Ein Stromausfall gehört zum Schlimmsten, was einer Apotheke im Alltag passieren kann. Vom Kühlschrank angefangen, über die EDV und Kassensysteme bis zur automatischen Eingangstür – ohne Strom geht nichts mehr. Apotheker Carsten Hase hat es besonders hart erwischt: Volle 14 Stunden war er im Notdienst von der Versorgung abgeschnitten. Zum Glück weiß man sich auf Helgoland zu helfen.
Dass es Apotheker Hase „ausgerechnet“ im Notdienst erwischt hat, kann man nicht sagen, denn der Inhaber der Insel-Apotheke betreibt die einzige Offizin auf Helgoland und hat ununterbrochen Notdienst. Natürlich ist er nicht immer in der Offizin, er hat ein wasserfestes Mobiltelefon, das mit der Notdienstglocke verbunden ist. Allzu viele Notfälle gibt es auf Helgoland nicht in der Nacht, deshalb hat sich Hase auch nicht gewundert, dass es in der Nacht von Samstag auf Sonntag keine Anrufe gab.
In jener Nacht gab es auf dem Festland eine Störung in der Trafostation und kurzfristig war ganz Helgoland ohne Strom. Nachdem die Notgeneratoren angesprungen waren, wurden die Straßenzüge einzeln wieder aufgeschaltet, um das Netz nicht zu überlasten.
Doch in der Insel-Apotheke und den umliegenden Häusern blieb es dunkel. Hase erfuhr, dass in einigen Trafostationen beim Hochfahren einzelne Bauteile kaputtgegangen seien, die nun erst ersetzt werden müssten. Das könne aber ein paar Stunden dauern, wurde dem Apotheker mitgeteilt. Zwar verfügt die Insel-Apotheke über einen batteriebetriebenen Kühlschrank und eine USV-Anlage (unterbrechungsfreie Stromversorgung), aber die hält nur etwa anderthalb Stunden.
Zum Glück hatten die Versorgungsbetriebe Verständnis für die besondere Situation des Apothekers und stellten ihm zwei Kabeltrommeln à 50 Meter zur Verfügung. Damit konnte sich Hase Strom vom Restaurant Störtebeker zwei Häuser weiter holen. Warum ausgerechnet der Störtebeker nicht vom Stromausfall betroffen warm, weiß niemand im Viertel, vermutlich lässt ich ein echter Freibeuter von einem Trafohäuschen nichts vorschreiben.
Mit allen Verlängerungskabeln und Mehrfachsteckern, die er finden konnte, brachte Hase seinen Betrieb wieder ans Laufen – das Nötigste jedenfalls: „Den Server wegen Securpharm, die Kassen für die Rabattverträge, Kühlschrank und Telefon“, fasst der Apotheker zusammen. Die Kunden hätten sich allenfalls gewundert, dass es im Halbdunkel etwas schwieriger war, das Münzgeld zu finden, ansonsten lief alles halbwegs normal. Der Zettel an die Tür „Wegen Stromausfall nur Notversorgung“ konnte die Kund:innen jedenfalls nicht abschrecken – oder die Handcreme war wirklich ein Notfall.
Hase ist Norddeutscher, den so leicht nichts aus der Ruhe bringt. „War ein bisschen aufregend“, kommentiert er 14 Stunden Stromausfall. „Bringt doch nichts, wenn ich hier rumschreie, davon krieg ich auch nicht schneller Strom.“ Es ist auch schon der dritte Stromausfall in diesem Jahr, aber die anderen beiden waren nur eine beziehungsweise zweieinhalb Stunden lang. Was Hase eher Sorgen macht: Wie soll das künftig laufen, wenn er E-Rezepte bedienen muss? „Kein Strom, kein Internet, kein E-Rezept“, fasst er das Problem zusammen. Dafür gebe es bislang keine Lösung.
APOTHEKE ADHOC Debatte