Nicht alle Apotheken machen mit

3-Stunden-Streik: „Diese Aktion bringt nur böses Blut“

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Berlin -

Am 27. September ruft die Abda alle Apothekenteams auf, den Auftritt von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu verfolgen. Die Apothekentüren sollen folglich am „Tag der Antworten“ von 13 bis 16 Uhr geschlossen bleiben – mit Ausnahme der notdiensthabenden Apotheken. Auch wenn sich Kolleginnen und Kollegen notgedrungen beteiligen wollen, stößt das Vorhaben bei anderen Inhaber:innen auf Kritik.

Eine Berliner Apothekerin hatte sich beim Protesttag im Juni stark engagiert, in der kommenden Aktion sieht sie aber wenig Sinn: „Wenn ich meine Apotheke Ende September für drei Stunden schließe, verärgere ich meine hilfesuchende Kundschaft. Ich denke nicht, dass ich es einem Patienten plausibel machen kann, dass wir, weil wir den Auftritt des Gesundheitsministers im Internet verfolgen, leider keine Medikamente rausgeben können, obwohl wir vor Ort sind.“

Für drei Stunden zu streiken, bringe nichts als „böses Blut“, so die Apothekerin. „Die Kolleg:innen in unserer unmittelbaren Umgebung werden unterschiedlich reagieren nachdem, was bisher aus dem Kiez bei mir angekommen ist. Man zweifelt am Erfolg der Maßnahme und glaubt eher an die Verärgerung der Bevölkerung.“

Dagegen ist die Einstellung weit verbreitet, dass man geschlossen auf die Straße gehen und eine größere Aktion starten müsse, ähnlich wie am 14. Juni zum bundesweiten Apothekenprotest: „Der Streik am 14. Juni war uns eine Herzensangelegenheit. Nach dem fulminanten Auftakt darf man nicht bereits jetzt in die Deeskalation schlittern, vielmehr muss man das Eisen schmieden, so lange es heiß ist, das ist zumindest die Meinung der meisten unter uns im Kiez“, so die Apothekerin. „Wir bekommen mit, dass die Ärzte in einem ähnlichen Dilemma stecken, vielleicht sollte man sich zusammenschließen, wenn wir den Protest auf die Straße tragen“, schlägt sie vor.

„Es bleibt alles an uns hängen“

Aktuell habe sie aber mehr das Gefühl, es bleibe alles an den Apotheken hängen und wiederhole sich: „Wir sind im Prinzip den ganzen Tag nur am Jagen nach Medikamenten und sollen nach Aussage Lauterbachs nicht bunkern und keine Panik verbreiten, nur weil wir mehr Geld fordern. Der Minister koppelt zwei Problemkreise, das mag politisch geschickt scheinen, ist aber argumentativ unsauber und fällt auch unseren Kunden auf“, so die Apothekerin. „Lieferengpässe existieren in extremem Ausmaß, die Bürokratie wuchert ins Unermessliche, und man kürzt uns sogar noch die Vergütung, beispielsweise durch eine Erhöhung des Kassenabschlags. Das ist beispiellos“, ärgert sich die Apothekerin.

Zu wenig Öffentlichkeit

„Ich nehme an, dass der Minister die Probleme der Apotheken kennt. Diese wurden ihm mehrfach deutlich vorgetragen. Er verweigert jetzt das Gespräch mit unserem Berufsverband, er beleidigte uns am 14. Juni mit einem hämischen Tweet aus abgehobener Lage seines Gebäudes. Ich frage mich, ob er Angst vor der Auseinandersetzung hat oder ob ihn das Amt überfordert“, so die Apothekerin. Wenn er so weitermachen dürfe, werde es den Apotheken hierzulande schlecht gehen und damit auch den Menschen, die auf die Apotheke vor Ort angewiesen seien, so die Apothekerin. „In den letzten Monaten mussten in unserer Umgebung sechs Apotheken schließen. Für die Rede des Ministers sollte man nicht die Kunden vor der Tür stehen lassen, sondern ihm das Wort auf dem Apothekertag entziehen“, appelliert sie.

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