Glyphosat ist ein Unkrautgift, das die Nation spaltet und Bayer durch einen Milliarden-Deal zum Marktführer des Herbizids werden ließ. Apotheker Timo Ried aus Ulm hat auf den Bayer-Monsanto-Deal seine eigene Antwort – einen Flyer mit Alternativpräparaten zu den Bayer-Bestsellern.
Kommenden Montag ist es so weit, dann erscheint der Januar-Ried + Apotheken-Flyer im Raum Ulm, Neu-Ulm als Beileger der Südwest Presse mit einer Auflage von etwa 29.000 Stück. Der Apotheker hat dem Bayer-Monsanto-Deal eine Doppelseite gewidmet. „Als Apotheker kann man da gar nicht anders, als seinen Kunden Alternativen zu den Bayer-Präparaten aufzuzeigen, wie jetzt in unserem Flyer geschehen“, schreibt Ried, der wie Kollege Thomas Riedrich aus der Region Rosenheim öffentlich Stellung bezieht.
„Bei uns ging der Flyer wegen Betriebsurlaubs unseres Druckers schon vor Weihnachten in Druck, sonst hätte ich noch in meinem Artikel auf den Protest des Kollegen Riedrich Bezug genommen“, schreibt Ried anerkennend. Der Apotheker hofft, dass sich noch mehr Apotheken dem Protest anschließen und zeigen, „was wir als Pharmazeuten von Pharmaherstellern erwarten – und was nicht“.
Ried und seine Frau Brigitte betreiben im Familienverbund sieben Apotheken und beschäftigen etwa 80 pharmazeutische Mitarbeiter. Der Flyer wird nicht nur als Beilage in der Südwest Presse verteilt, sondern auch in der Apotheke an die Kunden abgegeben. Entworfen wurde er von Ried selbst in Zusammenarbeit mit seiner Frau und einer engagierten Kollegin. Inspiriert wurde der Apotheker auch von dem Buch „Das Wunder von Mals“ von Alexander Schiebel. Ein Dorf kämpft entschlossen gegen Pestizide, um die erste pestizidfreie Gemeinde Europas zu werden.
„In dieser Vinschgau-Gemeinde hat der örtliche Apotheker, Kollege Dr. Johannes Fragner-Unterpertinger, den Widerstand gegen die Pestizid-Verseuchung im Rahmen des sonst üblichen Apfelanbaus in Südtirol mit organisiert und dafür gesorgt, dass seine Gemeinde eben nicht von diesen Giftstoffen verseucht wird. Mals ist nach einem Volksbegehren heute pestizidfrei“, schreibt Ried. Der Flyer sei ein erster Schritt und soll sensibilisieren und die Konsequenzen aufzeigen, die mit der Zulassungsverlängerung einhergehen können. Wahrscheinlich wird er auch polarisieren.
Das Unkrautgift „wird seit Jahren von der WHO als ,wahrscheinlich krebserregend‘ eingestuft“, heißt es auf dem Flyer. „Rückstände von Glyphosat finden sich mittlerweile in vielen Lebensmitteln und auch bei 60 Prozent aller Deutschen im Urin.“ Die EU-Kommission hat die Zulassung für das Herbizid für weitere fünf Jahre verlängert. Ein Fakt, der bei dem Apotheker „ein gewisses Unbehagen“ hervorruft. Auch mit Hinblick auf die Stimme pro Glyphosat des Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) – entgegen der „Stellungnahmen vieler Wissenschaftler“.
Der 12. Dezember, der Tag an dem die Entscheidung für die Zulassungsverlängerung von Glyphosat fiel, war für Ried „kein guter Tag für die Gesundheit der Europäer“, aber „ein Freudentag für das Bayer-Management und die Bayer-Aktionäre“. Der Apotheker stellt die Frage: „Wie kann es sein, dass ein ‚Gesundheits-Unternehmen‘ wie Bayer mit aller Macht höchst bedenkliche Pestizide wie Glyphosat herstellt und damit Profite erwirtschaften will?“ Schließlich gebe es Alternativen zum Chemieeinsatz – und nicht zuletzt auch zu den Arzneimitteln, deren Qualität der Apotheker keinesfalls in Frage stellt.
Konkurrenzprodukte anderer Hersteller, gebe Ried nun lieber ab. Von „Pharmafirmen, die ausschließlich das tun, was Sie und ich vollkommen zu Recht von einem Arzneimittelhersteller erwarten: Gesundheit fördern – statt Gesundheitsrisiken erhöhen“, spricht Ried die Kunden mit dem Flyer an. Auf einer Doppelseite zeigt der Apotheker Alternativen zu den Bayer-Produkten aus dem OTC-Bereich. Zuletzt entscheidet aber immer noch der Kunde, welche Pharmafirma und welches Produkt sympathischer ist.
Das sind einige Antworten der Ried + Apotheken auf den Bayer-Monsanto-Deal: ASS ratiopharm 500 mg statt Aspirin, Panthenol Wundbalsam statt Bepanthen, Simeticon statt Lefax, Clotrimazol Al statt Canesten und Gripphexal statt Aspirin Complex.
In der vergangenen Woche polarisierte Apotheker Thomas Riedrich. In der Sichtwahl seiner Optymed-Apotheken hatte er Schilder mit dem Aufdruck „Wegen Glyphosat gestrichen. Wir empfehlen Ihnen gerne eine Alternative“ vor die Aspirin-Packungen angebracht. Auf die Aktion machte auch ein Facebook-Post aufmerksam.
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