Antigentests: Engpässe lassen Preise explodieren APOTHEKE ADHOC, 10.11.2020 14:31 Uhr
Antigentests spielen mittlerweile in vielen Apotheken eine große Rolle: Neben Arztpraxen und Pflegeheimen fragen fast täglich auch Privatpersonen nach. Bislang dürfen die Tests jedoch nur an medizinisches Fachpersonal abgegeben werden. Probleme bereiten vielen Kollegen die drastisch steigenden Preise und Probleme beim Bezug.
Eine Übersicht verfügbarer Antigentests gibt es hier.
Die Nachfrage nach Antigentests scheint regional sehr unterschiedlich zu sein. Im bayerischen Peißenberg spielen sie bislang beispielsweise keine allzu große Rolle. Aufgrund von Fernsehbeiträgen ist die Nachfrage von Privatpersonen zwar auch in der St. Ulrich Apotheke gestiegen, vorher sei die Abgabe jedoch gar kein Thema gewesen. Lediglich Arztpraxen und Firmen mit Betriebsarzt würden bei der Apotheke anfragen. Die benötigten Tests werden dann per Fax direkt beim Hersteller bezogen. Die Praxen und Firmen enthalten entsprechende Rechnungen, da eine Abrechnung über den Sprechstundenbedarf bisher nicht erfolgen kann.
Simon Krivec, Inhaber der Adler-Apotheke in Moers, bezieht seine benötigten Tests ebenfalls bei den Herstellern direkt. „Wir statten vor allem Arztpraxen und nun auch Altenheime aus“, erklärt er. Insbesondere kleinere und privat getragene Einrichtungen zeigten Interesse. Die letzte Bestellung von rund 10.000 Antigentests konnte problemlos geordert werden. Heime und Praxen erhalten auch hier eine entsprechende Rechnung. Auch in Moers gibt es täglich Anfragen von Privatpersonen, die Antigentests erwerben möchten. „Wir erläutern dann, dass wir diese nur an medizinische Einrichtungen und Fachpersonal abgeben dürfen, und verweisen sie zu ihrem Hausarzt“, erläutert Krivec.
Tests sickern auch an nicht-medizinisches Personal durch
In der Johannes-Apotheke in Gröbenzell werden vor allem Kliniken mit den Tests beliefert: Denn zum Betrieb gehört ein klinikversorgender Bereich. Aufgrund der großen benötigten Menge werden die Tests hier aus mehreren Quellen sowohl direkt bei den Herstellern wie auch über den Großhandel bezogen. „Wir versuchen von überall Tests zu bekommen“, erklärt Inhaber Christian Sickau. „Wenn welche da sind, ist der Markt oft direkt wieder leer – es ist wirklich schwer, ausreichende Mengen zu bekommen.“
Grund dafür ist seiner Meinung nach auch, dass zu viele Antigentests trotz Verbot auch an nicht-medizinisches Personal durchsickern und abgegeben werden. Viele Firmen würden beispielsweise ihre Mitarbeiter auf diese Art selbst testen. „Die Tests fehlen dann allerdings dort, wo sie am meisten gebraucht werden, beispielsweise in den Kliniken“, meint Sickau.
Erhöhte Nachfrage lässt Preise steigen
Viele Apotheken beklagen, dass sie die Tests aktuell nicht mehr über den Großhandel beziehen können. Auch über Zwischenhändler seien etwa die Tests von Roche und Nal von Minden momentan nur eingeschränkt lieferfähig. Nal von Minden bestätigt, dass die Nachfrage zeitweise drastisch gestiegen sei: „Dass wir nicht mehr lieferfähig waren, ist etwas zu viel gesagt. Das Ausmaß der Nachfrage in dieser Pandemie war so aber nicht planbar. Wir haben tatsächlich unsere Produktionskapazität verdoppelt – von 20 auf 40 Millionen pro Monat ab November. Die nächste Verdopplung ist in Angriff genommen.“
Der Nadal-Test gilt als zuverlässig und war einer der ersten In-vitro-Diagnostika auf der BfArM-Liste. „Die Erhöhung der Produktion geht aber nicht von heute auf Morgen, da wir um jeden Preis die Qualität unserer Schnelltests halten wollen und werden. Wir nehmen die Herausforderung also an und tun unser Möglichstes, um der aktuellen globalen Ausnahmesituation Herr zu werden.“
Hinzu kommt das Problem mit den gestiegenen Preisen. Bestellformulare per Fax geben seit einiger Zeit sehr hohe Preise für Antigen-Schnelltests an. So auch für den Nadal Test: Das Unternehmen Zeinpharma verlangt beispielsweise für eine Packung bestehend aus 20 Tests derzeit 13,20 Euro pro Test. Der reguläre Taxe-EK liegt bei 158 Euro.
„Zeinpharma gehört nicht zu unseren Direktkunden. Diese Preise sind uns auch nicht bekannt. Auf die Preisgestaltung von Distributoren haben wir leider keinen Einfluss“, erklärt Nal von Minden. Für Direktkunden werden Staffelpreise angeboten, die sich nicht verändern. „Unsere Preise für Standortapotheken orientieren sich an der Lauer-Taxe. Das heißt, unsere Preise sind seit dem 1. November sogar gesunken. So kann man auch direkt bei uns bestellen.“