Die Hitze kann zu Problemen beim Transport und der Lagerung von Arzneimitteln sorgen. Dies gilt insbesondere für kühlkettenpflichtige oder kühl zu lagernde Medikamente wie Insuline. Bei der Abgabe entsprechender Medikamente sollten wichtige Hinweise mit auf den Weg gegeben werden.
An heißen Sommertagen wie heute sind nicht nur kühl zu lagernde Medikamente von Lagerungsproblemen betroffen. Denn auch die Raumtemperatur kann ohne Klimaanlage schnell ansteigen. Die Gefahr, dass Temperaturgrenzen zu lange überschritten werden, ist groß. Es gilt also entsprechend vorzusorgen: Werden Insuline & Co. transportiert, sollte die Dauer möglichst kurzgehalten werden – das gilt auch für den Weg von der Apotheke nach Hause. Denn eine zu warme Lagerung kann einen Wirkverlust zur Folge haben. Der Großhandelsverband Phagro fordert bereits Testkäufe zur Temperaturkontrolle beim Versand von Arzneimitteln und konsequente Kontrollen durch die Behörden.
Im Beratungsgespräch sollte entsprechend aufgeklärt werden: Die ordnungsgemäße Lagerung muss jederzeit gewährleistet sein. Bei wärmeren Temperaturen sollten von der Apotheke daher immer kühle Transportmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden. Gut geeignet sind Isoliertaschen oder Styroporbehälter in Kombination mit Kühlakkus. Letztere sollten unbedingt in Papier oder Folie eingewickelt werden, damit die Verpackung nicht am Kühlelement festfrieren kann. So kann die Temperatur über einen gewissen Zeitraum gehalten werden, bis das Arzneimittel zu Hause, oder in der Arztpraxis direkt in den nächsten Kühlschrank wandert.
Kühltaschen oder -boxen sollten der Umwelt zuliebe mehrfach verwendet werden. Kund:innen sollten daher darauf hingewiesen werden, die Kühlbehälter zurück zur Apotheke zu bringen. Manche Apotheken setzen auch auf ein Pfandsystem, um die Rückgabe sicherzustellen. Eine weitere Alternative für den sicheren Transport kann der Botendienst sein, der das Medikament optimal gekühlt bis an die Haustüre liefert.
Zuhause sollte das Medikament dann schnellstmöglich in den Kühlschrank. Doch auch hier ist die Wahl des richtigen Ortes wichtig: Am besten eignet sich immer das Gemüsefach, da hier die Temperatur konstant bleibt. In der Tür oder auf einer Ablage kommt es durch das Öffnen immer wieder zu Temperaturschwankungen. Das Medikament darf in keinem Fall an der Kühlschrankwand gelagert werden, da es festfrieren und beschädigt werden kann.
Viele Kund:innen kommen mit dem Auto zur Apotheke. Hier ist der richtige Transport besonders wichtig. Denn im Auto gelagert drohen bereits in kurzer Zeit sehr hohe Temperaturen, die die Stabilität von Arzneimitteln beeinflussen können. Das gilt auch für eine vermeintlich kurze Verweildauer beispielsweise beim Einkauf.
Handschuhfach, Armaturenbrett und Hutablage sind in jedem Fall der falsche Ort für den Transport. Besser ist es, Arzneimittel unter dem Vordersitz oder unter dem Gepäck im Kofferraum aufzubewahren. Letzteres hat sich vor allem bei längeren Fahrten in den Urlaub bewährt. Bei einer Rast sollte die Kühlbox mit aus dem Auto genommen werden.
Für die verschiedenen Darreichungsformen bergen die hohen Temperaturen verschiedene Risiken: Zäpfchen können beispielsweise schmelzen. Einmal geschmolzen sollten sie nicht mehr verwendet werden – auch, wenn sie später wieder fest werden. Bei Cremes kann es zu einer Phasentrennung kommen. Bei Tabletten und Kapseln kann sich die Oberfläche durch Wärme und Feuchtigkeit verändern und aufquellen. Eine optimale Wirkstoffabgabe ist dann nicht mehr gesichert. Doch nicht immer sind die Schäden direkt sichtbar: Denn besonders kritisch sind auch zu heiß gewordene Asthmasprays. Die Sprühbehälter können sich sehr stark aufheizen. Dadurch ist hinterher nicht mehr gewährleistet, ob noch die richtige Menge Wirkstoff abgegeben wird, wenn man inhaliert.
Bei Pflastern kann sich unter Wärmezufuhr die Klebemasse verändern, was sich ungünstig auf die Klebeeigenschaften auswirken kann. Bei wirkstoffhaltigen Pflastern besteht zudem die Gefahr einer Veränderung der Freisetzungsrate: Durch Wärmeeinwirkung kann es dazu kommen, dass der Wirkstoff schneller als vorgesehen freigesetzt (dose dumping) und über die Haut aufgenommen wird. Folglich ist eine Überdosierung möglich. Bei opioidhaltigen Pflastern kann das sogar lebensbedrohlich sein.
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