Apothekenzahlen

2018: Jeden Tag gab ein Inhaber auf

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Berlin -

Jetzt ist es amtlich: Zum Jahresende 2018 gab es laut ABDA 19.423 öffentliche Apotheken, 325 weniger als im Jahr zuvor. Noch nie haben netto so viele Apotheken aufgegeben, der Rückgang entspricht einem Minus von 1,6 Prozent. Die Zahl der Apothekenleiter ist unter 15.000 gefallen.

Der Rückgang ergibt sich aus dem Saldo von 97 Neueröffnungen und 422 Schließungen. Während 29 Filialen entstanden, sind 354 Haupt- beziehungsweise Einzelapotheken verschwunden – fast jeden Tag meldete also ein Apothekenleiter seinen Betrieb komplett ab. Dadurch ist die Zahl der Inhaber von 15.236 auf 14.882 gesunken. Insgesamt gibt es mittlerweile 4541 Filialen, wobei deren Zahl erstmals um weniger als 1 Prozent gewachsen ist.

2015 war die Zahl der Selbstständigen erstmals unter 16.000 gefallen; in den vergangenen vier Jahren haben damit 1000 Inhaber aufgegeben. Betrachtet man einen Zeitraum von zehn Jahren, gibt es 3869 Selbstständige weniger, ein Rückgang um knapp 21 Prozent. Der Rekord stammt aus dem Jahr 1996, als es 21.596 Leiter gab.

„Noch haben wir eine flächendeckende Arzneimittelversorgung, doch wenn sich nichts ändert, wird das bald nicht mehr so sein“, kommentiert ABDA-Präsident Friedemann Schmidt. „Der Abwärtstrend bei der Apothekenzahl zeigt, dass die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen stabilisiert werden müssen und dass die Apotheken eine bessere fachliche und ökonomische Perspektive brauchen.“

Der Berufsstand habe seine eigenen Vorschläge für eine Weiterentwicklung des Apothekenwesens vor einigen Wochen zur Diskussion gestellt. „Die Politik hat verstanden, dass gesetzgeberische Eingriffe notwendig sind; die sollten jetzt zügig kommen.“ Schmidt weiter: „Besonders beunruhigt und schmerzt mich, dass die Zahl der Apothekeninhaber immer weiter sinkt. Die Gesellschaft muss gerade jungen Apothekern wieder eine echte Perspektive bieten, um sich eine Existenz als Selbstständige aufzubauen.“

Die Apothekenzahl ist damit auf den tiefsten Stand seit Mitte der 80er-Jahre gefallen. Die Apothekendichte ist von 24 auf 23 Apotheken pro 100.000 Einwohnern zurückgegangen und liegt damit nun deutlich unter dem EU-Durchschnitt (31).

Die meisten Schließungen gab es in Baden-Württemberg, 58 Betriebsaufgaben standen nur vier Eröffnungen gegenüber. Damit sank die Zahl der Apotheken auf 2450, entsprechend ist auch der Rückgang prozentual hoch (minus 2,2 Prozent). Von den großen Kammerbezirken hat es nur Westfalen-Lippe noch stärker getroffen: Hier schlossen netto 49 Apotheken. Damit sank die Apothekenzahl im Kammerbezirk um gut 2,5 Prozent auf 1924.

Den Negativrekord hält mit minus 2,9 Prozent im vergangenen Jahr Rheinland-Pfalz, hier gab es 24 Schließungen und zwei Neueröffnung – und damit Ende des Jahres noch 979 Apotheken. Überproportional viele Schließungen gab es im vergangenen Jahr außerdem wieder in Berlin: Hier gaben 20 Betriebe auf, die Zahl sank damit um 2,5 Prozent auf 792.

Vergleichsweise glimpflich ging es dagegen in Hamburg und Bremen zu: Nach acht Schließungen und vier Neueröffnungen gibt es in Hamburg aktuell 400 Apotheken, in Bremen gab es nach acht Schließungen im Vorjahr keine Veränderung (eine Eröffnung, eine Schließung).

Im Kammerbezirk Nordrhein, wo es 2017 in absoluten Zahlen den größten Rückgang gegeben hatte, gab es zwar erneut 47 Schließungen, allerdings auch zwölf Neueröffnungen und damit noch 2202 Apotheken. Das Minus von 1,6 Prozent liegt damit leicht unter dem Durchschnitt und damit auf ähnlichen Niveau wie in Niedersachsen, wo es nach 42 Schließungen und zehn Neueröffnungen am Ende des Jahres noch 1903 Apotheken gab. In Hessen bedeuten 23 Schließungen und acht Neueröffnungen einen Rückgang um 1 Prozent auf 1470 Apotheken.

Eine gewisse Entspannung gab es auch in Schleswig-Holstein und im Saarland: Die Zahl der Apotheken im Norden sank um acht auf 650; 2017 hatte hier 18 Apotheken endgültig zugesperrt. Im Saarland gab es fünf Schließungen und damit aktuell 296 Apotheken.

In den neuen Bundesländern war die Situation wie in den Vorjahren stabil. In Sachsen gab es 16 Schließungen und zwölf Neueröffnungen und damit zum Jahresende 978 Apotheken. In Brandenburg lag die Quote bei 5:3 und die Zahl der Apotheken damit bei 573. In Thüringen sank die Zahl um acht auf 538, in Mecklenburg-Vorpommern um zwei auf 402.

In Bayern und Sachsen-Anhalt sank die Zahl um 55; hier lagen noch keine offziellen Zahlen vor. Die Angaben der ABDA beruhen auf den vorläufigen Zahlen der Landesapothekerkammern.

Betrachtet man die vergangenen zehn Jahre, gibt es ein klares Ost/West-Gefälle: Während die Zahl der Apotheken in Brandenburg stabil geblieben ist, bleibt der Rückgang in den übrigen neuen Bundesländern im einstelligen Bereich: minus 1,2 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern, minus 1,7 Prozent in Sachsen, bis hin zu minus 6,3 Prozent in Thüringen. Je nachdem, wie sich die Zahl 2018 entwickelt hat, könnte das Minus in Sachsen-Anhalt bei rund 5 Prozent liegen.

Auf der anderen Seite stehen die alten Bundesländer: Von den großen Kammerbezirken mit etwa 2000 Apotheken oder mehr weisen vor allem Westfalen-Lippe (-13,8 Prozent), Nordrhein (-12,5) und Baden-Württemberg (-11,7) starke Rückgänge auf. Niedersachsen und Hessen bilden mit minus 10 Prozent das durchschnittliche Niveau ab; Bayern – mit mehr als 3000 Apotheken größter Kammerbezirk in Deutschland – steht je nach den jüngsten Zahlen mit rund 9 Prozent Verlust etwas besser da.

Weniger positiv sieht die Entwicklung in Rheinland-Pfalz (-13,3 Prozent), dem Saarland (-13,2) und in Schleswig-Holstein (-12) aus, genauso wie in den Stadtstaaten: In Berlin ist die Zahl der Apotheken seit 2008 um 11,2 Prozent zurückgegangen, in Hamburg sogar um 12,9 Prozent. Schlusslicht bildet Bremen mit minus 16,2 Prozent.

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