Abholfächer: Service für Schichtarbeiter Silvia Meixner, 26.10.2018 10:17 Uhr
Gerade hat die Apotheke Sulgen im baden-württembergischen Schramberg-Sulgen nach ihrem Umzug neu eröffnet. Apothekerin Nicole Quandt und ihre Kunden freuen sich: Statt der alten Mini-Offizin hat die Apotheke nun 100 Quadratmeter Verkaufsfläche. In den kommenden Tagen werden die 60 Abholfächer eröffnet – ein willkommener Service für die vielen Schichtarbeiter des florierenden Industriestandorts.
„Wir waren vorher eine alte kleine Apotheke mit einer kleinen Offizin“, sagt Quandt, „wenn fünf Leute gleichzeitig da waren, war sie überfüllt.“ Nun freuen sich alle über mehr Platz und die Abholfächer. „Sulgen ist ein Industriestandort, wir haben viele Schichtarbeiter, die wollen wir mit einbinden und ihnen ermöglichen, dass sie zum Beispiel nach der Nachtschicht ihre Medikamente problemlos abholen können.“
Schramberg hat rund 21.600 Einwohner und ist ein boomender Wirtschaftsstandort. Die Gemeinde bietet 11.700 Arbeitsplätze in Industrie, Handel, Handwerk und im Dienstleistungsgewerbe und hat eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten in Baden-Württemberg. Kleine Handwerksbetriebe sind hier ebenso vertreten wie Global Player. Zu den wichtigsten Unternehmen gehören die Firmengruppe Kern und Liebers (Federn, Spezialdrähte unter anderem für Medizin), Trumpf Laser, die Schweizer Electronic AG, Schwäbische Werkzeugmacher und die Uhrenfabrik Junghans.
Mit den Geschäftsleitungen einiger Unternehmen hat die Apothekerin bereits Kontakt aufgenommen, um sie über die Möglichkeiten der neuen Apotheke zu informieren. „Natürlich kann auch via App bestellt werden.“ Und wie gewohnt wird es auch weiterhin ihren Botendienst geben.
Zum praktischen Wert der Abholfächer kommt auch ein optischer Gewinn: „Die Boxen nehmen einen Teil unserer zwölf Meter langen Schaufensterfront ein. Der Automat ist schon eingebaut, aber noch nicht in Betrieb. Wir starten in den nächsten Tagen. Wenn die Sonne morgens auf die Abholfächer scheint, strahlt die Apotheke wunderbar. Alles glänzt, auch in der neuen Apotheke. Wir sind die einzige Apotheke weit und breit mit Abholfächern. Im Umkreis von rund 30 Kilometern hat das sonst niemand.“
Rund 300.000 Euro hat sie in den neuen Standort investiert. „Wir haben einen neuen Kommissionierer, Backoffice und Labor haben wir aus der alten Apotheke mitgenommen.“ Der Umzug der Apotheke war beschlossen worden, nachdem in der Talstadt von Schramberg ein neues Ärztehaus eröffnet wurde.
Die Apotheke war auch Quandt vor drei Jahren angeboten worden, allerdings fand sie den Mietpreis zu hoch und entschied sich deshalb für einen neuen Standort. Die Ärztehaus-Apotheke wurde schließlich an eine andere Apothekerin vergeben.
Quandt betreibt neben der neuen Apotheke auch die Apotheke im alten Rathaus in Oberndorf und die Spittel-Apotheke im Schramberger Parktorweg und hat 20 Mitarbeiter. Wo drei Apotheken sind, ist meist auch noch Platz für eine vierte. Die Apothekerin sagt lachend: „Derzeit plane ich keinen vierten Standort. Aber sag‘ niemals nie.“
Der neue Standort befindet sich in den Räumen eines ehemaligen Bio-Lebensmittelmarktes, der jahrelang leer stand. Im Juni begannen die Renovierungsarbeiten, unter anderem wurde die Elektrik erneuert, neue Heizkörper eingebaut und der Boden neu gemacht. Zudem wurden die Wände neu gestrichen und die Apotheke bekam eine behindertengerechte Toilette. Die Kunden freuen sich über eine gute Parkplatzsituation vor der neuen Sulgen Apotheke.
Wer in die Sulgen-Apotheke kommt, trifft auf ein motiviertes Team und eine glückliche Apothekerin, der Jammern völlig fremd ist. „Ich schätze an meinem Beruf die Abwechslung, kein Tag ist wie der andere. Man ist sowohl im Verkauf als auch in der wissenschaftlichen Arbeit tätig. Leider bin ich als Chefin nur noch selten in der Herstellung, vielleicht einmal im Notdienst. In unserem Beruf kann man das, was man gelernt hat, jeden Tag einbringen.“