Jungen für Mädchen- und Mädchen für Jungs-Berufe zu interessieren – das ist das Ziel des Boys‘ beziehungsweise Girls‘Days. Am Donnerstag luden auch Apotheken, PTA-Schulen und Pharmaunternehmen Schüler ein, um ihnen die unterschiedlichen und meist weiblich geprägten Berufe der Branche näherzubringen.
In der Bären-Apotheke in Tübingen erklärte Heike Riek fünf Jungen aus der sechsten bis achten Klasse die Berufsbilder in der Apotheke. Im zweiten, praktischen Teil durften die Jugendlichen einen Tee und eine Handcreme anfertigen – passend zum Muttertag am 8. Mai. Das Highlight des Besuchs sei aber der Kommissionierer gewesen, berichtet Riek. Die Jungen hätten dann auch selbst Ware ein- und auslagern dürfen. Die Bären-Apotheke beteiligte sich bereits zum zweiten Mal am Boys‘Day.
Ein wahres Urgestein ist dagegen die Bahnhof-Apotheke in Eberbach: Inhaber Frank Knecht ist von Anfang an dabei und hat schon zum fünften Mal Jungen eingeladen. Sieben Schüler aus Eberbach und Umgebung besuchten die Apotheke. Bei einem Rundgang durch die Räume wurde ihnen gezeigt, dass eine Apotheke weit mehr als eine Medikamentenabgabestelle ist.
Anschließend wurden bereitgestellte Grundsubstanzen anhand von Herstellungsanweisungen zu Tees, Cremes und Zuckerplätzchen verarbeitet. Dabei musste darauf geachtet werden, dass alles dokumentiert und richtig beschriftet wird. Danach wurden die Preise kalkuliert und die Produkte verkauft. Am Ende musste es etwas schneller gehen, da die Schüler auf einem Plakat damit geworben hatten, ihre selbst hergestellten Produkte ab 11 Uhr zu verkaufen. Der Gewinn wurde zum Teil in Bonbons für die Klassenkameraden umgesetzt, der Rest wurde an die Apotheken-Patenkinder aus Afrika und Pakistan gespendet.
Die Bernd-Blindow-Schule in Mannheim empfing elf Schüler. Schulleiterin Silke Dittmar hat sich mit der benachbarten Fortuna-Apotheke zusammengetan. Dort konnten die Jugendlichen zunächst einen Blick hinter die Kulissen einer Apotheke werfen. Anschließend ging es an der PTA-Schule an die „Gummibärchen-Chemie“: In ein Gefäß mit Kaliumpermanganat-Lösung werden Gummibärchen gelegt. Durch die Glucose verfärbt sich die Lösung von violett über grün zu braun. Die Schüler färbten außerdem Flammen ein und stellten ein Ultraschallgel in verschiedenen Farben her.
An der PTA-Schule in Heilbronn hatte Dittmar ein Programm für den Girls‘Day aufgesetzt. Dort wurden Lippenstifte und Handcremes hergestellt. Im Vergleich seien die Jungs doch eher technisch interessiert, stellt die Schulleiterin fest. Sie ist zufrieden mit dem Tag: „Wir lassen Schüler gern mal schnuppern“, sagt sie. Immer wieder öffneten die Bernd-Blindow-Schulen ihre Türen – und sie habe auf diese Weise auch schon Schüler gewonnen.
Auch am Institut Dr. Flad in Stuttgart informierten sich Jungs über die PTA-Ausbildung. „Sie waren sehr interessiert und engagiert“, sagt Lehrerin Sigrid Pfiz. Die zehn Jungen stellten im Labor einen Deoroller und einen Lippenpflegestift her. Beides durften sie mit nach Hause nehmen.
Der Onkologie-Spezialist Medac empfing in Wedel elf Jungen und zehn Mädchen. Zu Beginn erläuterte Geschäftsführer Heiner Will kindgerecht, wozu die Medikamente des Unternehmens hergestellt werden. Wie die Arzneimittel produziert und verpackt werden, durften sich die Jugendlichen dann selbst anschauen. Vorher musste aber die Schutzkleidung angelegt werden: Haarhaube, weißer Kittel und blaue Schuhüberzieher. „Cool, die Sachen können wir auch als Regenschutz benutzen“, freut sich ein Kind als draußen der Regen einsetzt.
Die Organisation des Aktionstages übernehmen bei Medac die Auszubildenden des ersten Lehrjahres, die sich vorab bei ihren älteren Kollegen erkundigt hatten, was man mit den Schülern denn unternehmen könnte. Für die stand nach der Führung ein „Laborexperiment“ auf dem Programm: Verschiedene Glasröhrchen mit Tinte wurden untersucht, natürlich mit Schutzbrille, Handschuhen und Kittel.
Auch bei Boehringer Ingelheim waren sowohl Jungen als auch Mädchen willkommen. Die Schülerinnen bekamen einen Einblick in technische Berufe in den Bereichen Technik. IT, Handwerk und Naturwissenschaften. Die Jungen lernten den Beruf des Pharmakanten kennen. „Durch dieses Angebot möchten wir auch insgesamt mehr Interesse für unsere Produktionsberufe wecken,“ erklärt Stefan Hüppe, Ausbildungsleiter bei Boehringer Ingelheim.
Der OTC-Hersteller Engelhard hatte zehn Jungen eingeladen. Sie konnten bei Führungen die verschiedenen Bereiche des Unternehmens, etwa Produktion und Labor, kennenlernen. „Darüber hinaus haben unsere Auszubildenden den teilnehmenden Schülern detaillierte Einblicke in die einzelne Abteilungen und den Alltag des Ausbildungsberufes „Industriekaufmann“ gegeben“, so eine Sprecherin. Ihr neu erworbenes Wissen konnten sie in einem Ausbildungsquiz sowie einer abschließenden Schnitzeljagd unter Beweis stellen.
Engelhard nahm an dem Aktionstag teil, um jungen Menschen Einblicke in den Berufsalltag gewähren. „Zum anderen liegt es uns – nicht zuletzt aufgrund unserer tiefen Verwurzelung mit der Region – am Herzen, Engelhard Arzneimittel als mögliche Zukunftsperspektive vorstellen zu können und damit im Idealfall das Interesse der Arbeitnehmer-von-Morgen für eine Ausbildung in einem pharmazeutischen Unternehmen zu wecken“, sagte die Sprecherin.
Der Augenspezialist Bausch + Lomb hatte 17 Mädchen im Alter von 10 bis 13 Jahren in die Produktionsstätte in Berlin-Spandau eingeladen. Nach einer Führung durch die Produktion ging es im Labor um das richtige Desinfizieren von Händen. Die Teilnehmerinnen erstellten ihren eigenen Nährmedien-Spiegel. Danach halfen die Mädchen beim Packen von Paketen für Apotheken und lernten dabei das Hochregallager kennen. „Ich hätte nicht gedacht, dass es rund um das Auge so viele verschiedene Berufe gibt und die Arbeit so viel Spaß machen kann“, resümierte eine Teilnehmerin.
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