Glosse

Abda vor dem Zusammenbruch

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Berlin -

Verglichen mit den Vertretern der Ärzteschaft sind die Apotheker:innen in den großen Talkshows und überregionalen Medien nicht besonders präsent. Und wenn, dann nur mit Skandalen und Fehltritten einzelner. Die Basis würde sich zwar etwas mehr Verve wünschen, doch Besserung ist wohl nicht in Sicht: Die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit ist jetzt schon hoffnungslos überlastet – und sendet Hilferufe an die Redaktion.

Die Frage betraf die verlängerte Haltbarkeit von Comirnaty im Kühlschrank und die Folgen für die Apotheken: Wird sich das Intervall der Belieferung ändern, haben die neuen Stabilitätsdaten Einfluss auf die Bestellmengen? Antworten kamen von der Pressestelle nicht, dafür das beunruhigende Eingeständnis: „Wie Sie wissen, arbeiten wir derzeit am Belastungsmaximum am Thema COVID-19 in all seinen Facetten.“ Belastungsmaximum? Droht der ÖA der Burn-out? Wir machen uns ernstlich Sorgen.

Da erscheint es dringend geboten, runterzufahren und zum Glück werden bereits Wege beschritten, sogenannte Presseanfragen effizienter zu beantworten. Was etwa die angesprochenen Lagerungsbedingungen von Impfstoffen betrifft, würden die Apotheker:innen in den Abda-FAQ informiert. „Aus Kapazitätsgründen“ können Antworten zu Fragen, die irgendwann auch dort aktualisiert werden, „nicht vorab“ geliefert werden. Okay, dann warten wir und sagen den Apotheker:innen Bescheid, dass es mit unabhängiger Berichterstattung gerade nicht so gut passt.

Im Rückblick gab es solche Warnsignale schon früher. Mal wird statt einer Antwort zunächst der „Hintergrund Ihrer Frage“ oder der „Kontext Ihrer Recherche“ erfragt. Und spricht nicht eine gewisse Überlastung auch aus solch bemühter Schnippigkeit? „Vielen Dank für Ihre Anfrage. Ich finde es zumindest journalistisch interessant, dass Sie Ihrer eigenen Meldung hinterher recherchieren. Man kennt das ja oft auch umgekehrt ;-)“ (Zwinkersmiley im Original). Es folgte in dieser Mail die Einladung, man könne die später zum Thema erscheinende Pressemitteilung doch „gemeinsam lesen“. Doch der Kollege aus der Redaktion verzichtete dankend, denn es gab ja nichts zum hinterher Recherchieren. Sein Verweis auf die Quelle (Gematik) stürzte die Abda dann vermutlich in noch mehr Arbeit, weil schnell noch einem Beschluss zur E-Rezept-Abspeckkur zugestimmt werden musste.

Trotzdem schien hier der Vorschlag geboten, ob man sich nicht einmal zu einem klärenden Gespräch zusammensetzen wolle über die künftige Zusammenarbeit. Doch darauf geht der Abda-Sprecher gar nicht erst ein. Vermutlich wieder wegen des Termindrucks. Wieder der Hinweis, dass die „oft sehr spezifischen Anfragen“ von APOTHEKE ADHOC nur „im Rahmen der zur Verfügung stehenden Kapazitäten des Hauses“ beantwortet werden könnten. Fast schon resignierend klingt die Feststellung, dass die Idealvorstellung von der Bereitstellung von Information ebenso wenig voll erfüllt werden könne „wie die der ABDA im Hinblick auf Fokus und Tenor der medialen Berichterstattung“.

Zum Glück steht die Diagnose jetzt. Wir Journalist:innen werden also weniger und weniger spezifische Anfragen stellen, den Kontext der Recherche mitliefern und überhaupt erst mal auf die FAQ warten. Wenn es nicht allzu viel Stress und Arbeit erzeugt, wäre allerdings ein Leitfaden hilfreich über den gewünschten Fokus und Tenor der Berichterstattung. Eilt aber nicht. Gute Besserung jedenfalls!

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