ApoRetro – Der satirische Wochenrückblick

Nach Ampel-Aus: Abda-Medaille für Lauterbach

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Berlin -

Die Ampel ist Geschichte – und damit auch die Apothekenreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Eine gute Gelegenheit für die Abda, um ihm ausgerechnet dafür noch eine Auszeichnung zukommen zu lassen.

Himbeere, Windbeutel, Mogelpackung: Die Liste der Negativpreise in Deutschland ist lang. Politikern ist normalerweise der „Goldene Vollpfosten“ vorbehalten, alternativ wird die „Verschlossene Auster“ verliehen. Doch auch die Apothekerschaft vergibt gerne Auszeichnungen – insbesondere Ehrennadeln und Verdienstmedaillen stehen hoch im Kurs. Im Grunde kann sich jeder, der irgendwann aus dem (bezahlten) Ehrenamt ins (verdiente) Ehrenehrenamt wechselt, zwangsläufig eine Trophäe ans Revers heften.

Aber eine explizite Auszeichnung für eine Nichtleistung hat es auch bei der Abda noch nicht gegeben. Lauterbach ist der erste Preisträger überhaupt mit dem ultimativen Ehrentitel

Held der Apotheke

Im Grunde hat er die Auszeichnung gleich mehrfach verdient. Nicht nur, dass er die Apothekenreform NICHT ins Kabinett eingebracht hat. Er hat auch NICHT mit der Abda gesprochen und ihre Gesprächsangebote mehrfach NICHT beantwortet. Er hat sich NICHT auf den Demos blicken lassen, war NICHT beim Apothekertag. Er glaubt NICHT an die Notwendigkeit von Apothekerinnen und Apothekern in Apotheken, hält eine Honorarerhöhung NICHT für erforderlich.

In ihrer Laudatio erinnerte Overwiening gerührt daran, wie Lauterbach Ende 2022 keinen Gesprächsbedarf zu seinem Eckpunktepapier bezüglich der Lieferengpässe gesehen habe. Wie man erst nach hartnäckigem Insistieren einen Termin bekommen habe, der dann noch zweimal verschoben worden sei und schließlich unter Zeitdruck stattgefunden habe.

Wie man im Frühjahr auf das Positionspapier (12 Euro plus neun weitere Forderungen) keine Antwort bekommen habe. Wie Lauterbach im Juni dann der Apothekerdemo in freundschaftlicher Verbundenheit aus seinem Fenster zugewunken habe. Wie man dann einen Tag vor dem Deutschen Apothekertag (DAT) in der FAZ die Eckpunkte lesen konnte.

Und wie man schließlich drei Tage vor Weihnachten einen Termin bekommen habe, nachdem er erneut dreimal verschoben worden sei. Wie man nur zu zweit kommen durfte und wie man dann das Eckpunktepapier präsentiert bekam ohne eine Möglichkeit, selbst noch Vorschläge oder Ideen darzulegen. Wie der Bundesgesundheitsminister gewünscht habe, dass die Inhalte des Gesprächs nur Anda-intern beraten werden sollten – und wie man dann, noch bevor man wieder in der Heidestraße gewesen sei, das Eckpunktepapier schon im Handelsblatt lesen konnte.

Jaja, was waren das für wilde Zeiten. Wer, wenn NICHT Lauterbach, hätte diesen Preis für seine NICHT-Gesundheitspolitik verdient. Als Overwiening ihm die Medaille umhängt, flüstert er ihr noch verzweifelt ins Ohr: „Das Apothekenreformgesetz ist ein wichtiges Vorhaben für die Apotheken, das kann noch NICHT Geschichte sein.“ Aber das war ihr schon NICHT mehr wichtig. Foto. Abgang.

Lauterbach selbst plauderte am Tag der Entscheidung noch mit seinem Kabinettskollegen Christian Lindner (FDP) – über Fachthemen, versteht sich. Er gab auch zu Protokoll, dass er gerne in der Ampel weitergemacht hätte. Und am Freitag dann noch, dass er auch in einer neuen Koalition gerne weitermachen würde. Die Chancen, dass man ihm in einer Regierung mit SPD-Beteiligung das Amt NICHT abnimmt, sind jedenfalls keinesweg Null.

Ein Preis für etwas, das man NICHT getan hat, ist übrigens Kinderkram. Der Virchowbund kürte am Freitag eine Person, die sogar das GEGENTEIL von dem getan hat, wofür sie ausgezeichnet wurde: Die Bundeshauptversammlung verlieh Josef Hecken die „Kaspar-Roos-Medaille“. Der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) wurde damit für seinen Einsatz gewürdigt, „die ärztliche Freiberuflichkeit gegen Angriffe aus Politik und Selbstverwaltung zu verteidigen“.

Vielleicht hätte man ihm lieber die ICH-HÄTTE-DAS-SAARLAND-FAST-AN-DOCMORRIS-VERSCHERBELT-Plakette verleihen sollen. Schönes Wochenende!

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