Pachtapotheke

78-Jährige übernimmt Apotheke

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Berlin -

Die Zukunft der Central Apotheke in Pforzheim ist gesichert. Christl Kraus hat die väterliche Apotheke übernommen – mit 78 Jahren pachtete sie den Betrieb. „Ich konnte nicht zusehen, wie das Lebenswerk meines Vaters geschlossen wird“, sagt sie. Unterstützt wird die Pharmazeutin von ihrem Sohn, der in der baden-württembergischen Stadt vier Apotheken führt.

Die Central Apotheke wurde zuletzt von einem Vertreter geführt. Denn der Inhaber, Jens Tonne, fiel 2023 gesundheitlich aus. Er ist der Sohn der Cousine von der 78-jährigen Kraus. Die letzten drei Monate des Jahres und die ersten drei Monate in 2024 sprang ein Vollzeitapotheker von Christian Kraus ein. Doch da eine Vertretung des Inhabers nicht für längere Zeit erlaubt ist, musste eine andere Lösung her. Christl Kraus, bis dato bei ihrem Sohn angestellt, brachte sich ins Spiel.

Pächterin seit Juni

Seit Juni führt sie die Central Apotheke als Pächterin. Der Betrieb gehört damit zu den laut Abda-Zahlen bundesweit knapp 500 Pachtapotheken. Die Verpachtung einer Apotheke ist nach dem Apothekengesetz (ApoG) beispielsweise zulässig, „wenn und solange der Verpächter im Besitz der Erlaubnis ist und die Apotheke aus einem in seiner Person liegenden wichtigen Grund nicht selbst betreiben kann“.

Tonne übernahm die Central Apotheke 2010 von Bernd Reiser, dem Bruder von Kraus. Der Betrieb wurde 1956 vom Vater, Walter Reiser, eröffnet. „Ich habe sehr schöne Erinnerungen an die Apotheke“, sagt sie. In den 1960er Jahren verbrachte sie ihr zweijähriges Vorexamen bei ihrem Vater und stieg nach dem Studium dort ein. Nach der Heirat wechselte sie mit ihrem Mann nach Benediktbeuern und das Paar übernahm dort die schwiegerväterliche Apotheke. Vier Jahre später ging es zurück nach Pforzheim und die Apotheke am Markt wurde übernommen. 1985 kam die Einhorn-Apotheke dazu, die Kraus leitete. Später übernahm der Sohn in vierter Generation die Betriebe.

Kraus will bis zum Schluss Chefin bleiben

Für Kraus ist die Central Apotheke keine Übergangslösung. „Ich habe dort begonnen und beende dort mein Leben“, sagt sie. „Ich bin Apothekerin mit Leib und Seele, in der Apotheke hängt viel Herzblut von mir.“ Die Pacht sei auch für die elf Angestellten ein wichtiges Signal, sagt Kraus. „Nach der Krankheit ist wegen des Vakuums eine Unsicherheit entstanden, wie es weiter geht. So bleibt sie in der Familie.“

Auch die Kundschaft freue sich, die 78-Jährige hinter dem HV-Tisch zu treffen. „Die Beratung ist mein Bereich. Ich bin hauptsächlich vorne.“ Unterstützt wird Kraus von ihren Kindern und den drei angestellten Approbierten etwa bei der Technik oder bei der Dienstbereitschaft. „Ich mache keine Nachtdienste mehr.“

Der Vorteil ihres Alters sei nicht nur, dass sie viele Kundinnen und Kunden persönlich kenne. Sie könne auch kostbare Tipps geben, die kein Geld kosteten und den jungen Angestellten erklären, wie Apotheke funktioniere, sagt ihr Sohn.

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