Kund:innen bringen Münzgeld

150 Kilogramm Münzen: Apotheke spart 1000 Euro Gebühren

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Berlin -

Ein volles Münzgeldfach ist in der Apotheke wichtig – denn wegen Zuzahlungen und Rabatten wird der zu bezahlende Endbetrag oft „krumm“. Statt sich Rollen bei der Bank zu holen, setzt die Herde Apotheke am Stadtturm im hessischen Lich auf die eigene Kundschaft. Der Betrieb bot an, gesammeltes Kleingeld in Scheine zu tauschen. Mit Erfolg: Geschätzte 150 Kilogramm lagern jetzt in Großhandelswannen im Keller.

Ende Januar rief die Herde Apotheke zu einer Münzwechsel-Aktion auf. Pro Rolle muss Inhaber Olaf Herde der Bank 50 Cent zahlen. Bei sieben Kassen sei ein Bargeldvorrat deshalb wichtig. Auch wenn etwa die Hälfte der Kundschaft bereits mit Karte zahlten. „Schlummern bei Euch noch in einem Sparstrumpf, einem alten Marmeladenglas in der Küche oder der dicken Bacardiflasche im Partykeller ein kleiner oder großer Münzgeldhaufen? Habt Ihr ein kleines Körbchen, in das regelmäßig das Münzgeld aus der Geldbörse entsorgt wird?“, hieß es über Facebook.

Drei Tage Münzgeldwechsel in der Apotheke

Herde bot an, die Sammlungen kostenlos gegen Scheine zu tauschen. Eine Vorsortierung sei nicht nötig und auch kleinere Mengen seien gern gesehen. Die Aktion sei ein voller Erfolg gewesen, sagt er. An drei Terminen sei deutlich mehr als der Jahresbedarf an Münzen abgegeben worden. Die Aktion wurde deshalb nach drei Tagen abgebrochen. „Wir sind erschlagen worden mit Münzen, das ist unglaublich.“

Die Reserven bei den Kund:innen waren offenbar groß und die Apotheke traf mit dem Aufruf einen Nerv: „Die Leute warteten teilweise zwei Stunden vor der Apotheke“, so Herde. Die meisten seien mit großen Mengen wie „Schnapsflaschen“ gekommen. In einem Fall zählte die kleine Maschine des Apothekers eine halbe Stunde. Der Rekord seien 500 Euro in 1- bis 5-Cent-Stücke gewesen. Außerdem erfuhr der Pharmazeut von Bräuchen wie etwa das Bezahlen der Brautschuhe mit Kleingeld.

Jetzt lagern die getauschten Münzen im Keller sortiert in Großhandelswannen.Foto: Herde Apotheke

Einkaufswagenchips und Zigarettenstummel

Doch nicht nur Geld versteckte sich in den Behältern: Die gefunden Fremdkörper seien interessant gewesen, sagt Herde. Nicht umgetauscht wurden ihm zufolge Einkaufswagenchips, Teile von Gardinenstangen, Zigarettenstummel oder Tabakreste bis zu Sand. „Das musste ich mit dem Handsauger wieder aussaugen, damit in der Maschine nichts kaputt geht.“

Die Aktion war auch gut, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Die Kund:innen erzählten von ihren Schätzen oder unterhielten sich über andere Themen mit dem Inhaber. Die Menge an Kleingeld reiche für die kommenden drei bis vier Jahre. „Angesichts dessen, dass wir vorher bei der Bank immer 1000 Euro Gebühren pro Kalenderjahr zahlen mussten, spart man damit schon einiges.“ 50 Cent, 1-Euro- sowie 2-Euro-Münzen holt er sich von einer Waschanlage, deren Besitzer wiederum froh sei, das Münzgeld nicht zur Bank tragen zu müssen.

Der Inhaber kann das Geldwechseln empfehlen. Natürlich sei dies in einer kleinen Landapotheke allein wegen des personellen Engpasses schwer möglich. Aber vielleicht könnten die Kinder des Inhabers oder der Inhaberin das Wechseln betreuen. „Ich konnte mir Zeit nehmen, da ich einen Puffer an Personal habe.“ Finanziell habe sich der Einsatz gelohnt. Neben Zeit investierte der Apotheker 250 Euro für das Münzzählgerät. Er habe damit eine von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geforderte „Effizienzreserve“ gefunden, sagt er mit einem Augenzwinkern.

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