STADA Gesundheitsreport 2019:

63 Prozent der Deutschen sind potenzielle Organspender 15.05.2019 13:56 Uhr

63 Prozent der Deutschen wären Organspender, wenn sie diesen Status automatisch von Geburt an hätten. Tatsächlich besitzen aktuell aber nur 36 Prozent der Bundesbürger einen Organspenderausweis.1 Diese große Lücke ist der „Zustimmungslösung“ geschuldet. Viele Menschen in Ländern mit „Widerspruchslösung“ kritisieren das deutsche System, sie halten die Organspende für ihre Pflicht. Das zeigt der STADA Gesundheitsreport 2019 zur Zukunft der Gesundheit. Für die Studie wurden 18.000 Menschen in neun europäischen Ländern zu ihren Einstellungen und Wünschen befragt.

Weitere zentrale Ergebnisse: Jeweils rund die Hälfte der Deutschen kann sich vorstellen, vom Arzt via Webcam untersucht oder vom Roboter operiert zu werden. Vor Gentests haben viele Befragte noch Angst. Die Bundesbürger sind technischen und medizinischen Veränderungen gegenüber misstrauischer als ihre europäischen Nachbarn. Gleichzeitig haben viele das Vertrauen in die klassische Medizin verloren und setzen lieber auf altbewährte Hausmittel.

Unter den 18.000 Befragten waren jeweils rund 2.000 Befragte aus Deutschland, Belgien, Frankreich, Italien, Polen, Russland, Serbien, Spanien und dem Vereinigten Königreich. Die Befragung wurde vom Marktforschungsinstitut Kantar Health im Auftrag der STADA Arzneimittel AG durchgeführt. Die Ergebnisse wurden heute im Rahmen einer internationalen Pressekonferenz in Berlin vorgestellt. STADA CEO Peter Goldschmidt: „STADA freut sich, nun die Ergebnisse des fünften jährlichen Gesundheitsreports vorzustellen. Die Insights helfen uns dabei, Trends und Ansichten besser zu verstehen. So möchten wir Patienten und Healthcare-Professionals künftig noch passgenauer unterstützen. Das wird STADAs Position als führender europäischer Ansprechpartner in Gesundheitsfragen stärken.“

Andere Länder kritisieren Deutschland in puncto Organspende

Die zentrale Erkenntnis für die aktuelle Organspende-Diskussion in Deutschland: Wären die Bundesbürger von Geburt an automatisch Spender, würden es 63 Prozent auch bleiben. Tatsächlich sind aktuell nur etwa 36 Prozent als Organspender registriert. Auch in UK gibt es die Zustimmungslösung, auch hier ist das Bild in der Bevölkerung ähnlich. Beide Länder haben also ein großes ungenutztes Potenzial an Organspendern.

Die anderen sieben untersuchten Nationen haben eine Widerspruchslösung. Dort ist nicht nur die Zahl der Organspender höher als in der Bundesrepublik, die Bevölkerung der Länder kritisiert teilweise auch das Zustimmungssystem: Knapp die Hälfte der Befragten hält das Vorgehen von Deutschland und UK für wenig sinnvoll. 22 Prozent sind sich sicher, dass dadurch viele Organspender verloren gehen, weitere 24 Prozent halten die Organspende ohnehin für ihre Pflicht.

„Meine Gene gehen keinen etwas an“

Außerdem stand im STADA Gesundheitsreport 2019 die Frage im Fokus, wie offen die verschiedenen Nationen gegenüber neuen Trends in der Medizin sind und wie sehr sie noch auf die klassische Medizin vertrauen. Die Deutschen schnitten in beiden Punkten unterdurchschnittlich ab. Würde der Arzt zum Beispiel einen Gentest empfehlen, um Gesundheitsrisiken besser abschätzen zu können und eine bessere Behandlung anzubieten, würden nur 42 Prozent vorbehaltlos zustimmen. In allen anderen befragten Ländern liegt der Wert bei über 60 Prozent. Besonders skeptisch sind deutsche Frauen und die Befragten zwischen 35 und 49 Jahren, von ihnen würden nur 39 bzw. 37 Prozent vorbehaltlos zustimmen.

Weitere 24 Prozent der Deutschen würden zwar zustimmen, sich dabei aber sehr unwohl fühlen. Jeder Dritte lehnt kategorisch ab. Warum? Fehlendes Vertrauen in die Richtigkeit des Tests (8 Prozent) oder Angst, dass die eigenen Ergebnisse in die „falschen Hände“ geraten (4 Prozent). Und jeder Fünfte sagt, er möchte gar nicht wissen, welche Risiken ihn erwarten.

