1000 Euro Stundenlohn: KLS rudert zurück Sandra Piontek, 22.05.2024 15:08 Uhr
In der Erika-Apotheke Bartz in Hamburg soll das Warenwirtschaftsystem umgestellt werden. Doch im Zusammenhang mit dem Kommissionierer folgte eine böse Überraschung: „KLS wollte für maximal eine Stunde Arbeit satte 1000 Euro plus Mehrwertsteuer haben“, ärgert sich Inhaber Christian Bartz. „Das kann man getrost als Wucher, wenn nicht sogar als Straftat bezeichnen.“ Erst nach einem Gespräch mit dem Geschäftsführer ruderte das Unternehmen zurück.
Bartz stellt von Infopharm auf ADG um. Schon etwa drei Wochen vor dem geplanten Wechsel telefonierte er deswegen der Hotline von KLS hinterher: „Ich habe mehrfach nachgefragt, was wir für die Umstellung denn noch benötigen“, so der Inhaber. „Ich habe keine richtige Auskunft erhalten und wurde mit baldigen Rückrufen vertröstet.“ Da Infopharm zum Ende dieses Jahres eingestellt wird, kümmerte sich der Apotheker frühzeitig um eine Alternative: „Wir wollten nicht warten mit der Umstellung, deswegen war ein baldiger Neuanschluss geplant“, berichtet er.
Bisher konnte Bartz nicht über den Service des Automatenherstellers klagen: „Bei mir lief eigentlich immer alles gut, ich war zufrieden und habe erst vor kurzem sogar den Wartungsvertrag um fünf Jahre verlängert“, so der Apotheker. „Die Anlage von KLS funktioniert einwandfrei, da kann man nichts aussetzen.“
Nun sei er aber enttäuscht worden: „Als ich dann endlich das Angebot zur Wawi-Umstellung von KLS bekommen habe, dachte ich, mich trifft der Schlag: Ich soll für eine Stunde Arbeit des Technikers 1000 Euro bezahlen.“ Der Apotheker versuchte nach dem Erhalt des Angebots, einen Servicemitarbeiter zu kontaktieren: „Es ist sehr schwierig, jemanden ans Telefon zu bekommen. Als ich endlich jemanden erreichte, versprach man mir einen Rückruf noch am selben Tag, da warte ich jetzt seit einer Woche drauf“, ärgert er sich. Dabei sah er aufgrund des horrenden Preises dringenden Klärungsbedarf.
Da sein System zeitnah umgestellt werden muss, musste Bartz in den sauren Apfel beißen. „Ich habe direkt bei KLS nachgefragt, ob der Techniker denn fünf Stunden bei uns zu Gange wäre“, so der Inhaber. „Wie ich denn darauf kommen würde, hat man mich gefragt.“ Bartz ging in seiner Frage von einem „normalen Stundenlohn“ aus. „Üblich sind bei solchen Technikerarbeiten 150 bis 200 Euro Stundenlohn. Wenn plötzlich 1000 Euro aufgerufen werden für die Wawi-Umstellung, gehe ich von einer höheren Zeitinvestition aus“, so der Inhaber.
Der Service für die Umstellung der Warenwirtschaft setze sich laut dem Angebot von KLS folgendermaßen zusammen:
- Terminierung der Umstellung zum Wunschtermin des Kunden
- Koordination und Terminabstimmung mit dem neuen WaWi-Anbieter
- Klärung der einzustellenden Software und Hardwarevariante
- Umstellung der Schnittstelle außerhalb der Apotheken-Öffnungszeiten
- Test der Kommunikation außerhalb der Apotheken-Öffnungszeiten
- Interne Verwaltung der Datenbankeinträge
Am Telefon verneinte KLS einen hohen Zeitaufwand jedoch: „Man sagte mir, dass die Arbeit deutlich schneller als fünf Stunden verrichtet werden würde. Es solle maximal eine Stunde dauern“, so Bartz. Für den Apotheker ist somit klar: „Das ist Wucher und wäre in meinen Augen eine klare Straftat“, so der Pharmazeut.
Schlussendlich kam es aufgrund mehrfachen Drängens des Inhabers zum Gespräch zwischen dem Firmenchef Manfred Seibold und einem Innendienstmitarbeiter: „Eine Rückrufbitte auf der Mailbox von Seibold blieb zunächst zwar unbeantwortet, aber es sieht so aus, als hätte sich jetzt alles aufgeklärt“, so Bartz. KLS berechne nun nach Aufwand branchenüblich 150 Euro pro Stunde. „Ich bin gespannt, denn auf dem Angebot stehen immer noch 1000 Euro. Erst weiter unten wurde der Betrag auf eine Stundenpauschale angeglichen.“