein Mehraufwand für Apotheker auf der anderen Seite, denn in diesen Fällen würden mehrere Hersteller neu an Lager gelegt.

Insgesamt wurden 108 Wirkstoffe und Wirkstoffkombinationen in 110 Fachlosen vergeben, davon 94 als Exklusivverträge. Heumann erhielt beispielsweise für alle Gebietslose den Zuschlag für Allopurinol und Azathioprin. Die Bietergemeinschaft Teva/Ratiopharm hat unter anderem die Wirkstoffe Bisoprolol, Captopril und die entsprechenden Kombinationen mit Hydrochlorothiazid sowie Felodipin, Furosemid, Isosorbidmononitrat, Lisinopril, Lormetazepam, Spironolacton und Nitrendipin exklusiv. Auch Zentiva/Sanofi hat Wirkstoffe wie Molsidomin, Minocyclin, Ibuprofen Rx, Glimepirid oder Fexofenadin exklusiv.

Die neuen Rabattverträge der 18. Tranche haben überwiegend die zum 31. Mai auslaufenden Verträge abgelöst und werden zwei Jahre gültig sein. Die Zuschläge haben insgesamt 39 Pharmaunternehmen oder Bietergemeinschaften erhalten.

Die Krankenkassen hätten dank der Rabattverträge bislang Einsparungen von etwa 20 Milliarden Euro zu verzeichnen. Das sagt Dr. Christoph Herrmann, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg. Das jährliche Umsatzvolumen der in der Tranche 18 aufgeführten Präparate der AOK betrage etwa 1,8 Milliarden Euro. Herrmann geht von einem reibungslosen Verlauf der Umstellung aus; „Die AOK räumt den Unternehmen einen komfortablen Vorbereitungszeitraum ein.“

Im „Interesse der Versicherten“ habe sich das Einsparvolumen der AOK im vergangenen Jahr auf rund 1,6 Milliarden Euro beziffert. Die Erlöse dienten zudem einer „besseren Versorgung, denn die hohe Qualität der Arzneimittelversorgung bleibt unangetastet“, so Herrmann. Mit dem Inkrafttreten der 18. Tranche bestehen für AOK-Versicherte derzeit Rabattverträge für insgesamt 275 Wirkstoffe und Wirkstoffkombinationen in 279 Fachlosen. Das jährliche Umsatzvolumen beziffert sich auf etwa fünf Milliarden Euro.