Abgabefehler: Apothekenkundin im Radio gesucht Carolin Ciulli, 25.09.2018 16:54 Uhr
Die Apotheke am Bahnhof Spandau in Berlin hat einer Patientin versehentlich ein falsches Arzneimittel abgegeben. Ein Mitarbeiter hatte sich in der Kiste vergriffen und Nitrangin Pumpspray statt Nystatin Suspension vorgelegt. Inhaberin Silke Liebmann und das Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin (Lageso) suchen die Frau. Auch im Radio wurde ein Aufruf gestartet.
Am Freitag kam der Ehemann der gesuchten Kundin in die Apotheke und legte ein Grünes Rezept vor. Der Arzt verordnete Nystatin Acis Suspension. Das Mittel wird gegen Hefepilzerkrankungen der Mundschleimhaut und des Darms eingesetzt. Die Frau war nicht persönlich in der Offizin anwesend, als das apothekenpflichtige Produkt am Samstagmorgen abgeholt wurde.
Sie schickte ihre etwa zwölf Jahre alte Tochter. Das Mädchen wurde durch den Mitarbeiter der Apotheke über die richtige Anwendung des Antimykotikums beraten. Die Falschabgabe kam zustande, weil sich der Mitarbeiter in der Kiste vergriffen hatte. Er gab dem Kind Nitrangin Pumpspray sowie das Rezept mit. Der Fehler wurde nicht sofort registriert. Bei der Bestandskontrolle sei die Verwechslung aufgefallen, sagt Liebmann.
Im Anschluss wurde sofort das Lageso informiert. Zudem hingen die Mitarbeiter einen Zettel in die Tür, auf dem über die Falschabgabe informiert wurde. Ein Mitarbeiter sei am Samstag sogar extra länger in der Apotheke geblieben, für den Fall, dass die Frau in die Offizin kommen würde, so Liebmann. Bisher wurde die Kundin jedoch nicht gefunden. Liebmann geht davon aus, dass die Frau zwischen 30 und 35 Jahre alt ist und im Umfeld der Apotheke wohnt.
Die Inhaberin steht hinter ihren Mitarbeitern. „Fehler passieren“, sagt sie. „Wir versuchen jetzt, so schnell wie möglich die Patientin zu finden.“ Die Pharmazeutin hofft, dass die Frau die Verwechslung vor der Einnahme bemerkt. Das Lageso warnt vor „ernsthaften gesundheitlichen Schädigungen“, wenn das Arzneimittel unbeabsichtigt eingenommen wird. „Die Patientin wird daher dringend gebeten, das Arzneimittel nicht einzunehmen und sich in der Apotheke am Bahnhof Spandau unter der Telefonnummer 030 333 46 86 zu melden.“
Nitrangin ist verschreibungspflichtig. Das Pumpspray wird beispielsweise zur Akutbehandlung und Vorbeugung von Angina pectoris sowie bei akuten Herzinfarkten angewendet. Menschen mit akutem Kreislaufversagen, schwerer Blutarmut oder stark erniedrigtem Blutdruck sollen das Präparat nicht anwenden. Nebenwirkungen sind unter anderem Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Benommenheit, Herzbeschwerden mit beschleunigtem Puls und Blutdruckabfall sowie allgemeine Schwäche.
Erst im Juli kam es in einer anderen Berliner Apotheke zu einer Verwechslung. Eine Kundin der Prenz’l-Apotheke ging statt mit einem Jod-Präparat mit einem Blutverdünner nach Hause. Die Frau soll laut Inhaber Dr. Detlef Glaß das verschreibungspflichtige Produkt selbst vom HV-Tisch genommen haben. Der Apotheker informierte ebenfalls das Lageso. Die Frau hat sich bislang nicht gemeldet.