1000 Euro: Apotheke entlarvt Fake-Rechnung Carolin Ciulli, 18.10.2022 08:01 Uhr
Die Löwen-Apotheke im sächsischen Flöha hat einen Rechnungsbetrug erkannt – in letzter Minute. Ein angeblicher Verlag bat per E-Mail um die Bezahlung von knapp 1000 Euro für eine Anzeige. Da der Betrieb tatsächlich bei einem fast gleichnamigen Verlag Kunde ist, fiel die falsche Rechnung erst in letzter Sekunde auf.
Die E-Mail des angeblichen Städte Online Verlags beginnt mit einem freundlichen Hinweis auf das umweltbewusste Handeln: Bei bestehenden Kunden verzichte man auf eine Rechnung in Papierform und nutze lieber die Digitale Übertragung per E-Mail oder Fax. „Anbei finden Sie Ihre Rechnung für die Stadt Informationskarten Ihres Standorts“, heißt es weiter.
Keine Telefonnummer für Rückfragen
Die Rechnung sei „soweit digital gültig, sollten Sie allerdings auf eine Kopie in Papierform bestehen, wird unser Versand schnellstmöglich Ihnen das Original zukommen lassen“. Bei Rückfragen soll sich die Apotheke an Innendienstmitarbeiter Stefan Meyer wenden – doch eine Telefonnummer, eine personalisierte E-Mail-Adresse oder ein anderer Kontaktweg fehlt. Verschickt wurde die E-Mail über ein Google-Konto.
Apotheker Jochen Förster von der Löwen-Apotheke wäre fast auf den Betrug hereingefallen: „Da wir dort Kunde sind, hätten wir beinahe die Rechnung von über 900 € beglichen.“ Im Frühjahr wurde eine Werbung im Stadtplan der Stadt Flöha gebucht. „Das machen wir seit Jahren und daher war mir der Name vertraut.“ Auffällig sei das Wort „online“ gewesen. Aber ohne weiter darüber nachzudenken, sei die Rechnung in die Buchhaltung geladen worden.
Fehlende Umsatzsteuer-Nummer fiel auf
Als ich dort die Rechnung bearbeitet worden sei, sei das Logo aufgefallen, das nicht mit dem eigentlichen Verlag identisch sei. „Außerdem fehlten einige Angaben wie eine Umsatzsteuer-Nummer bzw. war die Steuernummer ungewöhnlich. Eine Telefonnumer für Rückfragen etc. gab es auch nicht.“ Auch die Google-Mail-Adresse kam der Apotheke seltsam vor. Förster will andere Apotheken vor dem falschen Verlag warnen.
Der eigentliche Städte-Verlag mit Sitz in Fellbach informiert bereits seit Längerem über unseriöse Verlage. „Leider versuchen immer wieder unseriöse Verlage Anzeigenaufträge zu erschleichen. Dabei geben sie vor, vom Städte-Verlag zu kommen oder erwecken durch ähnliche Namen, Telefonnummern und Logos diesen Eindruck“, teilt das Unternehmen mit. „Wir als Städte-Verlag tun alles, was rechtlich möglich ist, um diesen Machenschaften ein Ende zu bereiten und unsere Kunden sowie unseren guten Ruf zu schützen. Da die unseriösen Firmen jedoch vom Ausland aus agieren und immer wieder umfirmieren, ist es leider sehr schwierig, diese Geschäftspraktiken dauerhaft zu unterbinden.“ Auch Juristen warnen im Internet vor der Masche des angeblichen Verlags.
Immer wieder versuchen Betrüger:innen in Apotheken ihr Glück. Mitunter sind die Beträge extrem hoch: Im Sommer warnte ein Inhaber vor gefälschten Rechnungen des Münchener Spezialherstellers Vertex. Die Bankverbindung wurde offenbar von Internetbetrüger gefälscht. Fast hätte er rund 75.000 Euro an ein Bankkonto überwiesen. Auch angebliche IT-Dienstleister oder vermeintiche Anbieter von Websites oder Schnelltests schickten bereits Plagiate an Apotheken.