8000 Euro: Skonto-Minus tut schon weh Carolin Ciulli, 28.08.2024 12:53 Uhr
In Apotheken werden die Auswirkungen der Skonto-Sperre deutlich. Nachdem die Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) von Juni vorliegt, kann das Ausmaß beziffert werden. Robert Götz aus Bayern geht derzeit pro Monat von einem vierstelligen Fehlbetrag für seine drei Apotheken aus.
Götz führt drei Apotheken. Die Götz Apotheke in Petershausen ist die Hauptapotheke und die größte des Verbundes, zu dem auch eine Verblisterung gehört. „Der Juni war von Haus aus nicht so rosig und in der Gesamtumsatzentwicklung nicht so stark, der Juli war besser, aber da warten wir noch auf die BWA“, sagt der Apotheker. Wenn man die Hochpreiser rausrechne, komme es zu einem Minus zwischen 1,5 und 2 Prozent. „Davon muss man ausgehen.“ Besonders das Blistergeschäft leide, da das Geld in diesem Bereich ohnehin schon „schwer verdient“ sei.
Großhändler weiter starr
Noch seien nicht alle Vereinbarungen mit dem Großhandel final in die BWA eingeflossen. Die Zusammenarbeit mit den Lieferanten habe sich seit dem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) aber ganz klar verändert. Die Unternehmen blieben ihrer starren Haltung nach dem Skonto-Urteil weiter treu: Skonto auf Rx wurde gestrichen, wenn dadurch der Rabatt insgesamt über dem gesetzlich zulässigen Aufschlag von 3,15 Prozent liegt, also einen Nachlass von 3,05 Prozent überschreitet. Auch im Direktgeschäft passten verschiedene Lieferanten ihre Geschäftsbedingungen an. „Das tut schon weh, die Großhändler fahren ihre Linie, da haben sich die 3,05 Prozent eingependelt“, sagt er. Mitunter falle der Handelsspannenausgleich weg.
Der Guten-Tag-Apotheker bezieht die Ware von Phoenix, Gehe und AEP. Mit Sanacorp gebe es derzeit Verhandlungen. „Für alle Apotheken fehlen uns bis zu 8000 Euro. Das summiert sich auf zwölf Monate“, sagt er. Es fehle etwa an den Rückvergütungen. Ob es bei dieser Summe bleibe, werde sich noch herausstellen. „Wir werten noch aus und die Zahl ist mit Vorsicht zu genießen. Dennoch wird es eine nicht zu unterschätzende Summe sein, die weh tut.“
Weiterentwicklung leidet
Der fehlende Betrag werde Auswirkungen auf die Struktur der Apotheken haben. „Es werden deshalb noch einige Insolvenzen folgen“, ist sich Götz sicher. Denn die Apotheken seien am Limit. Die sogenannten Effizienzreserven seien nicht vorhanden. „Man kann nicht weiter Personal ausdünnen, denn dann wird der Betrieb unattraktiv für die Kundschaft und auch die Angestellten packen es nicht mehr. Das bringt nichts. Wir haben durch das Skonto-Urteil Geld verloren, das für die Weiterentwicklung fehlt.“
Leiden würden Investitionen sowie die Lohn- und Personalentwicklung. Wenn dazu noch Verpflichtungen wie Kreditrückzahlungen vorhanden seien, werde es schwierig und es komme zum Liquiditätsproblem.
Die versprochene Änderung der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV), die in der Apothekenreform vorgesehen sei, ziehe sich, so Götz. Darin sollen Skonti nicht unter die Rx-Preisbindung fallen. Die Lieferanten nutzten diese Zeit aus und die Apotheken seien gehandicapt, so der Apotheker. „Auch für die neue Generation entsteht dadurch Druck, weil sie nicht weiß, womit sie künftig rechnen kann.“ Generell gehe die Schere zwischen großen und kleinen Apotheken immer weiter auseinander.
„Apotheke in der Krise: Handel oder Heilberuf?!“ – dieses Thema steht bei VISION.A 2024 im Mittelpunkt. Die Zukunftskonferenz für Pharma und Apotheke, powered by APOTHEKE ADHOC, ARZ Haan AG, PTA IN LOVE und APOTHEKENTOUR präsentiert am 10. September in Berlin die Antworten. Hier geht es zum Programm.