Dr. Michael Hannig ist fassungslos. Eine solche Zerstörungswut habe er noch nie erlebt, sagt der Inhaber der Ringpark-Apotheke in Würzburg. Sein Betrieb wurde in der Nacht zum Donnerstag Opfer eines Einbruchs. Doch damit nicht alles: Die beiden Täter verschafften sich nicht nur gewaltsam Zugang zur Apotheke, sondern richteten dort auch unvorstellbare Verwüstungen an. Nach ersten Schätzungen beläuft sich der Schaden auf 100.000 Euro.
Der Einbruch begann am frühen Morgen gegen 4 Uhr und dauerte nach Erkenntnissen der Ermittler rund anderthalb Stunden. Kurz nach der Tat klingelte Hannigs Telefon: „Das wird kein schöner Tag für Sie“, warnte ihn der Arzt der neben der Apotheke gelegenen Praxis. Das Bild, dass sich dem Apothekeninhaber zeigte, bestätigte die schlimmsten Befürchtungen: Heruntergerissene Regale, zertrampelte Medikamente, eingeschlagene Scheiben, kaputte Computer.
„So eine Brutalität habe ich noch nie gesehen“, ist Hannig schockiert über das Ausmaß der Zerstörungen. Die Tat kam für den Apotheker völlig aus dem Nichts: „Hier in Würzburg gibt es eigentlich keine großen Probleme mit Kriminalität, die Ringpark-Apotheke liegt außerdem in einem guten Viertel.“ Dennoch habe er im Vorfeld Sicherheitsvorkehrungen getroffen: „Wir haben Überwachungskameras installiert und die Türen besonders gesichert – wir können uns also nichts vorwerfen.“
Das habe ihm auch der Schadensregulierer der Versicherung bestätigt. Der Versicherungsexperte wird am Ende der Woche die Zerstörungen begutachten. Danach weiß Hannig, ob die Schadenssumme erstattet wird. „Ich habe ja keine Erfahrungen mit solchen Situationen. Ich kann nicht vorhersagen, auf welchen Kosten ich sitzen bleibe“, so der Apotheker. Ohne Versicherungsleistungen müsste der Inhaber die mehreren Zehntausende Euro Schaden aus eigener Tasche begleichen.
Bargeld kam beim Einbruch vergleichsweise wenig abhanden: „Es waren lediglich 102,50 Euro in der Kasse, wir lassen dort immer nur geringe Beträge liegen“, erklärt Hannig. Auch der Tresor und dessen Inhalt haben die Tat unbeschadet überstanden. Möglich, dass die Täter aus Frust über die geringe Geldbeute ihre Wut auf anderem Wege kanalisierten. Aber auch Drogensucht und -handel könnten ein Motiv für den Einbruch sein: So wurden Codein-Tropfen und andere Arzneimittel, die oft bei Drogensüchtigen Verwendung finden, im Wert von 20.000 Euro gestohlen.
Im Umfeld der Ringpark-Apotheke tauchen bis heute gestohlene Medikamente in Mülltonnen auf, berichtet Hannig. Über seine Großhändler konnte der Inhaber die wichtigsten Arzneimittel kurzfristig ersetzen, sodass die Apotheke am Montag nach der Tat wieder öffnen konnte. „Den Notdienst, den wir am Wochenende eigentlich gehabt hätten, mussten wir tauschen. Da kam uns die Kammer Gott sei Dank sehr kulant entgegen“, erzählt der Inhaber erleichtert.
Auch die Kunden hätten sehr verständnisvoll reagiert und ihr Bedauern über den Zwischenfall ausgedrückt, freut sich Hannig über die Unterstützung der Würzburger. Auch zur Polizei gebe es regelmäßigen Kontakt. Noch sind die Täter auf freiem Fuß, dank der Überwachungskamera und der langen Dauer des Einbruchs gibt es jedoch viel Bildmaterial von den beiden: Sie sind vermutlich zwischen 20 und 25 Jahre alt. Einer der Einbrecher trug eine Kapuze, beim anderen war jedoch das Gesicht erkennbar.
„Mehr habe ich von der Polizei noch nicht erfahren“, so Hannig. Ermittlungstaktische Gründe, wie es dann in solchen Fällen heißt. Wichtiger sei momentan ohnehin, die Ringpark-Apotheke wieder auf Vordermann zu bringen. Noch immer sind die Aufräumarbeiten nicht abgeschlossen, ein Facharbeiter ist zudem dabei, die Schäden an der Tür und der Innenausstattung zu beheben.
Eine Metallplatte ersetzt aktuell die Glasscheibe am Apothekeneingang. Mit Brecheisen und Steinen traktierten die Täter über 20 Minuten das Sicherheitsglas, bis dieses schließlich nachgab und die Einbrecher ihr Werk in der Apotheke fortsetzen konnten. Dort wüteten sie nicht nur in der Offizin, sondern auch in den übrigen Räumen. Die beiden Flüchtigen rissen Kühlschränke auf und rissen sogar das Bett für den Nachtdienst auseinander. Die Decken landeten im Verkaufsraum, Medikamente wurden in den Bettkasten geschmissen.
Die Kripo Würzburg bittet bei der Fahndung nach den beiden Tätern um Hinweise. Gesucht werden Zeugen, die am Donnerstag zwischen 3.30 Uhr und 5.30 Uhr verdächtige Personen oder Fahrzeuge im Umfeld der Apotheke gesehen haben oder die durch den Einbruch verursachten Geräusche bemerkten. Sachdienliche Angaben werden unter der Rufnummer 0931 / 457 1732 entgegengenommen.
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