Nach monatelangem Ringen haben sich Adexa und Arbeitgeberverband ADA überraschend auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Zufrieden wird wohl niemand sein: Für die Angestellten ist die Anpassung zu wenig, für die Inhaberinnen und Inhaber sind es trotzdem zusätzliche Kosten. Der Saarländische Apothekerverein (SAV) ist so unzufrieden, dass er den Tarifverbund verlassen will.
Seit Jahresbeginn gibt es keinen gültigen Gehaltstarifvertrag mit dem ADA mehr, die Adexa hatte die Vereinbarung im Herbst gekündigt und im gleichen Atemzug ein Plus von 10,5 Prozent gefordert. Herausgekommen sind am Ende ein Plus von 100 Euro beziehungsweise 150 Euro bei Berufseinsteigern sowie ein Nachschlag von 3 Prozent ab 2026. Und es gibt einen Tag mehr Urlaub pro Jahr sowie eine 39- statt 40-Stunden-Woche.
Die Adexa will sich zu den Hintergründen nicht äußern, auch eine Bewertung zu den ursprünglichen Forderungen wird nicht abgegeben. Eine Anfrage beim ADA steht noch zur Beantwortung aus.
Spannend ist vor allem die Frage, warum der Abschluss jetzt erzielt wurde. Denn die Apothekenreform (Apo-RG) ist mitten in der heißen Phase; bislang hatten beide Seiten versucht, im Bundesgesundheitsministerium (BMG) die Gehälter der Angestellten zur Sprache zu bringen. Die Adexa hatte die Proteste der Apothekerschaft unterstützt und eine Personalzulage von 80 Cent je Packung gefordert. Einen Gesprächstermin im BMG hat es bislang aber nicht gegeben.
Beim SAV findet man den Anstieg zwar „moderat“, aber angesichts der politischen Gemengelage absolut unangebracht. Es sei das falsche Signal zum falschen Zeitpunkt, so Verbandschefin Susanne Koch. Einig sei man sich zwar darüber, dass die Angestellten mehr verdient hätten. „Gerade die Einstiegsgehälter sind nicht tragfähig, so wie derzeit vieles im Apothekenbereich nicht tragfähig ist.“ Aber ausgerechnet jetzt mit einem Abschluss neue Fakten zu schaffen, sei politisch falsch.
Dass es wegen der geplanten Anpassung beim Mindestlohn für die Tarifparteien wohl eine Notwendigkeit gegeben habe, zu einem Ergebnis zu kommen, lässt Koch nicht gelten. „An diesem Tarifvertrag scheiden sich die Geister.“
Bereits im Vorfeld hatte der Vorstand über das Thema gesprochen, man sei sich einig gewesen, dass ein Abschluss zum jetzigen Zeitpunkt falsch sei und dass man unter Umständen auch Konsequenzen ziehen müsse. Das soll jetzt auch geschehen, per Umlaufbeschluss wurde das Votum eingeholt, den ADA zu verlassen. Bei der nächsten Vorstandssitzung Ende August soll dann die Entscheidung auch formal getroffen werden. Wann das Saarland dann nicht mehr zur Tarifgemeinschaft gehört, ist noch unklar.
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