Nächste 30-Minuten-Apothekenplattform

15 Millionen Dollar, 100 Fahrer: McMakler-Gründer liefern für Apotheken

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Berlin -

Der Apothekenmarkt hat einen weiteren Plattformanbieter: Das Berliner Unternehmen Mayd (Meds at your Doorstep) verspricht eine Lieferung innerhalb von 30 Minuten innerhalb der Hauptstadt. Diese Ansage soll mit aktuell sechs Partnerapotheken und einer eigenen Fahrrad-Lieferflotte eingehalten werden. Neben den beiden Gründern, die das Online-Portal McMakler auf den Markt gebracht haben, sind verschiedene Investoren beteiligt.

Mayd verspricht OTC-Produkte innerhalb von 30 Minuten zu liefern. Aktuell werden rund 2000 Produkte aus verschiedenen Bereichen wie Erkältung, Vitamine und Nahrungsergänzungsmitteln, Schmerz, Beauty und Pflege angeboten. Das Portfolio hat das Unternehmen gemeinsam mit seinen Pharmazeuten selbst erstellt. Endverbraucher bestellen über die gleichnamige App. Die Aufträge gehen im Anschluss bei den Partnerapotheken ein.

Die Plattform arbeitet unter anderem mit der Berliner Witzleben-Apotheke zusammen. Nach einem Testlauf gehen seit Anfang Oktober Bestellungen ein. In der vergangenen Woche seien es im Schnitt fünf Anfragen pro Tag gewesen, sagt Mitinhaberin Patricia Christl. In der MediosApotheke in Berlin-Mitte sind es sogar 100 Bestellungen am Tag; mit Flyern, Werbung in den sozialen Medien und nicht zuletzt den bunt gekleideten Fahrern hat das Unternehmen laut einem Sprecher die „Early Adopter“ in den ersten zwei Wochen seit dem offiziellen Start gewonnen.

Noch gehen die Aufträge per E-Mail ein. Eine Verbindung über die Warenwirtschaft ist vorgesehen, sobald die Schnittstelle über Awinta funktioniere. Dann können die Kund:innen anhand eines Ampelsystems auch sehen, ob das gewünschte Produkt verfügbar ist.

Die Apotheke packt die Ware in Pakete, die von Mayd gestellt werden. Das Start-up liefert seinen Vor-Ort-Partnern auch Sticker. Auf den ersten Blick sieht die Kund:in die Marke Mayd, die Apotheke füge noch ein „Beratungskärtchen“ mit den eigenen Kontakten hinzu, sagt Christl. „Es ist nicht wie beim DocMorris-Marktplatz, wo der Kunde bei Rückfragen erst in ein Callcenter geleitet wird. Bei Mayd ruft er bei Fragen direkt bei uns in der Apotheke an.“ Das sei ein wichtiger Grund gewesen, bei der Plattform mitzumachen. Eine Grundgebühr gebe es nicht. Die Apotheke gebe einen Anteil des Verkaufspreises an Mayd ab.

Die Lieferung übernimmt Mayd selbst. Christl zufolge sind die Lieferanten per App über den Status des Auftrages informiert. Sobald das Paket fertig ist, können die Fahrradkuriere die Ware entgegennehmen und ausliefern – in Berlin gibt es 100 festangestellte Fahrer. Was sich genau im Paket befinde, wüssten sie nicht. Die Apothekerin ist mit der Zusammenarbeit zufrieden. Die schnelle Lieferung, die partnerschaftliche Zusammenarbeit und die Wertschätzung gegenüber den Fahrradkurieren seien Gründe gewesen, warum die Witzleben-Apotheke teilnehme.

Die Gründer Hanno Heintzenberg und Lukas Pieczonka begannen vor einem Jahr mit der Entwicklung der Lieferplattform. Sie halten aktuell 60 Prozent der Anteile, der Rest entfällt auf einen Fonds von Ludwig Ensthaler (ehemals Rocket) sowie die Finanzinvestoren Earlybird aus München und Target Global mit einem Fonds auf den Cayman Islands. Zum Start sammelte das Unternehmen rund 15 Millionen US-Dollar ein. Die Idee, den Fokus weg vom Immobilien- hin zum Gesundsheitsmarkt zu legen, ging auch auf die Pandemie zurück. In der Coronazeit seien Lieferdienste „durch die Decke gegangen“, sagt Heintzenberg. „Man konnte beobachten, wie schnell es die Leute annehmen, sich alles in kürzester Zeit liefern zu lassen.“

Nur für den gerade in der Pandemie wichtigen Gesundheitsbereich und die Apotheken habe es wenig gegeben. „Die Leute mussten vor der Apotheke Schlange stehen, das ist doch absurd.“ Mit dem Lieferkonzept wollen die Gründer nicht nur die Apothekenlieferungen in Berlin übernehmen. Als nächstes sollen München, Hamburg und Frankfurt folgen. Apothekenpartner gebe es bereits. Zunächst starte man auch in diesen Städten mit „wenigen Partnern“ – zwischen einer und fünf Apotheken sollten es sein.

Natürlich rentiere sich ein Lieferdienst umso mehr, je kürzer die Wege werden. Wer etwa ein Grippemittel in den Warenkorb lege, müsse seine Postleitzahl angeben und bekomme eine Apotheke vorgeschlagen. Wenn vorhanden, kann auch ein anderer Betrieb ausgewählt werden. Zunächst werde die Apotheke vorgeschlagen, die am nächsten ist. Die Wahlfreiheit sei aber gesichert.

Geliefert werden soll für Endverbraucher:innen zwischen 8 und 24 Uhr – und zwar kostenfrei. In Berlin könne dies beispielsweise wegen der langen Öffnungszeiten einer Medios-Apotheke angeboten werden. Ob die Lieferung dauerhaft kostenfrei bleiben wird, lässt Heintzenberg offen. „Nicht alle Preismodelle sind für die Ewigkeit gedacht.“ Die Kosten für die Apotheken will er nicht verraten. Die Konditionen seien Verhandlungssache.

Bei der Werbung setzt Mayd vor allem auf das Internet und soziale Medien. Beworben werde der Lieferdienst über Google, Facebook und Instagram. „Wir wollen Kunden gewinnen, die den klassischen Offline-Dienst in Anspruch nehmen.“ Perspektivisch sollen auch E-Rezepte hochladbar sein, sobald der Service angeboten werde.

Mayd betont die Partnerschaft mit den stationären Apotheken: „Wir nutzen die lokalen Strukturen“, sagt er und meint damit die schnelle Verfügbarkeit von Arzneimitteln, die Warenwirtschaftssysteme und die Beratung durch die Angestellten. „Damit grenzt man sich von Versandapotheken ab.“

In Berlin versuchen aktuell verschiedene branchenfremde Lieferplattformen im Apothekenmarkt Fuß zu fassen. Das Unternehmen Joom Pharm Solutions versucht sich im Markt und kooperiert dafür aktuell mit zwei Versendern.Auch „First A“ will innerhalb von maximal 30 Minuten Medikamente bis vor die Haustür zu liefern und bewirbt das Konzept aktiv unter anderem mit Türanhängern an Apotheken. In Hamburg testet Medikamendo gerade die Lieferung in zehn Minuten.

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