Die Waage Apotheke in Berlin gehört zu den Top-Ausbildungsapotheken Deutschlands. Sandra Kraatz ist Mitinhaberin und freut sich über die Auszeichnung der Pharmaziestudierenden – insbesondere für das anspruchsvolle Coronajahr 2021. Ein Grund für die guten Bewertungen ist unter anderem der betriebsinterne Praxisunterricht. Dennoch sei es „herausfordernd“ Praktikant:innen zu finden.
Ausbildung wird in der Waage Apotheke großgeschrieben: „Wir haben meist zwei PhiP, mehrere PTA-Praktikantinnen und PKA-Auszubildende“, sagt Kraatz. Dass Studenten über den Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) ihren Betrieb in die Top-3 der Offizin-Apotheken gewählt haben, ist für sie eine schöne Überraschung. „Es ist anspruchsvoll bei uns und gerade in der Pandemie war viel los.“
Meist sind Pharmazeut:innen im Praktikum (PhiP) ein halbes Jahr in der Waage Apotheke. Sie bewerben sich aus ganz Deutschland. „Wir sind eine große Apotheke mit verschiedenen Bereichen wie Hämophilie, vielen T-Rezepten und Betäubungsmitteln und der Zytostatikaherstellung.“ Erfreulich wäre, wenn die angehenden Apotheker:innen ein Jahr blieben, doch der Trend sehe anders aus. Die meisten würden sechs Monate bleiben und noch in die Industrie oder eine Klinik gehen.
Bei dem Praktikum geht es Kraatz vor allem um die Vorbereitung auf das dritte Staatsexamen. Wenn der Nachwuchs in den sechs Monaten etwa hoffe, viel vom Sterillabor zu sehen, muss sie abwinken. Natürlich könne dort einmal ein Tag verbracht werden. „Aber mit Kammerunterricht und Urlaub werden wir sonst unserem Ausbildungsauftrag nicht gerecht.“
In der Waage Apotheke werde „keiner ins kalte Wasser geschmissen“, betont Kraatz. „Bei uns wird man auch nicht als günstige Arbeitskraft gesehen.“ Stattdessen kümmere sich einmal pro Woche für ein bis drei Stunden exklusiv Timo Richter um die Auszubildenden. Der Apotheker ist seit neun Jahren im Team und Hauptverantwortlicher für die PhiP-Ausbildung. Die Praktikant:innen erhielten einen Einzelunterricht, bei dem es um Selbstmedikation und die verschiedenen Einsatzgebiete sowie im verschreibungspflichtige Arzneimittel gehe. Dafür gebe es ein ausgearbeitetes Skript. Zunächst liefen die PhiP vor allem mit und könnten sich beim Team den Arbeitsalltag abschauen. „Sie kommen von der Universität und kennen alle Wirkstoffe und Formeln, aber die Beratung am Patienten findet nicht statt.“
Aktuell sucht die Waage Apotheke für November noch eine:n PhiP. Die Bewerbungsgespräche hätten sich in den vergangenen Jahren geändert. „Die Bewerbungsphase hat sich verändert. Man bewirbt sich fast als Apotheke beim PhiP.“ Die Interessenten hätten mitunter auch eine andere Arbeitseinstellung, sagt Apothekerin Juliane Prieß, die den Bereich Offizin leitet. „Ich hätte mich damals nicht getraut zu fragen, ob ich um 18 Uhr nach Hause kann, wenn die Apotheke bis 20 Uhr geöffnet hat.“ Insgesamt konnte bisher aber bei allen PhiP „das Feuer“ entfacht werden, freut sie sich. „Das ist für uns eine Bestätigung.“ In den vergangenen elf Jahren habe es keine:n gegeben, der die Prüfung im Anschluss nicht geschafft habe.
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