Antibiotika fehlen und kein Ende in Sicht Nadine Tröbitscher, 12.04.2017 07:57 Uhr
Die Defekte bei Antibiotika setzen sich fort, zum Teil können die Hersteller keine Entwarnung geben. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat die Liste der Lieferengpässe aktualisiert.
Im Protokoll zum Jour Fixe gab das BfArM am 31. März zum Engpass Piperazillin/Tazobactam noch Entwarnung: Es werde mittlerweile aus der betroffenen Herstellungsstätte wieder Wirkstoff geliefert, so dass wieder mehr Arzneimittel verfügbar sein würden. Auch wenn die Versorgungslage angespannt bleibe: „Die Kriterien für einen Versorgungsmangel nach Paragraph 79 Absatz 5 Arzneimittelgesetz (AMG) werden als nicht mehr gegeben angesehen, wenn Wirkstoff aus der betroffenen Herstellungsstätte in relevanter Menge wieder zur Verfügung steht.“
Demgegenüber steht die Meldung von Dr. Friedrich Eberth Arzneimittel. Das Unternehmen meldete dem BfArM Anfang April, es stehe kein Rohstoff zur Verfügung, ein Ende des Lieferengpasses sei nicht abzusehen. Auch Teva und Ibigen/Ibisqus melden einen Defekt.
Gleiches gilt für die Kombination Ampicillin/Sulbactam. Laut Eberth ist kein Ende des Engpasses absehbar – Ampicillin steht als Rohstoff nicht zur Verfügung. Das BfArM sieht die Versorgungslage kritisch und werde den Defekt weiter beobachten. Alternative Therapieempfehlungen würden von den entsprechenden Stellen erarbeitet.
Ratiopharm meldet für den Trockensaft Penicillin-V einen vorübergehenden Defekt für die Packungsgrößen 100 ml und 200 ml. Man habe Probleme in der Herstellung, der Konzern macht jedoch keine Angaben, wann das Arzneimittel wieder verfügbar ist. Metronidazol zu 400 mg in den Packungsgrößen 14 und 20 Filmtabletten wird von Ratiopharm voraussichtlich ab Mai wieder verfügbar sein. Der Hersteller meldete den Engpass Anfang März, da der Wirkstoffhersteller wechselte.
Das Zytostatikum Topotecan ist als Infusionslösung in den Stärken 1 mg/ml und 4 mg/ 4 ml von Teva außer Handel, der Grund seien Probleme in der Herstellung.
Nulojix wird bis Ende des Jahres nur begrenzt verfügbar sein. Grund sei die weltweit steigende Nachfrage und eine Verzögerung in der Umstellung des Herstellungsprozesses. Dieser soll effizienter werden. Patienten, die bereits mit dem Arzneimittel behandelt werden, können weiter therapiert werden. Für sie wird das Medikament weiterhin zur Verfügung stehen. Ärzten wird jedoch dringend empfohlen, keine neuen Patienten auf Belatacept einzustellen. Die Fachkreise sollen entsprechend informiert werden. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) bestätigte im März eine europaweite Kontingentierung des Arzneimittels.