An der Medizinischen Universität Innsbruck will der deutscher Apotheker Christoph Kaiser eine Anatomie-Fortbildung für Pharmazeuten anbieten. Anhand von anatomischen Präparatensowie der ergänzenden Pharmakologie soll das Wissen und Verständnis von Krankheitsbildern und deren Behandlung optimiert werden. Auch Patienten würden von anatomischen Kenntnissen ihres Apothekers profitieren, meint Kaiser.
Um Behandlungsstrategien zu verstehen, sind solide Kenntnisse in medizinischen Grundlagenfächern unerlässlich, auch für Apotheker, meint Kaiser. Pharmazeuten sind zwar hervorragend in Physiologie, Biochemie und Pharmakologie für die Praxis vorbereitet. Auch die Novellierung der Approbationsordnung mit der Schaffung des Faches Klinische Pharmazie hat aus seiner Sicht enorm zur Stärkung der Kompetenzen beigetragen. Anatomie spiele jedoch meist eine untergeordnete Rolle. Die menschliche Anatomie in der Realität entspreche aber nicht der idealisierten Lehrbuchanatomie, gibt Kaiser zu bedenken. Vielmehr sei die Variabilität der Normalfall.
Der Kurs, den der Apotheker gemeinsam mit zwei Medizinern an der Universität in Innsbruck anbietet, soll die Lücke zumindest in gewissen Themenbereichen schließen. Dabei soll das Verständnis für physiologische und pathologische Prozesse gestärkt werden. „Dadurch kann ein Pharmazeut seine Beratung effektiver gestalten“, ist Kaiser überzeugt. „Je besser er die Zusammenhänge versteht und erklären kann, umso effektiver werden Therapien umgesetzt.“ Dadurch steige nicht nur die Adhärenz beim Patienten, auch das Zusammenspiel zwischen Patienten, Arzt und Apotheker werde optimiert. „Ich selbst gehe sehr gern zu ärztlichen Fortbildungen“, sagt der Apotheker. „Auch weil ich dadurch die Entscheidungen und Verordnungen der Ärzte besser verstehen kann.“
Die Fortbildungsveranstaltung gliedert sich in Themenblöcke auf, wie Kaiser verrät. Unter anderem stehen das Herz-Kreislauf-System, die Lunge, Zentralnervensystem sowie Ober- und Unterbauchorgane auf dem Programm. „Als erstes werden theoretische Grundlagen mit Beispielen aus der pharmazeutischen Praxis besprochen und im Anschluss am Präparat demonstriert“, erläutert Kaiser den Ablauf.
So werde etwa im Themenblock „Kardiologie“ das Herz kurz in seiner theoretischen Anatomie vorgestellt. Anschließend soll ein kurzer Abriss über die Pathophysiologie und die pharmakologischen Strategien folgen. Zum Schluss würden die Kenntnisse am echten, wenn auch präparierten Herzen vertieft. „Anfassen und Begreifen ausdrücklich erwünscht“, sagt der Apotheker.
Der Bezug zum Apothekenalltag stehe dabei stets im Vordergrund, versichert der Apotheker. Jeder Teilnehmer könne sehr intensiv am Präparat sein Wissen optimieren. Maximal 25 Personen können am Workshop teilnehmen. Nur so könne eine hohe Qualität der Fortbildung gewährleistet werden. Für hohe Qualität sorgen auch die beiden Mediziner, die zusammen mit Kaiser die Veranstaltung gestalten: Dr. med. Thomas Gstrein ist Unfallchirurg und Teamarzt des österreichischen Ski Alpine-Herren-Mannschaft. Dr. med. Marko Konschake ist Facharzt für Anatomie an der Medizinischen Universität Innsbruck.
Der erste Termin ist bereits am 16. Juni, ein weiterer Wortshop findet am 22. September statt. Für die Teilnahmen an der ganztägigen Veranstaltung gibt es laut Kaiser acht Fortbildungspunkte von der Bundesapothekerkammer.
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