Geheim gehaltene Rücklagen

400 Millionen Euro für pDL? Patrick Hollstein, 18.09.2024 15:13 Uhr

400 Millionen Euro haben die Kassen für pDL überwiesen, gerade einmal 5 Prozent wurden bislang abgerufen. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Seit einem halben Jahr hat man vom Nacht- und Notdienstfonds (NNF) nichts mehr zu den pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) gehört. Wie viel Geld ist mittlerweile im Topf? Am Freitag soll es dazu endlich neue Informationen geben.

Zuletzt hatte der NNF Ende März noch einmal Zahlen zu pDL veröffentlicht, diesmal allerdings schon deutlich abgespeckt: Demnach hatten für das 4. Quartal 2023 insgesamt 6284 Apotheken gemeldet, dass bei ihnen pDL durchgeführt wurden. 3,8 Millionen Euro wurden dafür ausbezahlt, im Durchschnitt 611 Euro pro Apotheke.

Wie viel Geld im gleichen Zeitraum eingenommen wurde, verriet der NNF nicht. Wohl aus gutem Grund, denn zu diesem Zeitpunkt war der Topf mit 304,7 Millionen prall gefüllt. Seit Einführung der pDL im zweiten Quartal wurden insgesamt überhaupt nur 13,5 Millionen Euro ausgezahlt.

Eine Meldung für das 1. Quartal hat es nicht gegeben, auch Zahlen für das 2. Quartal wurden bislang nicht veröffentlicht. Beides soll nun am Freitag nachgeholt werden, dann sollen Zahlen für das erste Halbjahr veröffentlicht werden.

Schon jetzt lässt sich aber anhand der Packungszahlen abschätzen, dass pro Quartal abermals jeweils knapp 40 Millionen Euro eingenommen wurden. Damit könnte die Marke von 400 Millionen Euro an bisher eingezahlten Geldern geknackt worden sein. Geht man davon aus, dass erneut jeweils weniger als 5 Millionen Euro abgerufen wurden, könnten sich im Topf mittlerweile 375 Millionen Euro angesammelt haben.

Die Rücklagen wecken Begehrlichkeiten, zuletzt forderte der Ersatzkassenverband vdek, den Aufschlag von 20 Cent je Packung sofort auszusetzen und das Geld sinnvoll im Interesse der Versicherten einzusetzen: „Es ist in Anbetracht der angespannten Finanzlage der gesetzlichen Krankenkassen nicht mehr hinnehmbar, Mittel in dieser Größenordnung zu parken, obwohl sie augenscheinlich nicht in diesem Umfang für diese Versorgungsform benötigt werden“, so Ulrike Elsner, vdek-Vorstandsvorsitzende.

Thomas Müller, Abteilungsleiter im Bundesgesundheitsministerium (BMG), hielt bei der VISION.A Zukunftskonferenz powered by APOTHEKE ADHOC, ARZ Haan AG, APOTHEKENTOUR und PTA IN LOVE ebenfalls mit seiner Kritik nicht hinterm Berg:„Pharmazeutische Dienstleistungen sind ein Flop.“ Das Geld liege ungenutzt im Topf „und die Kassen sehen das“.