Rekordrückgang bei Apothekenzahlen

500 Apotheken weniger – Schließungswelle rollt weiter

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Berlin -

Die Zahl der Apotheken ist im vergangenen Jahr so schnell gesunken wie noch nie zuvor. Mehr als 500 Betriebe schlossen die Türen für immer, wie eine Abfrage bei den Landesapothekerkammern ergeben hat. Neueröffnungen waren die Ausnahme. Und: Die Schließungswelle rollt ungebremst weiter.

Am 31. Dezember gab es den Zahlen zufolge in ganz Deutschland noch 17.559 Apotheken. Unter dem Strich verschwanden im Jahresverlauf 508 Betriebsstätten – damit wurde der bisherige Negativrekord von 394 Schließungen aus dem Vorjahr direkt gebrochen.

Wie sich schon im ersten Halbjahr abgezeichnet hatte, gab es kaum Neueröffnungen. Stattdessen wurden in vielen Kammerbezirken neue Negativrekorde verzeichnet: Teilweise gab es doppelt so viele Schließungen wie im Durchschnitt der Vorjahre.

In Bayern und Baden-Württemberg gab es sogar jeweils rund 100 Schließungen – so viele wie nie zuvor in ganz Deutschland. Auch in Niedersachsen und Westfalen-Lippe wurden 45 beziehungsweise 49 Schließungen registriert. Auch in vielen anderen Kammerbezirken war der Rückgang zweistellig.

Tatsächlich dürfte die Zahl der Schließungen sogar noch größer gewesen sein, denn einige Apotheken haben formal erst zum 1. Januar geschlossen und tauchen damit in der Statistik noch nicht auf. Und in vielen Kammerbezirken wurden bereits weitere Schließungen angekündigt – erste Betriebsaufgaben gab es bereits im Januar.

Die Zahlen im Überblick

  • Baden-Württemberg: Laut Kammer gab es Ende des Jahres noch 2211 Apotheken, das waren 88 weniger als zu Jahresbeginn.
  • Bayern: Im Freistatt machten 106 Apotheken dicht. Zwar gab es auch zehn Neueröffnungen; dennoch liegt der Nettoverlust mit 97 doppelt so hoch wie in vergangenen Jahren und ist der zweite Rekord in Folge. Die Zahl der verbliebenen Apotheken liegt bei 2785.
  • Berlin: Nach 23 Schließungen und 2 Neueröffnungen sank die Apothekenzahl in der Hauptstadt um 21 auf 715. Hier liegt der Nettoverlust 50 Prozent über Vorjahr.
  • Brandenburg: Aufgrund von zehn Schließungen und einer Neueröffnung sank die Apothekenzahl auf 544.
  • Bremen: In der Hansestadt gab es wie im Vorjahr fünf Schließungen, sodass die Zahl der Apotheken auf 130 weiter zurückging. Die letzte Neueröffnung überhaupt gab es übrigens im November 2021 – und auch dieser Betrieb musste schon wieder aufgegeben werden.
  • Hamburg: Nach sieben Schließungen liegt die Zahl der Apotheken noch bei 368.
  • Hessen: Die Kammer meldet einen zum Jahresende verbliebenen Bestand von 1350 Apotheken – 39 weniger als zu Beginn des Jahres. Auch dieser Verlust ist ein Rekordwert.
  • Mecklenburg-Vorpommern: Zehn Schließungen, zwei Neueröffnungen, dadurch sinkt die Zahl der Apotheken auf 364.
  • Niedersachsen: 47 Schließungen standen gerade einmal zwei Neueröffnungen gegenüber, sodass die Zahl der Apotheken im Land auf 1710 zurückfällt.
  • Nordrhein: Im Kammerbezirk Nordrhein gab es 14 Neueröffnungen – ein Phänomen, das niemand so recht erklären kann. Allerdings schlossen auch 48 Betriebe, sodass die Zahl der Apotheken um 34 zurückging auf 2009.
  • Westfalen-Lippe: Im Nachbarbezirk gab es zum Jahresende noch 1711 Apotheken, das sind 49 weniger als zum Jahresbeginn. 53 Schließungen und vier Neueröffnungen wurden verzeichnet.
  • Rheinland-Pfalz: Nach 37 Schließungen und drei Neueröffnungen liegt die Zahl der Apotheken bei 855.
  • Saarland: Im Saarland sank die Zahl der Apotheken auf 263, denn es gab elf Schließungen, aber nur eine Neueröffnung.
  • Sachsen: Mit 19 Schließungen versus zwei Neueröffnungen wurde auch in Sachsen ein Negativrekord erreicht. 907 Apotheken sichern nun noch die Versorgung.
  • Sachsen-Anhalt: 560 Apotheken sind noch am Netz, zehn Schließungen gab es 2023 und zwei Neueröffnungen.
  • Schleswig-Holstein: 23 Schließungen und zwei Neueröffnungen, so die Bilanz aus Schleswig-Holstein. Alleine in Kiel machten am Jahresende vier Betriebe dicht. Die Zahl der Apotheken liegt jetzt noch bei 582.
  • Thüringen: Alarmstufe Rot auch in Thüringen: Den zwölf Schließungen stand keine einzige Neueröffnung gegenüber. Die Zahl der Apotheken sank auf 495.
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