Versteckter Leitartikel im ersten Heft

Amazon-Kritik: Kuck sen. schreibt für My Life

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Berlin -

My Life von Noweda und Burda soll in erster Linie ein Gesundheitsmagazin für Verbraucher sein, TV-Programm und Rätselteil inklusive. Aber wie beim Vorbild Apotheken Umschau ist offenbar auch mit gesundheitspolitischen Einschaltungen zu rechnen. In der ersten Ausgabe übernimmt die Abteilung Attacke der ehemalige Noweda-Vorstand Wolfgang P. Kuck. Unter dem Titel „Die Steigbügelhalter“ arbeitet er sich an der These ab: „Wie die Politik die Arzneimittelversorgung an Amazon verhökert.“

Der Text beginnt mit einer Zukunftsvision: Im Jahr 2024 kauft Amazon mehr als 90 Prozent der Aktien der Zur Rose-Gruppe für rund 3,3 Milliarden Euro. Dass sei zwar noch Zukunftsmusik, beschwichtigt Kuck, man sei aber auf dem besten Weg dahin. Und Schuld daran ist aus Sicht des Autors das Versagen der Institutionen. Die Monopolkommission etwa rede ständig einer Liberalisierung des Apothekenmarktes das Wort: „Die dramatisch wachsende Monopolisierung in Europas Arzneimittelversandhandel sehen die hochkarätigen Wissenschaftler anscheinend nicht“, moniert Kuck.

Vor allem aber kritisiert er die Politik, die nach einer insgesamt verschlafenen Digitalisierung im Gesundheitswesen, den Schulen, der Verwaltung jetzt vollkommen gedankenlos alles über das Knie breche. Kuck fasst die Debatte so zusammen: „Alles, was sich digital gibt, kann nur gut sein. Wie kurzsichtig.“ Er verweist auf die Entwicklung beim Amazon-Projekt „1492“, die Pillpack-Übernahme und den Datenhandel – und die „exorbitanten Umsatzsteigerungen“ bei DocMorris. Das wecke auch andernorts Begehrlichkeiten, ist Kuck sich sicher.

Dass der Arzneimittelversand in der Zwischenzeit Investoren anlockt und massiv wächst, lasse die Politik jedoch kalt. Ein Verbot des Rx-Versandhandels sei von diesem Bundesgesundheitsminister wohl nicht mehr zu erwarten, so Kuck. Jens Spahn (CDU) lasse dem größten Versender DocMorris seine Spielweise. Dessen Aktionäre könnten dann irgendwann unter die Fittiche von Amazon schlüpfen, erwartet der ehemalige Noweda-Vorstand.

Kuck gibt nicht nur Spahn allein die Schuld. Alle Parteien seien in der Pflicht: Doch Vertreter von SPD und Grünen hätten schon Beifall geklatscht, fühlten sich womöglich wohl „als Steigbügelhalter für kapitalkräftige Konzerne“. Ein Nein zum Rx-Versandverbot und dessen Folgen hätten aber alle Parteien zu verantworten, so Kuck.

Und die Folgen liegen aus seiner Sicht auf der Hand: erschreckende Auswirkungen auf die Akutversorgung, wenn sich das Apothekensterben weiter fortsetzt. „Das nennt man Zerstörung der Infrastruktur. Aber darin haben wir ja Erfahrung“, schließt Kuck seinen Beitrag mit düsterer Vorahnung.

Zur Textform: Der Beitrag steht im Ressort Zeitgeschehen, das sonst nur noch den Text „Plastikmüll im Paradies“ beherbergt. Er ist nicht als Meinungsbeitrag oder Analyse gekennzeichnet und nur mit dem Kürzel wpk versehen. Nur wer sich die Mühe macht, im Impressum nachzuschlagen und publizistische Gepflogenheiten kennt, findet seinen Weg zum Autor Wolfgang P. Kuck. Den Text hatte dieser bereits vor einem Monat in der Noweda-Postille „Neue Allgemeine Gesundheitszeitung für Deutschland“ als Leitartikel veröffentlicht.

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