Apothekenteams sollten die Dosierungsangaben auf Rezepten genau prüfen – wie wichtig diese Aufgabe ist, erleben die Angestellten im Handverkauf allzu oft. In Zwickau kam unlängst ein Kunde mit einem Rezept über Ibuprofen in eine Apotheke. Dort staunte man nicht schlecht, denn die Praxis hatte ihm aufgeschrieben, bei Bedarf zehn Tabletten mit jeweils 800 mg einzunehmen.
Ein Patient legte in der Linda Apotheke in der Nordvorstadt ein Rezept über Ibuprofen vor. Verordnet wurde die Wirkstärke 800 mg und eine Packung mit 50 Stück. Dazu hieß es: „1x 10 b. Bed.“. Inhaberin Daniela Hänel war schockiert, als sie in der Rezeptbesprechung die Verordnung sah, die eine Angestellte bearbeitet hatte: „Wieder ein verordneter ärztlicher Todesfall durch akutes Nierenversagen. Der Patient kann den Zeitpunkt aber selbst bestimmen“, kommentiert sie den Fall mit Ironie.
Die Angestellte habe den Mann aufgeklärt und Schlimmeres verhindern können. „Jeden Tag entdecken die Apotheken vor Ort mehrere Verordnungsfehler und verhindern schwere gesundheitliche Folgen und Todesfälle“, sagt Hänel. „Wir fragen immer bei Dosierungsangaben nach, immer.“ Fehler seien menschlich und könnten passieren. Glücklicherweise vertrauten die Patientinnen und Patienten in solchen Fällen dem Apothekenteam.
Hänel will die Praxis nicht diffamieren. Es habe sich dort um einen Tippfehler gehandelt. „Auch ich mache Fehler, aber es ist gut zu wissen, dass es jemanden gibt, der mit wachsamem Auge und Ohr das eigene Handeln absichert“, betont die Apothekerin. „Solange es uns gibt, so lange können wir als Arzneipolizei tätig sein und dem Gesundheitswesen Folgekosten ersparen.“ Gerade bei Ibuprofen sollte man wachsam sein, rät Hänel. „Die Leute nehmen das wie geschnitten Brot, das sehe ich an den Abverkäufen.“ Wichtig sei, immer nach Nierenerkrankungen oder nach der Einnahme von Ramipril zu fragen.
Die Inhaberin, die auch Vorsitzende der Freien Apothekerschaft (FA) ist, betont, dass es „leider“ keine Erhebungen oder Statistiken gebe, wie viele Verordnungsfehler pro Tag in den Vor-Ort-Apotheken „entdeckt, behoben, geklärt, gelöst, verhindert“ würden. Zudem gebe es keine Daten darüber, wie viele Lösungen für Patientinnen und Patienten durch Apothekenangestellten gefunden würden.
„Die Politik, die GKV und die Bevölkerung entscheiden letztendlich, ob ihnen das wichtig ist. Ausländische Versender, ein Herr Jauch oder die Familie Gesundberg interessiert das nicht, finden auch die Fehler nicht, weil damit Arbeit verbunden ist“, sagt sie. Zuspruch erhält Hänel von Kolleginnen und Kollegen. „So etwas merkt keine Versandapotheke und ein Drogeriemarkt schon dreimal nicht! Und Herr Jauch kann hier keinen Joker einsetzen“, kommentiert die Inhaberin Sabine Mickeler den Beitrag, den Hänel dazu in sozialen Netzwerken verfasst hat. Die Apothekerin Tina von Baehr fügt hinzu: „Die Apotheke vor Ort – wichtige Säule im deutschen Gesundheitssystem! Berät, schützt, beugt vor, hilft, findet Lösungen, spart Kosten!“