Unter Apothekern und PTA herrscht quasi Vollbeschäftigung. Vor Arbeitslosigkeit müssen sich diese Berufsgruppen nicht fürchten. Trotzdem haben zwei Drittel der Angestellten in Apotheken mit Blick auf ihre finanzielle Situation Angst vor Altersarmut. Das ist das ernüchternde Ergebnis einer Umfrage der Reihe ACAlert im Auftrag von ACA Müller ADAG Pharma AG.
Eine deutliche Mehrheit von 67 Prozent der 303 befragten angestellten Apotheker und PTA gab an, Angst vor Altersarmut zu haben. Darunter sind 19 Prozent, die der Aussage voll zustimmen, unter den befragten PTA sogar 25 Prozent. Von ihnen haben der Aussage insgesamt 74 Prozent voll oder teilweise zugestimmt. Mit anderen Worten: Drei von vier PTA haben Angst vor Altersarmut – ein alarmierendes Ergebnis. Selbst unter Apothekern ist es noch die Hälfte. Zudem gaben 61 Prozent der PTA an, sich häufig Sorgen um ihre finanzielle Situation zu machen.
In 36 Prozent der Fälle ist der oder die PTA Hauptverdiener in der Familie. Bei vielen reicht das eigene Gehalt nicht aus. Die Hälfte stimmte der Aussage zu: „Ohne meine/n Partner/in käme ich kaum über die Runden.“ Bei den Apothekern sind es 23 Prozent. Knapp drei Viertel der PTA haben schon einmal über eine Umschulung oder berufliche Neuorientierung nachgedacht. Selbst unter den befragten Apothekern sind es 43 Prozent.
Wenn das Geld knapp wird, sparen die meisten an Freizeitaktivitäten wie Ausgehen, Kino, Konzerten oder Restaurantbesuchen. Auch Bekleidung und Reisen stehen oben auf der Streichliste, es folgen Hobbys, Kosmetik und Medien/Streamingdienste. Wiederum besorgniserregend: 16,3 Prozent der PTA gaben an, bei Einkauf/Grundnahrungsmitteln zu sparen, wenn das Geld knapp ist.
Zu den eigenen finanziellen Verhältnissen hat ein Viertel der Befragten keine Angaben machen wollen. 40 Prozent der PTA gaben an, gar keine Ersparnisse oder weniger als 5000 Euro zu haben. Bei den Apothekern sind es 23 Prozent. Allerdings gibt es in dieser Teilgruppe auch 10 Prozent, die mehr als 100.000 Euro auf der hohen Kante haben. Auf der anderen Seite hat insgesamt jeder dritte Befragte aktuell Schulden, PTA und Apotheker gleichermaßen. Jeder vierte Apotheker hat für sein Studium einen Kredit aufgenommen, 9,4 Prozent der PTA für ihre Ausbildung.
Aufgrund des Fachkräftemangels müssen Inhaber heute regelmäßig über Tarif bezahlen, um überhaupt Mitarbeiter zu finden. Unter den Approbierten gaben 71 Prozent an, über Tarif zu verdienen, weitere 26 Prozent bekommen das tariflich vereinbarte Gehalt, 3 Prozent weniger. Bei den PTA sieht es nicht ganz so gut aus: Zwar verdienen auch 56 Prozent über Tarif, aber 37 Prozent wie von der Gewerkschaft Adexa ausgehandelt und immerhin 4,9 Prozent weniger.
Konkret gaben 71 Prozent der PTA an, weniger als 2000 Euro netto im Monat zu verdienen. Bei den Apothekern liegen 40 Prozent zwischen 2000 und 3000 Euro netto – jeweils unbeachtet der Wochenarbeitszeit. Immerhin 17 Prozent der Befragten haben einen Nebenjob außerhalb der Apotheke. Jeder Vierte führt Haushaltsbuch.
Wie ist es um die Arbeitsbedingungen der Teilnehmer im Einzelnen bestellt? Etwas mehr als ein Drittel hat eine 40-Stunden-Woche, ein weiteres Viertel arbeitet 35 bis 40 Stunden. Die Teilzeitverträge sind unter PTA weiter verbreitet als bei Apothekern. Überstunden bewegen sich bei den meisten in einem überschaubaren Rahmen mit Ausreißern nach oben, die 30 Überstunden und mehr angegeben haben.
Trotzdem sagt eine Mehrheit, dass sie mit ihrem Gehalt insgesamt gut zurechtkommen. 83 Prozent der angestellten Apotheker und immerhin 62 Prozent der PTA stimmen dieser Aussage zu. Und 72 beziehungsweise 56 Prozent sind mit ihrer finanziellen Situation insgesamt zufrieden. Das heißt nicht, dass es nicht etwas mehr sein dürfte: 52 Prozent der PTA sind mit ihrem Gehalt nicht zufrieden, bei den Approbierten sind es 40 Prozent. Für mehr Gehalt würden 85 Prozent der Angestellten auch mehr Verantwortung übernehmen.
Allerdings geht aus der Umfrage auch hervor, dass es wichtigere Dinge gibt als das Gehalt: 72 Prozent der Befragten finden, dass nette Kollegen und Spaß im Beruf wichtiger sind als ein hohes Einkommen. Und wenn mehr Geld da wäre, würden die meisten gerne mehr verreisen oder shoppen. Jeder Zehnte würde auch gern in eine andere Wohnung oder Haus ziehen: Heute leben 17 Prozent der PTA und 14 Prozent der Apotheker mit familienfremden Personen zusammen, 21 beziehungsweise 15 Prozent alleine.
An der Umfrage für den ACAlert am 29. August 2019 via aposcope nahmen 303 verifizierte Apothekerinnen, Apotheker und PTA teil. ACAlert ist eine Initiative der ACA Müller ADAG Pharma AG.
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