Versandhandel

100 Apotheken für Zur Rose

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Berlin -

Finanziell ist die Übernahme von Doctipharma durch Zur Rose kaum der Rede wert. Und doch macht der Zukauf strategisch Sinn: Der DocMorris-Mutterkonzern verschafft sich Zugang zum französischen Markt – und zu 100 Partnerapotheken. Der Fall zeigt: Wer auf dem Marktplatz am Ende seine Ware feilbietet, spielt eigentlich keine Rolle.

Doctipharma ist seit März 2014 am Netz und hat derzeit rund 100 Partnerapotheken. Das ist weit vom Ziel entfernt, 10 Prozent der 20.000 französischen Apotheken einzusammeln. 800.000 Besucher verzeichnet das Portal pro Monat, die jährliche Wachstumsrat lag zuletzt bei 20 Prozent. Weitere 500 Apotheken nutzen laut Zur Rose die Technik von Doctipharma für ihren eigenen Webshop.

Ein Apotheker aus der Nähe von Lyon, der anonym bleiben will, beschreibt seine Erfahrungen mit Doctipharma. Er habe sich damals angemeldet, um Reichweite zu erhalten. „Wir hatten vorher auch eine eigene Seite probiert, die hat aber nicht wirklich funktioniert“, erzählt er. Auch bei PharmaVie ist seine Apotheke registriert, erhält darüber aber im Schnitt nur eine Bestellung pro Monat. Über Doctipharma hingegen seien es rund zehn am Tag. „Doctipharma ist ziemlich bekannt und hat viele Kunden, die die Plattform nutzen.“

Die Bestellungen kämen aus ganz Frankreich und würden von seiner Apotheke wie normale Bestellungen behandelt. An Doctipharma müsse er pro Bestellung eine Provision von rund 10 Prozent des Bestellwerts abführen. „Es kommt drauf an: Mal mehr, mal weniger“, wie er sagt. Worauf genau es ankommt, kann oder will er aber nicht erklären. Dass Doctipharma von Zur Rose übernommen wurde, überrascht ihn. Er müsse nun selbst erst einmal schauen, was sich an den Konditionen ändere.

Tatsächlich könnte weit reichende Änderungen auf ihn zukommen: Denn bei Doctipharma verkaufen die Apotheker – anders als beim spanischen Pendant Promofarma, das Zur Rose im vergangenen Jahr übernommen hat – Ware auf eigene Rechnung und geben dem Betreiber einen Anteil ab. Der neue Eigentümer will Doctipharma nun integrieren – nicht nur die Marke soll verschwinden, sondern auch das Abrechnungsmodell angepasst werden.

Das wäre nur konsequent, denn im Grunde spielt es keine große Rolle, woher die Ware kommt: Auch wenn Firmenchefin Stéphanie Barré in der Vergangenheit gerne behauptet hat, dass der Kontakt zum jeweiligen Apotheker durchaus gewünscht sei: Welche Apotheke das Produkt ausliefert, wird auf der Website nur kleingedruckt erwähnt.

Beibehalten will Zur Rose dagegen die Zusammenarbeit mit Doctissimo; immerhin ist die bisherige Marktpräsenz der wichtigste Grund für den Zukauf. Das Gesundheitsportal, als dessen Ableger Doctipharma vor fünf Jahren gegründet worden war, ist der wichtigste Frequenzbringer: Auf 25 Millionen Visits kommt die Website zu Gesundheitsthemen; ein Link verweist auf den Marktplatz, auf dem die Kunden Produkte dann auch gleich kaufen können.

Hinter Doctipharm und Doctissimo stand bislang der Medienkonzern Lagarde. Dessen Erwartungen haben sich offensichtlich nicht erfüllt, im Sommer kündigte Lagaderre an, sich von seinem kompletten E-Health-Geschäft trennen zu wollen. 60 Millionen Euro wollte Firmenchef Arnaud Lagardèr erlösen – ein Bruchteil dessen, was die Gruppe bis dahin investiert hatte. Wie Les Echos berichtete, wurde alleine Doctissimo beim Einstieg 2008 mit 138 Millionen Euro bewertet.

MonDocteur, eine Plattform zur Vereinbarung von Arztterminen, ging noch im Sommer an Doctolib. Der Verkauf von Doctissimo an die TF1-Gruppe sollte eigentlich bis Herbst abgeschlossen sein. Unklar ist, ob der Deal zustande gekommen ist.

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