Apotheken sollen ab Januar gegen Covid-19 impfen. Neue Details zur ausgeweiteten Impfkampagne wollen Bund und Länder heute vorstellen. In zahlreichen Apotheken ist die Bereitschaft zum Impfen vorhanden – und ebenso das Fachwissen. Denn bereits rund 1000 Apotheken beteiligen sich an Grippe-Pilotprojekten.
Carola Bley aus Dormagen ist eine der rund 2600 geschulten Pharmazeut:innen, die gegen Influenza impfen dürfen. Die Fortbildung absolvierte die Inhaberin der Rathaus-Apotheke mit einer angestellten Approbierten. Seit einem Monat bietet sie Grippe-Impfungen an. Rund zehn Kund:innen hätten sich bislang immunisieren lassen. Das Angebot wird nicht aktiv beworben. Und auch wenn die Zahl nicht hoch ist, sei die Leistung wichtig, betont Bley.
„Die Kunden kommen auf uns zu und fragen, ob sie sich impfen lassen können“, sagt die Apothekerin. Gründe, weshalb nicht in eine Arztpraxis gegangen wird, seien beispielsweise die Terminvergabe. Apotheken haben im Vergleich zu Mediziner:innen in der Regel ausgedehntere Öffnungszeiten – Bley und ihr Team sind täglich von 9 bis 18.30 Uhr und samstags bis 15 Uhr im Dienst.
Auch in der Apotheke wird ein Termin für die Grippe-Immunisierung vereinbart. Dann trifft man sich im Beratungsraum. „Wir bereiten alles vor. Die Hygiene ist wichtig und dass alle Utensilien an Ort und Stelle liegen und direkt verfügbar sind“, sagt die Pharmazeutin. Vor der Impfung steht ein Aufklärungsgespräch an, für das es festgelegte Fragen gibt. Der ganze Prozess mit den Kund:innen – Spritze inklusive – dauere etwa 20 Minuten. Die Kund:innen verbleiben weitere 15 Minuten im Beratungsraum zur Kontrolle. Danach stehe die Dokumentation an.
Bley verwendet Flucelvax oder Eflueda. „Wir stellen für jeden Patienten eine Abrechnung auf einem Formular 16 ähnlichen Dokument aus.“ Der Impfstoff wird zusätzlich zur Pauschale nach Arzneimittelpreisverordnung abgerechnet. Für die Leistung erhalten Apotheken 12,61 Euro netto pro Impfung. Das sei etwas wenig, sagt Bley. Da man Personal und Räumlichkeiten stellen müsse und noch der Aufwand für Vorbereitung und Dokumentation dazukämen, seien 28 Euro auch für eine Corona-Impfung gerechtfertigt. Dabei handelt es sich um den Betrag, den die Ärzt:innen seit Mitte November erhalten. Davor lag die Vergütung bei 20 Euro pro Impfung. An Wochenenden sowie an gesetzlichen Feiertagen sowie dem 24. und 31. Dezember werden jetzt 36 Euro gezahlt. Für das Ausstellen eines Impfzertifikats gibt es 6 Euro, wenn es rein manuell ohne PVS-Unterstützung erfolgt, wird automatisiert ausgedruckt, sind es 2 Euro.
Für Bley kommt es nicht überraschend, dass die Apotheken in die Impfkampagne eingespannt werden sollen. „Damit habe ich fest gerechnet. Warum sollte man auf das Apotheken-Know-How verzichten?“ Wie bei Grippe müsse auch bei Corona im Vordergrund stehen, die Impfquote zu erhöhen. „Wir bieten ein niederschwelliges Angebot und bringen das Thema Impfung dadurch ins Gespräch. Impfen wird dadurch populärer, auch bei den Ärzten.“
Wichtig sei, dass man den Ärzt:innen mit der zusätzlichen Leistung nichts wegnehme. „Was die Praxen verimpfen, können wir in den Apotheken nicht leisten. Wir bieten ein flankierendes, unterstützendes Angebot an und können nur ergänzen.“ Zudem sei der Fokus und die Hauptaufgabe der Apotheke weiterhin die Versorgung mit Arzneimitteln. „Durch solche zusätzliche Dienstleistungen darf das nicht leiden.“ Generell steht Bley einer Ausweitung der pharmazeutischen Leistungen offen gegenüber und könnte sich so manche Laborleistung für ihr Angebot vorstellen.
Auch Apothekerin Laura Abels aus Erftstadt will Grippe-Impfungen anbieten. Fast alle ihrer angestellten Approbierten hätten die Schulung durchlaufen. Nach der Fortbildung fühlt sie sich gut auf das Impfen vorbereitet. In der Fortbildung werde beispielsweise gezeigt, wie geimpft werde und was bei Impfreaktionen wie einem anaphylaktischen Schock zu tun sei. Noch habe sie keine Patient:in in der Offizin gegen Grippe geimpft. „Wir müssen noch Unterlagen einreichen, kommen aber nicht dazu, weil so viel los ist.“ Auch Booster-Impfungen gegen Covid-19 steht sie offen gegenüber. „Das können wir leisten“, ist sie sich sicher. Abels betont jedoch, dass die Bezahlung der Leistung genauso hoch sein müsse wie bei den Ärzt:innen.
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