Fachkräftemangel

3000 Euro: Apotheker zahlt Finderlohn für Approbierten

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Berlin -

Der Fachkräftemangel zwingt viele Inhaber zum Umdenken: Angesichts der schwierigen Personalsuche hat Apotheker Uwe Hansmann einen Finderlohn für denjenigen ausgelobt, der ihm einen Approbierten beschafft. Meldet sich der Pharmazeut selbst und bleibt, erhält er die Summe.

Hansmann sucht ab sofort einen Apotheker. Ein angestellter Approbierter falle für längere Zeit krankheitsbedingt aus, sagt er. Mitten in der Urlaubszeit. „Wir haben gerade etwas Pech.“ Der Inhaber von vier Apotheken hofft auf einen flexiblen Kollegen. Denn er soll zwischen den Betrieben in Lilienthal und Osterholz-Scharmbeck in Niedersachsen pendeln. Die Betriebe liegen nordöstlich von Bremen in ländlicher Umgebung, aber der Weg in die Stadt ist nicht weit.

Die beiden Orte liegen rund 20 Kilometer entfernt voneinander. „Die Position bedingt, dass er mobil ist“, so Hansmann. Deshalb erhalte der Apotheker auf Wunsch auch einen Firmenwagen in Golfgröße. Für den „lebhaften Apothekenverbund“ werde ein versierter Kollege in Teil- oder Vollzeit gesucht, heißt es in der Anzeige. „Er soll Spaß daran haben, in unterschiedlichen Betrieben zu arbeiten.“

Besonders interessant in der Annonce: Hansmann vergibt 3000 Euro. Ein Apotheker, der langfristig bleibe, erhalte das Geld als Antrittsbonus. Das heißt: Der neue Mitarbeiter soll über die Probezeit hinaus für den Verbund tätig sein. Das Geld erhielten auch beispielsweise Kollegen, die ihm einen Approbierten vermittelten, sagt Hansmann. „Es ist ein Versuch. Den Kopf in den Sand stecken, bringt nichts.“ Die Arbeitsmarktsituation erfordere Ideenreichtum.

Die Suche nach geeignetem Personal ist auch in Niedersachsen eine Herausforderung für Apothekeninhaber. Das hat laut Hansmann, lange Jahre Verbandsvize unter Heinz-Günter Wolf, mehrere Gründe. „Der Arbeitsmarkt an sich ist eher schlecht. Es werden zu wenige ausgebildet.“ Während der Ausbildung könnte die Apotheke vor Ort als Arbeitsplatz einen höheren Stellenwert haben und mehr im Bewusstsein sein.

Hansmann engagiert sich deshalb für Studenten. Seit dem vergangenen Jahr unterstützt er angehende Apotheker an der Technischen Universität Braunschweig mit einem Deutschland-Stipendium. Zudem begleitet er in seinen Apotheken ausländische Pharmazeuten auf dem Weg zur Sprachprüfung und Anerkennung ihrer Ausbildung. „Das mache ich seit einigen Jahren“, sagt er. Aktuell habe er eine Filialleiterin aus Belgrad und eine Kollegin aus Russland.

Bei den deutschen jungen Apothekern habe sich die Einstellung zum Job in den vergangenen Jahren etwas geändert, so Hansmann. „Die Denke ist anders. Freizeit und Familie spielt eine größere Rolle.“ Das Geld sei weniger wichtig. Manche Bewerber wollten am Freitag nur bis zum frühen Nachmittag arbeiten und gar keinen Notdienst leisten. „Ich habe sie gefragt, ob sie den richtigen Beruf gewählt haben.“ Zudem sei die Tätigkeit viel bürokratischer geworden.

Bereits im vergangenen Jahr beschrieb Hansmann, wie schwierig es ist, Personal zu finden. Damals suchte er einen Ersatz für eine angestellte Apothekerin, die aus Bosnien zu ihm kam. Ohne Erfolg. Die Zahl der ernsthaften Bewerbungen waren spärlich, trotz Zusatzangeboten wie übertariflicher Bezahlung auch für Nachtdienste. Der Apotheker bot Zuschüsse zu Kindergartenbeiträgen und es gab Tankkarten. Auch bei der Wohnungssuche war er behilflich.

Viele Apotheker werden immer einfallsreicher, wenn es um die Personalsuche geht. Mit Prämien versuchten bereits verschiedene Inhaber neue Mitarbeiter zu werben. In München versprach eine Pharmazeutin einer PTA im Mai ein besonders hohes Kopfgeld: „Unzufrieden?? 3000 Euro Wechselprämie“, hieß es aufmerksamkeitsstark in der Überschrift der Anzeige. Das Geld bezog sich auf eine Vollzeitstelle. Bei Teilzeit gab es einen anteiligen Betrag.

In der Stern-Apotheke in Eberswalde wurde vor einem Jahr so dringend nach einem Ersatz für eine schwangere Kollegin gesucht, dass Inhaberin Kathrin Wegner-Repke mit einem Schnellstarterbonus von 1000 Euro warb. Dass der Mut zu kreativen Anzeigen belohnt wird, zeigt ein Beispiel in Berlin. Apotheker Oliver Schulz suchte über eine große beleuchtete Anzeige in seinem Schaufenster und Straßenaufstellern nach Mitarbeitern. Mit Erfolg: Heute hat eine PTA ihren ersten Tag in der Columbia Apotheke.

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