Ein komischer Husten, Kopfweh und Müdigkeit: Diese drei Symptome haben Apotheker Edgar Lerchenberg* aus Bayern veranlasst, einen Corona-Schnelltest zu machen. Das Ergebnis: positiv. „Ich habe gleich einen Test hinterher gemacht“, sagt der Inhaber zweier Apotheken. Aus Angst vor einem Kundenverlust hielten die Betriebe die Infektion des Chefs mit Sars-Cov-2 geheim. Auch Monate später fühlt dieser sich immer noch abgeschlagen und reagiert auf Corona-Gegner besonders empfindlich.
Mitte November – ein Sonntag. Lerchenberg fühlt sich nicht fit und wundert sich über seinen auffälligen Husten. „Ich habe manchmal Husten, aber der war irgendwie anders.“ Er fährt in die Apotheke und betritt über den Hintereingang sein Büro. Dort bestätigten zwei Antigen-Schnelltest seine Vermutung. Er hatte Covid-19. „Ich glaube, ich habe es mir an einer Raststätte an der Autobahn eingefangen“, erinnert er sich. „Ich war dort kurz auf Toilette, eigentlich passe ich immer gut auf.“
Lerchenberg verständigt seine Ärztin und lässt einen PCR-Test machen. Das Ergebnis erhält er am Mittwoch. Die Apotheken informierte er zuvor bereits und blieb zu Hause. Die Betriebe konnten weiter öffnen, da die Aufsicht geregelt war. „Ich habe sieben Approbierte.“ Er fordert seine Mitarbeiter auf, selbst Antigen-Tests zu machen. In einer Apotheke finden sich dadurch drei weitere Infizierte. „Wir sind ein sehr gutes Team, das zusammenhält. Alle waren natürlich erst einmal geschockt.“
Die Infektion in der Apotheke wurde nach außen bewusst nicht kommuniziert. Das war Lerchenberg besonders wichtig, denn er kennt andere Heilberufler, die dadurch ihre Patienten verloren haben. „Ich wollte nicht, dass mir jemand aus dem Team am Telefon gute Besserung wünscht und sich dann andere fragen, warum ich für zweieinhalb Wochen ausfalle“, sagt der Inhaber, der sich normalerweise nicht so schnell unterkriegen lässt. „Ich bin eigentlich recht eisern.“
Doch bei Covid-19 war alles anders. „Ich war wie in einer Müdigkeits-Trance. Ich habe mir sehr schwergetan, mich zu konzentrieren. Mir hat Sauerstoff gefehlt, plötzlich konnte ich nicht mehr denken.“ Zu Hause versuchte Lerchenberg, Liegengebliebenes wie das Weihnachtsgeld oder Lohnabrechnungen abzuarbeiten. „Ich habe zwei Tage gebraucht, um die Gehälter auszurechen, eigentlich geht das zack zack.“ Er habe immer wieder den Faden verloren.
Besonders schlimm seien auch die Gliederschmerzen in den Waden gewesen. „Nachts bin ich davon aufgewacht und konnte deshalb nicht mehr einschlafen. Das muss man sich mal vorstellen.“ Dazu kam leichtes Fieber, das bei etwa 38,5 Grad lag. „Ich habe permanent geschwitzt und musste ständig das Kissen wechseln.“ Auch die Kopfschmerzen seien immens gewesen. Die zweieinhalb Wochen verbrachte er alleine in seiner Wohnung. Seine Partnerin kam ab und an vorbei, brachte Einkäufe und winkte ihm über die Terrasse mit Sicherheitsabstand zu. „Auch mein Team war sehr besorgt.“
Das „Alleinsein“ während der Genesung habe er gut hinbekommen. „Nachts hatte ich mein Telefon immer am Bett liegen.“ Manchmal habe er Ibuprofen gegen die Schmerzen nehmen müssen. Zudem nahm er Angocin und Zistrosenextrakt ein.
Kürzlich ließ er einen Antikörpertest machen. Der Wert sei noch hoch und die Ärztin habe empfohlen, wegen einer hohen Immunantwort noch mit der Schutzimpfung zu warten, sagt Lerchenberg. Auf Maskengegner und Coronaleugner reagiert Lerchenberg nach der Infektion mit null Verständnis. „Ich würde am liebsten ausrasten. Denn ich habe erlebt, wie krass es ist, was der Körper durchlebt.“
* Name von der Redaktion geändert
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