Armutsgefährdungsschwelle in München

1540 Euro netto: Armutsgefahr für PKA-Einsteiger

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Berlin -

Apothekenangestellte haben angesichts der Mindestlohnerhöhung in diesem Jahr ein Gehaltsplus erhalten. Auch für 2023 erwartet Apotheker:innen, PTA und PKA eine Steigerung von 3 Prozent. Doch noch immer sind die Gehälter gerade für PKA und PTA niedrig. In München liegt ein:e PKA-Einsteiger:in mit dem Tariflohn laut dem neuesten Armutsbericht der Landeshauptstadt sogar unter der Armutsgefährdungsschwelle von 1540 Euro. Angesichts der Inflationsentwicklung ist die Adexa mit den Arbeitgebern im Gespräch.

Die Armutsgefährdungsschwelle für München wurde um 190 Euro angehoben und liegt jetzt bei 1540 Euro netto pro Monat für einen Ein-Personen-Haushalt. Für die Berechnung wurde eine Anfang 2021 durchgeführte Bevölkerungsbefragung genutzt – das heißt, die aktuellen Preissteigerungen sind darin nicht enthalten. Die Anhebung der Armutsgefährdungsschwelle liege auch daran, dass sich die Einkommen als Folge gestiegener Lebenshaltungskosten in München erhöht hätten, argumentiert die Stadt.

Alleinstehend und armutsgefährdet

Ein Haushalt gelte dann als armutsgefährdet, wenn das monatlich vorhandene Netto-Einkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle liege. Davon betroffen sind PKA im ersten und zweiten Berufsjahr, die alleinstehend und kinderlos sind, wenn sie laut Tarif bezahlt werden. Dann erhalten sie 2093 Euro brutto im Monat. Unterm Strich dürften dabei netto noch rund 1500 Euro übrig bleiben. Der Bruttotariflohn von 2170 Euro im zweiten bis sechsten Berufsjahr liegt genau auf der Grenze.

PTA-Einsteiger:innen sind etwas besser gestellt und liegen über der für München definierten Armutsgefährdungsschwelle. Sie verdienen als Alleinstehende und Kinderlose in den ersten beiden Berufsjahren ungefähr 1650 Euro netto. Doch auch mit diesem Gehalt dürften angesichts der Inflation aktuell keine großen Sprünge möglich sein. Bei einem Zwei-Personen-Haushalt liegt die Schwelle bei 2310 Euro. Kommt ein Kind im Alter über 14 Jahren dazu, steigt sie auf 3080 Euro.

Adexa: Angestellte erhalten Tarif plus X

Die Adexa geht davon aus, dass wegen des Fachkräftemangels „in den allermeisten Apotheken über Tarif gezahlt“ werde. „Als der aktuell gültige Tarifvertrag mit dem ADA abgeschlossen wurde, war die starke Inflation noch nicht absehbar. Zu dieser Situation ist Adexa mit den Tarifpartnern im Gespräch“, sagt eine Gewerkschaftssprecherin. Auch der bayerische Apothekerverband betrachtet grundsätzlich „das zunehmende Auseinanderklaffen der sozialen Schere mit Sorge“. In München kämen erschwerend die allgemein sehr hohen Lebenskosten dazu, für die die Landeshauptstadt bundesweit bekannt sei, sagt ein Sprecher.

Die Armutsschwelle ist in München eine Grundlage für die Gewährung Freiwilliger Leistungen des Sozialreferats wie den München-Pass oder vergünstigter Mittagstisch in den Alten- und Service-Zentren. Die neuen Grenzen sollen ab September gelten. „Angesichts der aktuellen Inflation und der drohenden sozialen Notlagen vieler Menschen in München sollten die neuen Werte so schnell wie möglich auch für die freiwilligen Leistungen der Stadt gelten“, sagte Bürgermeisterin Verena Dietl.

16 Prozent der Bevölkerung sind armutsgefährdet

Nach der EU-Definition gilt eine Person als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. 2021 lag dieser Schwellenwert für eine alleinlebende Person in Deutschland laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) bei einem Jahresgehalt von 15.009 Euro netto beziehungsweise 1251 Euro pro Monat. Rund 13 Millionen Menschen waren 2021 in Deutschland armutsgefährdet. Das entspricht knapp 16 Prozent der Bevölkerung.

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