Impfzertifikate

Ärzte wollen „Geschreibsel“ Apotheken überlassen

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Berlin -

Die Ärzt:innen wollen impfen – und nicht auf umständlichem Weg nachträglich Impfzertifikate ausstellen. Praxen seien keine Bürgerämter, so der Tenor. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) fordert eine weitgehend automatisierte Lösung – ansonsten sollen es lieber die Apotheken oder sonst wer übernehmen.

Laut dem KBV-Vorsitzenden Dr. Andreas Gassen ist der Corona-Impfnachweis kein medizinisches Dokument, sondern eher so etwas wie ein „Reisedokument“. So gesehen könnte man sogar die Reisbüros als richtige Anlaufstelle sehen. Es mache aber durchaus Sinn, wenn auch die Apotheken sich beteiligten. Allerdings warnte er auch: „Wer auch immer es macht: Wenn es nicht automatisiert wird, gibt es ein enormes Geschreibsel.“ Viel sinnvoller wäre es aus seiner Sicht, wenn man sich darauf verständige, die Einträge im gelben Impfbuch zu akzeptieren.

Auch KBV-Vize Stephan Hofmeister betonte, dass es bei dem europäischen Impfnachweis nur darum gehe, die sachliche Richtigkeit der vorgelegten Papierunterlagen zu bestätigen. „Das wäre unter Umständen etwas für das Einwohnermeldeamt.“ Schließlich sei die einzige Aufgabe, die Daten abzugleichen und zu besiegeln. „Das erfordert keine medizinische Expertise und ist auch keine ärztliche Aufgabe.“

Von einem „Corona-Freiheitspass“ sprach Dr. Thomas Kriedel: Es gehe nur darum nachzuweisen, dass man keine Gefahr mehr sei. Er fände es sinnvoll, wenn die Apotheken hier einsteigen. Die Praxen seien bereit, für ihre Patient:innen auch nachträgliche Zertifikate auszustellen – aber nicht für Millionen Menschen, die in den Impfzentren geimpft worden seien. „Das kann nicht alles den Praxen aufgebürdet werden“, so Kriedel. Diese seien ohnehin mit den massenhaften Anfragen extrem belastet.

Voraussetzung sei ohnehin, dass die Dokumente automatisch aus den Eintragungen in der Praxisverwaltung erstellt werden könnten. „Anders ist das nicht machbar, wir können nicht manuell eine vierte Dokumentation erstellen.“ Laut Kriedel müssen 120 bis 130 EDV-Systeme angepasst werden. „Das schnell zu machen, ist eine enorme Herausforderung für die Industrie.“ Er fordert, dass bis spätestens 1. Juli alle Anbieter so weit sind.

Noch schwieriger sei der Genesenennachweis, also die Bestätigung einer durchgemachten Infektion. Derzeit sei völlig unklar, auf welcher Grundlage die Zertifikate ausgestellt werden könnten, also beispielsweise ob Antikörpernachweise durchzuführen seien. „Das ist schwierig, und es sind noch viele Fragen offen.“

Das Konzept der Immunkarte aus der Apotheke bezeichnete Gassen als „nicht wirklich zielführend“: Es gebe derzeit keine standardisierten Vorgaben zu Antikörper-Mengen nach einer Erkrankung. Außerdem seien Testergebnisse abhängig vom Zeitpunkt und der Präzision der Tests. „Das kann man machen, aber ich halte den Aussagewert für kritisch.“

 

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