OP von Dr. Roboter? Nein danke.

Ein ähnlich kritisches Bild zeigt sich bei anderen zukunftsrelevanten Fragen: 49 Prozent der Bundesbürger können sich vorstellen, vom Arzt eine Diagnose via Webcam zu bekommen. Nur in Belgien sind noch weniger Menschen offen für die zeitsparende Art der Kommunikation mit dem Arzt. Biosensoren zur Überwachung von Gesundheitsdaten würden 29 Prozent der Deutschen nutzen, im europäischen Durchschnitt sind es 38 Prozent, Spitzenreiter ist Spanien mit 49 Prozent. Beim Blick in die fernere Zukunft lehnt jeder zweite Deutsche eine Operation von einem Roboter kategorisch ab. Nur in Serbien sind es noch mehr. In Italien beispielsweise würden sich zwei Drittel der Bevölkerung vom Roboter operieren lassen. Besonders skeptisch in Deutschland sind in diesem Punkt wieder Frauen – von ihnen würden sich nur 42 Prozent von Dr. Roboter operieren lassen.

Misstrauen gegenüber Schulmedizin

Vertrauen die Deutschen also weiterhin in erster Linie der Schulmedizin? Nein. Nur 23 Prozent der Bundesbürger vertrauen der klassischen Medizin völlig, 39 Prozent vertrauen ihr immerhin im Großen und Ganzen. Besonders misstrauisch sind erneut Frauen und die Altersgruppe der 35- bis 49-Jährigen, also diejenigen, die auch den Gentest am häufigsten kategorisch ablehnen. Im Ländervergleich haben nur Russland, Polen und Serbien noch weniger Vertrauen in die Schulmedizin. Trendforscher Sven Gábor Jánszky geht davon aus, dass dieser Trend weiter anhält: „Das liegt am Megatrend der Individualisierung. Die Schulmedizin folgt heute immer noch oft dem Prinzip ‚One fits all‘. Aber die Menschen wissen, wie unterschiedlich und individuell sie und ihre Körper sind. In diese Gefühlslage passt dann die Idee, dass es nur eine Standard-Medikamentation für eine Diagnose gibt, nicht mehr hinein.“

Die besten Mittel sind Hausmittel

Worauf vertrauen die Deutschen dann? Auf sich selbst. Bei Anzeichen einer Krankheit greifen 49 Prozent auf Hausmittel wie Hühnerbrühe oder Wärmflasche zurück, der mit Abstand höchste Wert in allen neun befragten Ländern. Im Durchschnitt setzen nur 27 Prozent zuerst auf Hausmittel, in Italien sogar nur 14 Prozent. Zuerst zum Arzt gehen in Deutschland elf Prozent, noch ein Prozent mehr geht für eine Beratung zuerst in die Apotheke. Damit schlagen Arzt und Apotheke das Internet, hier suchen nur acht Prozent als Erstes nach einer Lösung. Das größte Vertrauen in Arzt und Apotheke haben die Spanier: 38 Prozent von ihnen gehen bei ersten Krankheitssymptomen zuerst zum Doc, 20 Prozent zur Beratung in die Apotheke.

Es zeigt sich insgesamt, dass Deutschland am liebsten auf die eigenen Erfahrungen vertraut und sowohl technischem als auch medizinischem Fortschritt skeptischer gegenübersteht als der Rest Europas. Die „German angst“ vor der Zukunft der Gesundheit.

Weitere Informationen zum STADA Gesundheitsreport sowie vieles mehr finden Sie unter: www.deinegesundheit.stada/gesundheitsreport.

Über die STADA Arzneimittel AG

Die STADA Arzneimittel AG ist ein börsennotiertes Unternehmen mit Sitz im hessischen Bad Vilbel. Das Unternehmen setzt auf eine Zwei-Säulen-Strategie bestehend aus Generika, inklusive Spezialpharmazeutika und verschreibungsfreien Consumer Health Produkten. Weltweit vertreibt die STADA Arzneimittel AG ihre Produkte in rund 130 Ländern. Im Geschäftsjahr 2018 erzielte STADA einen bereinigten Konzernumsatz von 2.330,8 Millionen Euro und ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 503,5 Millionen Euro. Zum 31. Dezember 2018 beschäftigte STADA weltweit 10.416 Mitarbeiter.

1 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Info-Blatt: Wissen, Einstellung und Verhalten der Allgemeinbevölkerung (14 bis 75 Jahre) zur Organ- und Gewebespende. Köln, 2018. (www.organspende-info.de, Abruf: 19.02.2019)