THC Pharm warnt vor ungeprüften CBD Produkten 04.12.2019 08:45 Uhr
Angesichts der Flut von ungeprüften und meist auch unzulässigen CBD Präparaten im Markt warnt die aus einer Patienteninitiative hervorgegangene THC Pharm vor dem unregulierten Markt mit CBD Produkten. „Wohin völlig unregulierte Märkte im Gesundheitsbereich führen, sehen wir ja gerade in den USA, wo inzwischen mehrere Dutzend Tote und über 2000 schwerstkranke Patienten als Folge der Vaping-Krise zu beklagen sind, so Holger Rönitz, einer der Gründer des Frankfurter Pionierunternehmens. Inzwischen ist klar, dass die schweren, teils tödlich verlaufenden, Lungenerkrankungen nicht auf CBD oder THC sondern auf unkontrolliert beigefügte Additive zurückzuführen sind.
Dabei geht es dem Unternehmen nicht um Panikmache, sondern um Aufklärung im Sinne der Patientensicherheit. Tatsächlich liegen inzwischen auch in Deutschland Untersuchungen vor, die den weitverbreiteten Etikettenschwindel dubioser Anbieter dokumentieren. So fand zum Beispiel das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe schon vor acht Monaten deutliche Hinweise auf mangelhafte und potenziell gesundheitsgefährdende Produkte. Daraufhin wurden im August 49 Hanf- oder CBD Proben analysiert, von denen 11 (22%) als gesundheitsschädlich und weitere 17 (35%) als für den Verzehr durch den Menschen als ungeeignet beurteilt wurden. Zudem wurden von den 49 untersuchten Proben ganze 29 Proben als nicht zugelassenes Novel Food eingestuft, was somit generell als Lebensmittel nicht verkehrsfähig ist. Lediglich 12 Proben (24 %), meist Hanfsamenöle waren nicht zu beanstanden. Damit wurden 3 von 4 Produkten als nicht verkehrsfähig eingestuft. Passiert ist allerdings nichts.
Die THC Pharm, die seit 20 Jahren cGMP konformes Dronabinol und Cannabidiol als Rezeptursubstanz anbietet weist auch darauf hin, dass die FDA inzwischen vermehrt Warning Letters aufgrund nicht zugelassener Health Claims an CBD Produzenten verschickt und inzwischen fieberhaft an regulatorischen Wegen für CBD Produkte arbeitet.
Dort sieht man nach der Vielzahl an Todesfällen bei den Vaping Produkten offenbar Handlungsbedarf. In Deutschland unterliegt CBD sowohl der Verschreibungs- als auch der Apothekenpflicht und müsste somit GMP konform hergestellt werden. Tatsächlich gibt es aber einen riesigen grauen Markt, in dem völlig unkontrolliertes Material als Öle oder Tinkturen über soziale Medien und das Internet angeboten werden.
Das Problem ist schon seit mehreren Jahren auch aus Holland und der Schweiz bekannt. So fanden unabhängige Labore eine enorme Diskrepanz zwischen den angegebenen und tatsächlichen Inhaltsstoffen, was auch hinreichend publiziert wurde (https://www.karger.com/Article/FullText/489287). Die festgestellten Abweichungen im CBD Gehalt betrugen in zwei von 21 untersuchten Proben ganze 100 %. Eine offensichtlich weit verbreitete lukrative Methode, die Konsumenten zu prellen. In knapp der Hälfte der untersuchten CBD Öle (9 von 21) fand sich weniger als ein Zehntel des angegebenen CBD Gehaltes. Aber auch die meisten anderen analysierten Produkte, die Patienten gutgläubig erworben hatten, entsprachen keinesfalls dem beigelegten Analysenzertifikat oder den Inhaltsangaben auf den Flaschen.
Dabei geht es auch für den Apotheker keinesfalls um einen Kavaliersdelikt. Sofern in den angebotenen Ölen der THC Gehalt über 0,2 % liegt kann es sich um gewerbsmäßiges Inverkehrbringen von Betäubungsmitteln handeln, was in der Regel strafrechtliche Konsequenzen hat.
Die THC Pharm hat das Problem auch den Fraktionen des Bundestages zur Kenntnis gebracht und fordert bei gegebener Indikation eine zügige Kostenübernahme durch die Krankenkassen, analog zum sogenannten Cannabisgesetz. Ansonsten weichen Patienten regelhaft auf ungeprüfte Anbieter aus dem Internet oder dem grauen Markt aus. „Wenn die Behörden nicht für die Einhaltung der pharmazeutischen Standards sorgen, ist die Patientensicherheit akut gefährdet“ so der Arzt und Apotheker Christian Steup, der 1998 erstmalig Dronabinol als Rezeptur hergestellt hat und bei der THC Pharm die Forschung und Entwicklung leitet. Steup war es auch, der 2008 das erhebliche Gefährdungspotenzial der sogenannten „Legal Highs“ oder „SPICE“ Produkte erkannte und als erster den Nachweis erbrachte, das dort synthetische THC Derivate zu den zunehmenden Notfalleinweisungen von SPICE Konsumenten verantwortlich waren.